Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit
es ihnen über die Abgründe zwischen den Welten zu, bis nach Rofus, Reyan und Ferrol!«
»Es geht auch ohne euch!«, schrie die Menge. »Es geht auch ohne euch!«
Die Atmosphäre war durch den Zorn der Zuhörer nicht gereinigt worden, sondern nur unter Druck gesetzt, zum Zerreißen gespannt.
Rhodan bezweifelte nicht, dass der Omenvater in vielen Einzelheiten recht hatte: Zweifellos musste man den Thort nicht zu einer Person verklären, die demokratisch in die Pflicht genommen worden war.
Aber was war denn mit dem Omenvater? Dass der Charismatiker auf dem Sprechsitz das Gemeinwesen als mehrheitlich gewählter Bürgermeister regierte, bezweifelte Rhodan stark.
Jemand berührte Rhodan an der Schulter. Thora war unbemerkt an ihn herangetreten. »Eine interessante Stimmung, finden Sie nicht auch?«, fragte sie.
Er nickte bedächtig. »Ein interessanter Mann.«
»Begreifen Sie, was Sinn und Zweck dieser Übung sind?«
»Das liegt doch auf der Hand«, sagte Rhodan. »Er ruft zum Krieg auf gegen den Thort.«
12.
Garrean, frisches Gemüse und Ballaststoffe
Sie nahmen Shims Auto und fuhren zu ihm nach Hause. Garrean hatte seiner Stellvertreterin eine ebenso kurze wie vage Nachricht hinterlassen, dass seine Anwesenheit in dem einen oder anderen Bezirk von Karbush notwendig wäre, besonders in Partupan und Diphilettu.
Falls Vela Waygen ein Interesse daran hätte, das zu überprüfen, würde sie feststellen, dass er sich tatsächlich Richtung Diphilettu auf den Weg gemacht hatte. Sobald sie sich das bestätigt hatte, würde ihr Interesse erlöschen. Im Gegensatz zu den meisten Bewohnern von Karbush hielt sie Garrean für alles andere als geeignet, den Gouverneursposten auszufüllen. Sie nutzte jede freie Hand, die Garrean ihr ließ, sich selbst ins Licht zu rücken.
Shim wohnte im Schwarzen Würfel, einem Hochhaus am Rande des Bezirks Diphilettu. Nicht das allererste Viertel von Karbush, aber auch keine pikante Gegend.
Die Einrichtung von Shims Wohnung war schlicht: ein langer, hölzerner Tisch, darum einige Stühle, die Shim offenbar auch als Garderobe für seine Unterwäsche und andere Kleidung diente; ein gläserner Krug, in dem er seine Datenkristalle verwahrte; eine Truhe aus Plastik, beklebt mit Bildern vom Tapferen Täc, von Ghaspas, dem Augenlosen Seher, von Zuya, der Unbeugsamen Schwester, und von ein paar anderen populären Heroen der Unterhaltungsindustrie; schließlich ein Kühlschrank, der, kurz nachdem sie eingetreten waren, meldete: »Die Besorgung von frischem Gemüse und Ballaststoffen wird empfohlen.«
»Ja, ja«, murmelte Shim.
Sie setzten sich. Die Oberfläche des Tisches fühlte sich glatt an, wie von unzähligen Ärmeln über Generationen poliert.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in meinem Büro abgehört werde«, sagte Garrean. »Absurd. Wir sind doch nicht im Krieg.«
»Wer weiß«, unkte Shim. »Immerhin sind wir nun hier. Wir können frei reden.«
»Gesetzt, der böse Feind hat nicht auch dein Daheim nachrichtendienstlich vermint.«
»Geringeres Risiko«, sagte Shim.
Garrean atmete tief aus. »Du meinst also, der Thort handle unter Zwang. Wer soll ihn zwingen? Wer wäre mächtig genug? Vom Militär einmal abgesehen?«
»Warum sollten wir gerade vom Militär absehen?«, fragte Shim zurück.
Garrean schüttelte abwehrend beide Hände. »Wozu der Aufwand? Um aus Ambur wieder ein Übungsgelände zu machen? Das könnten sie ohne dies haben, irgendwo in den Todeszonen.« Man sah Shim an, dass auch er nicht an das Militär dachte. »Wer, wenn nicht das Militär?«
Shim stand auf und ging zu seiner Heroen-Truhe. Für einen Moment überfiel Garrean die groteske Vorstellung, Shim würde einige der Heldenfiguren aus der Truhe holen und damit spielen wollen. Aber es waren keine Figuren, es war ein Tablet, das Shim herausnahm. Noch auf dem Weg zum Tisch aktivierte er das Gerät. Er klickte ein paar Dateien auf und hielt Garrean den Bildschirm hin.
Garrean nahm ihm das Tablet aus der Hand und studierte das Bild. »Im Grund der Zisterne«, sagte er leise. »Was ist das?«
»Wenn Sie es nicht wissen ...«
»Ich weiß es nicht«, sagte Garrean leise. »Woher hast du das Bild?«
»Einer unserer Satelliten hat es aufgenommen, einer der alten, umprogrammierten Militärsatelliten, die jetzt die Oberfläche nach Senken absuchen, nach Bodenschätzen und nach Niederungen, in denen die Luft dicht genug wäre zum Atmen«, sagte Shim. »Der Satellit hat das Bild vor einigen Tagen
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