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Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung

Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung

Titel: Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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ihn, aber um ein Vielfaches besser als der atmosphärische Druck auf der Marsoberfläche, der bislang noch unterhalb von einem Prozent des Drucks auf der Erde lag. Das war eines der ersten Probleme, dem sich die Terraformung des Roten Planeten zu stellen hatte: die Angleichung des Luftdrucks. Die Ingenieure mussten das Magnetfeld stärken und die Luft mit dünnen, für feste Materie passierbaren Schutzschirmen am Entweichen hindern. Ohne das oder ein vergleichbares Verfahren würde es nicht gehen. Für eine Technologie wie die arkonidische, die die Schwerkraft aufheben konnte, war es auch möglich, sie auf umgekehrtem Wege zu erhöhen und dadurch die Atmosphäre stärker an ihre Welt zu binden. Die Ferronen wussten bestimmt, wie man das anstellte, schließlich hatten sie Erfahrung in der Besiedlung anderer Welten.
    Die Atmosphäre bildete den Dreh- und Angelpunkt in allen Fragen, die künftiges Leben auf dem Mars betrafen. Die Marsatmosphäre bestand zu über 95 Prozent aus Kohlenstoffdioxid und rund drei Prozent Stickstoff. Um atembare Luft zu schaffen, musste der Anteil an Kohlenstoffdioxid auf rund ein Drittel Prozent Volumenanteil gedrückt werden, während zugleich Sauerstoff zugefügt werden musste, idealerweise bis zu einem Viertel der Luftmasse. Das alles würde viel schneller gehen, sobald die ersten Pflanzen zu wachsen imstande waren und den fotosynthetischen Kreislauf anstießen. Aber bis – falls! – das flächendeckend gelang, musste noch jede Menge Zeit, Arbeit und Geld investiert werden.
    Es war für das Jahr 2037 ein beeindruckendes Projekt, das die Menschheit da angestoßen hatte – die Erschließung des eigenen Sonnensystems –, aber nur gemessen am Status von 2035. Wenn man bedachte, dass nun im Grunde viel mehr Möglichkeiten bestanden, die Ausbreitung der Menschheit auf eine ganze Galaxis dank des Transitionsantriebs, mutete das Marsformungsprojekt geradezu bescheiden an.
    Und nun stand Cyr Aescunnar in einer mit rund zehn Grad Celsius für den Mars zur Frühlingszeit außergewöhnlich warmen Höhle, in der die Luft zwar immer noch extrem dünn, aber grundsätzlich atembar war: Die Pflanzenwelt, die an diesem Ort gedieh, raubte der Luft das Kohlenstoffdioxid und reicherte sie mit Sauerstoff an.
    Er wusste, dass es unmöglich war.
    Trotzdem wirkte es so unglaublich real.
    Noch so eine Lüge, dachte er. Ich bin in einem Garten Eden gelandet, der mich töten wird, sobald ich mich meiner Schutzkleidung entledige. Hatte sich Adam so gefühlt, nachdem er von der Frucht der Erkenntnis gegessen hatte? So schutzlos ausgeliefert, dass er zumindest seine Scham bedeckte?
    Ein amüsanter Gedanke kam dem Historiker. Wie hatte eigentlich diese mythologische Frucht der Erkenntnis geschmeckt? Wenn er nach seiner eigenen realen Erfahrung urteilen müsste, war es sicherlich ein unangenehmer, bitterer Geschmack gewesen, ganz so, wie er ihn selbst empfunden hatte, als er entdeckte, dass Hetcher ... nun: nicht mehr er selbst war. Aber wenn bereits jene erste Frucht bitter geschmeckt haben sollte, was in den Mären der alten Religionen natürlich nie erwähnt wurde, wieso strebte dann der Mensch noch immer nach Erkenntnis? Was trieb ihn an, jenen unangenehmen Geschmack wieder und wieder zu erleben? Waren sie alle nichts anderes als Tiere, die stets aufs Neue in unreife, ungeschälte Orangen bissen und sich über den Geschmack aufregten? Oder die ganze Nüsse schluckten, weil sie nicht begriffen, wo sie den eigentlichen Geschmack zu suchen hatten?
    Im Lauf seiner Berufsjahre hatte sich Aescunnar eine gewisse Distanz von den Menschen erworben. Je mehr er in die Vergangenheit schaute, desto sichtbarer wurden für ihn die Urtriebe, die das Leben beherrschten, und umso zweifelhafter schienen ihm all die banalen Wahrheiten, die man ihm in der Kindheit wie zusätzliche Lagen an Kleidung umgelegt hatte. Für ein Kind war es gut zu wissen. dadurch wuchs es heran, wurde kräftiger, lebensfähiger. Aber wenn man der Kindheit erst einmal entwachsen war, wurde es eigentlich wichtiger zu zweifeln. Doch echter Zweifel konnte nur auf Wissen und Erkennen gründen. Und nur dieser echte Zweifel ließ wahrhaftige Fragen zu, ermöglichte die Ausweitung des Horizonts. Wenn man erst einmal über den engen Horizont des Wissens hinausgeblickt und alles infrage gestellt hatte, konnte man sich selbst erkennen und wieder in die Grenzen des Wissens zurückkehren – aber in Grenzen, die man sich selbst gesteckt hatte, weil die Unendlichkeit

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