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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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glänzten schwarz; die Schäfte reichten bis dicht unters Knie.
    Rhodan kniff die Augen unwillkürlich zusammen. Waren die Hacken dieser Stiefel nicht ungewöhnlich hoch? Und die Gestalt dagegen ungewöhnlich klein, selbst für einen Ferronen? Der Schädel wirkte allerdings übergroß, dabei in sich wohlproportioniert mit seinem eher langen als breiten Gesicht, seinem kantigen Kinn, den schmalen Augen mit dem breiten Kupferbogen der Brauen darüber. Der Kopf war kahl, aber es war ein Kopf, den die Kahlheit gut kleidete.
    Der Omenvater – denn um wen anders sollte es sich handeln? – schwenkte die bewegliche Armlehne zu sich heran und richtete mit einem geübten Griff das Mikrofon ein. Ohne sich zu räuspern oder noch sonstige Vorbereitungen zu treffen, sagte er mit einer nicht sehr tiefen, nicht sehr volltönenden, etwas rauen, aber durchaus angenehmen Stimme:
    »Der Tag, den wir alle befürchtet haben, ist gekommen.«
     
    Rhodan versuchte während der Rede des Omenvaters, die anderen im Blick zu behalten: Thora hörte konzentriert zu. Tschubai, einige Meter weiter rechts, hatte die Schultern eingezogen und den Sombrero tief ins Gesicht gezogen; daneben reckte Chaktor den Hals.
    Obwohl er immer wieder nach links und rechts schaute, hatte Rhodan keine Schwierigkeiten, dem Omenvater zu folgen. Der Ferrone sprach klar, fast gläsern. Rhodan vermochte nicht ganz zu erkennen, woher die Wirkung rührte, die der Omenvater auf seine Zuhörer ausübte. Dennoch konnte auch er sich dem Charisma des Redners nicht ganz entziehen.
    »Es ist der Thort selbst, der alle Bewohner Amburs anweist, diesen Planeten zu verlassen. Nicht binnen Jahresfrist, nicht nach reiflichem Gespräch, sondern unverzüglich, ohne Weiteres, sofort. Der Thort selbst befiehlt es. Denn wer, wenn nicht der Thort, dieses Siegel des Friedens, hätte das Recht, da er so viele Leben gerettet hat, über so viele Leben zu bestimmen?«
    So, wie er es sagte, klangen die Wörter Frieden, Rettung und Leben unlauter und verdächtig.
    Ein leises Gemurmel ging durch die Menge; freundschaftlich klang es nicht.
    »Ganashar«, sagte der Omenvater und ließ das Wort im Raum schweben wie eine leuchtende Verheißung. »Ambur ist, gedemütigt und vergewaltigt vom Militär, die Welt gewesen, die niemand wollte, die Abraumhalde für biologische und mechanische Exkremente, die Kloake der ferronischen Kultur. Ambur – der Friedhof der zerbrochenen Dinge. Deshalb galt: Wer kein Daheim findet in der heilen Welt des Thort, komme nach Ambur. Wer den Weg aus der finsteren Epoche ins Licht der neuen Zeit nicht finde, dem bleibe immer noch Karbush. Wer aber auch in Karbush nicht sesshaft werde, dem stehe zuletzt Ganashar frei.«
    Zustimmendes Gemurmel.
    »Es ist wahr: Ganashar steht einem jeden frei. Warum? Weil Ganashar frei ist. Jedoch: So viel Freiheit verträgt sich neuerdings nicht mehr mit dem Frieden, den der Thort besiegelt. Jener Thort, den niemand von uns zum Bestimmer über uns bestimmt hat. Jener Thort,« – der Omenvater tat, als wollte er sich mit der rechten Hand, die er zu einer Kralle geformt hatte, an die Stirn greifen, um von dort etwas herauszureißen – »jene mit ihrem unsäglichen dritten Auge alles sehende Majestät, die über das System gekommen ist, unberufen und unabänderlich wie eine Sonnenfinsternis.«
    Gelächter. Einige spöttische Bemerkungen.
    Der Omenvater fuhr fort: »Dass wir um Hilfe von Ferrol niemals nachgesucht haben, zählt nichts auf der Rechnung des Thort. Dass wir nicht auf Kredit leben, sondern einander unseren Beitrag leisten zum Ganzen, zählt nicht. Dass wir den prachtvollen Banken Ferrols nicht zur Last fallen, nicht den Behörden und amtlichen Apparaten, die in Thorta wuchern, dass wir uns gegen die Ohrenbläserei betäuben, die aus dem Roten Palast schallt, zählt nicht. Oder irre ich? Zählt es doch? Zählt es sogar viel? Ist unsere Freiheit längst zu viel, unerträglich für den Roten Palast? Weil Ganashar den Kriechern und Windmachern beweist: Es geht auch ohne euch! Es geht auch ohne all die Ämter und Dienststellen, Palastwachen und Palasthuren, Kommandanturen und Banken? Sagt Ganashar nicht zum Entsetzen aller Kommandeure, Bänker und Minister so leise wie unüberhörbar: Es geht auch ohne euch!«
    »Es geht auch ohne euch!«, schallte es vom Platz zurück. »Es geht auch ohne euch!«
    »Lasst es hören, lasst es alle Funktionäre, Kriegsgewinnler, Profiteure hören und lasst es ihre Statthalter und Fürsprecher hören, ruft

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