Perry Rhodan Neo 029 - Belinkhars Entscheidung
Sollte er tatsächlich mich meinen? Haben die Mehandor von meinem Talent gehört? Oder geht es ihnen nur um den »Siebten«?
»Ah, ich glaube, da liegt eine Verwechslung vor, verehrter Schatten. Es sind tatsächlich ein Arkonide und zwei Frauen bei mir, aber ...«
»Ich möchte kein Aber hören! Ein alter arkonidischer Derengar, dazu zwei Frauen, Anne und Tatjana.«
»Tatum«, korrigierte Schallempak. »Ich bin sicher, sie heißt Tatum, nicht Tatjana.«
Prälatin Moncreiffe nickte nachdrücklich, sagte aber kein Wort. Offenbar spürte sie ebenso wie Shan-Ti, dass es nicht klug wäre, sich in dieses Gespräch einzumischen. Andererseits – was konnte noch schlimmer laufen?
Der Mehandor runzelte die Stirn. »Mag sein. Es sind Fremde, und Fremde haben merkwürdige Namen. Beides klingt hinreichend ähnlich, nicht wahr? Und woher wissen Sie, dass die Fremden Sie nicht belogen haben?«
Schallempak warf Shan-Ti einen verzweifelten Blick zu. Zweifelte er an ihrer Aufrichtigkeit, oder verzweifelte er an seinem Gesprächspartner?
»Ich weiß es nicht«, gab er kleinlaut zu.
»Ich versiegele alle Zugänge zu Observatorium Zwei-Neun. Ihr Kodegeber wird gesperrt. Bleiben Sie ruhig. Wir kommen zu Ihnen.«
»Aber ...« Schallempak sprach ins Nichts, denn der Kopf war nach dem letzten Wort verschwunden, der Lichtkegel um ihn erlosch. Das Gespräch war beendet.
»Wunderbar«, sagte Lafcon und sah in die Unendlichkeit vor dem Fenster.
»Unerhört«, sagte Razafimanantsoa. »Mich hat er mit keinem Wort erwähnt.«
Sie war nervös, aber sie vermochte diese Empfindung zu überspielen, schließlich gehörte sie zu den Haklui-Wächtern. Man verließ sich auf sie.
Sie gehorchte. Sie würde beweisen, dass sie jede Unze Vertrauen wert war. Vertrauen war die Währung der Haklui.
Sie befingerte ihre Waffe. Eine Diust V-7. So etwas trugen sie selten. Waffen waren nicht erwünscht, und daher mieden die Haklui solche Kaliber. Sie schwor auf ihre vertraute P2, eine kurzläufige, handliche Dienstwaffe. Die Diust V-7 hingegen war schwerer, langstieliger, sie hatte mehrere Schussmodi wie Dauerfeuer, Streufeuer und Intervall, und vor allen Dingen konnte sie sowohl Paralyse- als auch Thermostrahlen verschießen. Betäuben oder töten.
Sie hatte noch nie getötet.
Sie schluckte, befühlte die Einstellungen. Draufschauen wollte sie nicht.
Der Schatten vertraute ihr.
Die Matriarchin vertraute ihr.
Wenn sie geschickt vorging, würde es niemand merken.
Welche Ehre! Der Schatten und die Matriarchin!
Früher, das musste sie zugeben, hatte sie nie viel von Belinkhar gehalten, aber das lag bestimmt daran, wie eng sie mit ihrem Vater und ihrer Schwester verbunden gewesen war. Dann war Belinkhar gekommen und hatte eine andere auf ihren Platz in der Leibwache befördert.
Hatte sie sich rächen wollen? Durfte eine Nham nicht mehr sagen, wenn ihr etwas missfiel? Etwa, dass eine Fremdgeherin nicht so geeignet war, KE-MATLON zu regieren, wie eine traditionsbewusste Nham? Natürlich wusste sie, dass Belinkhar im tiefsten Inneren immer eine Nham bleiben und sich ihrer Pflicht stellen würde. Aber die Worte waren einfach so aus ihr herausgesprudelt ...
Und nun bestand die Möglichkeit, sich wieder zu rehabilitieren. Sie würde sich des Vertrauens würdig erweisen. Weil sie es musste und weil sie es wollte. Die Matriarchin zählte auf sie.
»Kommen Sie!« Etztak eilte an ihr vorbei. »Wir haben einen Auftrag zu erfüllen und zu wenig Zeit.«
Beiläufig glitt ihre Hand in die Tasche und befühlte den kleinen, unscheinbaren Zylinder.
Alles würde gut werden ...
»Achtung! Treten Sie zurück! Direkt an die Außenwand!« Die Stimme erklang vollkommen überraschend.
Anne Shan-Ti, Tatum Moncreiffe, Razafimanantsoa, Schallempak und der alte Lafcon warteten bereits eine halbe Stunde, in der sie vollkommen von der Außenwelt und sogar vom Computersystem der Station abgeschnitten waren. Das Observatorium war dunkel geworden bis auf die Leuchtkuben am Boden und die schimmernden Linien, die das Außenfenster einrahmten.
Der Mehandor, mit dem Schallempak gesprochen hatte, nahm angeblich einen besonders hohen Rang auf KE-MATLON ein: Er war der »Schatten« der Matriarchin, eine Art institutionalisierter Provokateur und Zweifler. Sein Name lautete Etztak, und er war nicht als besonders diplomatisch oder freundlich bekannt – selbst unter Mehandor galt er bestenfalls als unruhig. Das machte Anne misstrauisch, aber andererseits ... ein paar rüpelhafte
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