Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung
Mildred. »Ignorier die Schläuche, dafür ist keine Zeit.«
Der dickliche junge Mann schlüpfte unbeholfen in den Raumanzug. Beim Training hatte er das viel besser gemacht, aber das hier war eben kein Training, sondern ein echter Notfall.
»Keine Bange«, tröstete Tifflor. »Allzu lange werden wir hoffentlich nicht drinbleiben müssen, du wirst schon sehen.«
Humpry schlug dem Kleineren auf den Rücken. »Mach dir einfach nicht in die Hosen, dann läuft's schon!« Er lachte laut, während Klaus den Blick senkte. Er war immer der Unbeholfene des jugendlichen Trios gewesen.
Tifflor merkte genau, dass beide Angst hatten und nicht richtig damit umgehen konnten. Unwillkürlich fasste er nach Mildreds Hand. Sie beide hatten das Gleiche durchgemacht. Und das war gar nicht einmal so lange her. Wann hatte sich das geändert? Wann hatten sie diesen Aspekt ihrer Jugend abgestreift? Er dachte an andere Menschen, die er kennengelernt hatte, wenn sein Vater sie vor Gericht vertrat. Darunter waren etliche gewesen, die jung nach Jahren sein sollten, deren Augen aber uralt waren. Würde er auch so einer werden? Ein junger Mann mit alten Augen?
Mildred erwiderte den vertrauten Druck seiner Hand und malte mit dem Zeigefinger ein kleines Herz auf seinen Handrücken.
»Ich helfe dir«, sagte Felicita und drapierte den Anzug so, dass Klaus ihn endlich schließen konnte. »Siehst du? Kein Problem, da hatte sich nur etwas verheddert.« Die zierliche Blonde sah Klaus Eberhardt dabei allerdings nicht an, sondern hielt den Blick nur auf Humpry geheftet, der sich gerade sein Hemd über den Kopf zog. Tiff sah, wie sie schluckte. War sie etwa in den ungehobelten Burschen verliebt?
Zugegeben, Hump sah nicht schlecht aus mit seiner bronzierten, straffen Haut über gut, nicht aufdringlich ausgebildeten Muskeln. Aber was sollte ein Boxer wie er mit der fragilen Felicita anfangen?
Oh.
Er verdrängte die Bilder. Wahrscheinlich fragte sich so mancher auch, was Mildred an ihm fand.
»Bist du bald fertig, Hifield?«, fragte Mildred. Der Umstand, dass sie nicht den Vornamen benutzte, und die Art, wie sie Hifield aussprach, verrieten ihre Ungeduld. »Du musst dich nicht ausziehen, weißt du?«
Er grinste sie auf seine unwiderstehliche Weise an. »Ich mag das Gefühl arkonidischer Hightech an meinem Körper.«
Tifflor runzelte die Stirn. Ja wurde denn die ganze Welt verrückt? Die TOSOMA stürzte ohne Kontrolle durchs All und wahrscheinlich auf einen vereisten Planeten – jedenfalls hoffte er das, weil ihre Überlebenschancen im Weltraum auf lange Sicht viel schlechter waren –, und alles, was seine Freunde zu tun hatten, war ... das?
»Los, rein in die Schleuse!«, befahl er in einem Ton, der keinen Platz für Zweifel oder Fragen ließ. Das war etwas, das er sich von seinem Vater und Pounder abgeschaut hatte. »Helme zuklappen!«
Er spürte, wie der Boden bockte. Für einen Sekundenbruchteil fiel die künstliche Schwerkraft aus. Er und die anderen wurden gegen die nächste Wand geschleudert, und eine Eisenfaust trieb ihnen die Luft aus den Lungen.
»Was ... war das?«, fragte Felicita.
»Du willst das gar nicht wissen«, sagte Tiff und schob sie vorwärts.
Erst als die fünf die Schleuse hinter sich hatten und vor einer der Transportröhren standen, die die innere Kugelzelle mit dem Rumpf verbanden, atmete er auf.
»Also: Vergesst nicht, dass ihr mit diesen Anzügen fliegen könnt – und eine Schutzschirmfunktion habt. Verstellt nichts an der Anzugsteuerung, sie ist auf intuitiv geschaltet. Der Anzug erkennt dann selbsttätig, was ihr machen wollt.«
Die Raumanzüge der Arkoniden konnten auf dreierlei Weise gesteuert werden: Intuitiv bedeutete, dass die Positronik aus der Körpersprache ableitete, was der Träger wollte. Verbal hingegen ließ die Positronik nur Sprachkommandos akzeptieren, was für erfahrene Träger in kritischen Einsätzen manchmal sehr viel hilfreicher sein konnte als die Intuitivsteuerung. Und letztlich konnte in Notfällen, etwa beim Ausfall der Positronik, der Raumanzug auch manuell über eine Art Joystick gesteuert werden.
Wenn sie in Gefahr gerieten, würden sich die Anzüge außerdem autonom vernetzen und damit ihre Kapazitäten ausweiten. Damit würden sie es schaffen, da war sich Tifflor sicher. Aber viel lieber wäre es ihm gewesen, die Möglichkeiten der Anzüge nicht ausreizen zu müssen.
Draußen, auf der ersten Kugelschale und die zweite über sich, spürte Tifflor die TOSOMA ganz anders als in
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