Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
geräumiger als in einer Rakete. Manoli hatte keine Schwierigkeiten, sich in engen Räumen aufzuhalten. Zum Glück bin ich nicht zu groß , überlegte er sich, als er sah, wie niedrig die Decken waren.
Man wies ihm einen Platz zu. Ein Offizier stand wenig später neben ihm. »Doktor Manoli – willkommen an Bord! Meine Regierung hat sich entschlossen, Sie unauffällig zu transportieren – unter Wasser. Das dauert nur unwesentlich länger als mit dem Flugzeug ... Nach Plan sind wir in sechs Stunden bei der Tiefseekuppel. Ich hoffe, Sie haben keine Schwierigkeiten mit der Enge an Bord.«
Manoli schaute den Offizier durchdringend an. »Ich bin Astronaut. Das hier ist deutlich mehr Platz, als in den Geräten zur Verfügung stand, mit denen ich bisher unterwegs war.«
Der Offizier sah wenig begeistert aus.
Da habe ich mich wohl im Ton vergriffen , überlegte Manoli. »Verzeihen Sie, der Ruhm ist mir wohl ein wenig zu Kopf gestiegen. Eine Zeit lang sah es so aus, als sei jeder Mensch, auf dem das Schild Kennt Rhodan befestigt war, weltweit bekannt.«
Die Mimik des Offiziers zeigte Anzeichen von echter Verblüffung. Erst jetzt schien ihm klar zu werden, wer sein Passagier war. »Verzeihen Sie. Es ist meine Schuld. Ich hätte Sie erkennen sollen – aber es ist so viel passiert in den letzten Wochen ...«
Manoli winkte ab. »Kein Problem. Bringen Sie mich sicher zu der Kuppel, und ich bin glücklich.«
Der Offizier grüßte und verschwand.
Manoli seufzte. Als hätte ich nicht genug andere Probleme.
Mit einem Klick öffnete er den Verschluss seiner Arzttasche und holte einen braunen Schnellhefter heraus. Schon während des Studiums hatten sich seine Kommilitonen darüber lustig gemacht, dass er viele Dinge ausdruckte, anstatt sie auf dem Schirm zu überfliegen. Er liebte es, Papier in der Hand zu halten. Er konnte am besten arbeiten, wenn er mit drei unterschiedlich farbigen Stiften Notizen machen durfte. Auch später, auf seinem berühmten Flug zum Mond, hatte er Papier mitgebracht. Er musste lächeln, als er daran dachte, wie er sogar ein SF-Magazin eingeschmuggelt hatte.
Manoli wandte sich seinen Unterlagen zu. Der Hefter enthielt zwei Stapel zusammengetackerten Papiers. Der eine enthielt die medizinischen Unterlagen zu einem ihm sehr bekannten Körper: seinem eigenen. Der zweite Stapel waren die Unterlagen über Crest.
Manoli blätterte den Stapel mit seinen eigenen Unterlagen durch. Nichts. Er stopfte die Unterlagen zurück und wandte sich dem zweiten Stapel zu.
»Name: Crest. Geburtsort: unbekannt. Geburtsdatum: unbekannt. Geschlecht: männlich«, sprach er leise mit, während er die ersten Zeilen las. Bei Religion hatte er Arkonide eingetragen – leider gab es auf den Patientenakten kein Feld für den Herkunftsplaneten. Auch das ist etwas, das wir dringend einführen müssen.
Crest war für ihn ein medizinisches Rätsel – so viele Ähnlichkeiten bestanden zu einem normalen Menschen, dass es völlig unglaublich war, dass der Arkonide aus einem anderen Sonnensystem stammte. Und dann gab es wieder signifikante Unterschiede wie den völlig anders gestalteten Brustkorb.
Immer wieder die Hinweise auf Krebs. Crest wäre längst an der Krankheit verstorben, wenn er ein Mensch wäre. Sein Körper hatte eine erstaunliche Widerstandskraft. Und Manoli wusste aus eigener Erfahrung, dass Crest einen eisernen Willen besaß.
Habe ich wirklich alles richtig gemacht? Er legte die Unterlagen aus der Hand. Es ist kein Zufall, dass Crest durch den Transmitter verschwunden ist, nachdem er von seinem unheilbaren Krebs erfahren hat. Hätte ich anders mit ihm umgehen sollen?
Manoli nahm die medizinischen Unterlagen wieder zur Hand. Krebs. Hoffentlich lernen wir von den Außerirdischen auch, Geißeln wie diese zu besiegen.
Er trommelte mit den Fingerspitzen auf die Lehne. Ohne meine Diagnose wäre Crest nicht durch den Transmitter gegangen. Wenn Crest nicht durch den Transmitter gegangen wäre, hätten ihm Bull und Rhodan nicht folgen müssen. Es ist über zwei Wochen her. Perry, Bull – was ist passiert? Er atmete ruhig, rief sich selbst zur Ordnung. Es ist nicht meine Schuld. Aber vielleicht kann ich ein paar Dinge in Ordnung bringen.
Er legte Crests Krankenakte zur Seite. Den Rest der Reise vertiefte sich Manoli in ein zerfleddertes Science-Fiction-Taschenbuch.
Die Kontrolle am Eingang der Unterwasserkuppel war anstrengender als die vor dem Besteigen des U-Boots. Der wachhabende Soldat schaute nicht einmal auf,
Weitere Kostenlose Bücher