Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub (German Edition)
nicht.«
»Das brauchst du mir nicht zu erzählen!«
»Benimm dich nicht wie ein Kind! Es ist nicht meine Schuld. Ich bin nur die Überbringerin der schlechten Nachricht, klar?«
»Und die Nachricht ist?«
»Uns geht der Saft aus. Praktisch und spirituell. 2036 schickt sich an, ein lausiges Jahr zu werden. Wir erwarten Missernten in den wichtigsten Anbaugebieten der nördlichen Hemisphäre. Erdöl, Erdgas- und Kohleförderung sind längst vom Bedarf abgehängt, und die Schulden haben einen Punkt erreicht, der nicht mehr zu tragen ist.«
»Das nennst du Neuigkeiten? Klingt wie die letzten Nachrichten, die ich in New York gecheckt habe ... im Juli 2030.«
»Ja, aber diesmal ist es anders. Menschen können unglaubliche Dinge ertragen, aber eines nicht: Hoffnungslosigkeit. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem zu viele Leute an der Macht glauben, dass nur noch ein Befreiungsschlag sie aus der Misere befreien kann. Es wird Krieg geben, John. Kriege. Nur noch ein Wunder kann uns retten.«
»Ich glaube nicht an Wunder, das solltest du wissen. Was ist mit den Geldern, die ich festverzinst angelegt habe?«
»Längst verfeuert. Der Brand der Werkstatt vor drei Jahren. Die Versicherung hat nicht gezahlt. Wieso auch? Eines deiner geliebten Kinder hat den Brand gelegt. Der Neubau war mehr, als die Stiftung sich hat leisten können. Erinnerst du dich noch? Ich hatte dir gesagt, dass du über deine Verhältnisse lebst, dass nichts schiefgehen darf.«
Marshall ignorierte ihre Bemerkung. Nach außen hin. Aber sie hatte ihn getroffen. Er hatte die Werkstatt wider besseres Wissen wiederaufgebaut, ja. Aber welche Wahl war ihm schon geblieben? Die Kinder brauchten eine Aufgabe – sonst wäre innerhalb von Wochen das Haupthaus in Flammen aufgegangen.
»Wie viel fehlt uns?«, fragte er.
»22.192 Dollar und 73 Cent. Das ist die nächste Rate.«
»Wann ist sie fällig?«
»In neun Tagen.«
»Was ist mit einem kurzfristigen Kredit? Bis sich der Markt erholt.«
Sharon schüttelte den Kopf. »Alles längst ausgeschöpft. Das, was ich bekommen konnte. Was nicht viel war. Die Stiftung besitzt keine nennenswerten Sicherheiten. Das Haus des Shelters ist nichts wert. Niemand, der bei klarem Verstand ist, will eine Immobilie in Sugar Land.« Ihre Miene blieb unbewegt, beinahe maskenhaft starr. Aber glänzten ihre Augen nicht feucht? »Es tut mir leid, John. Ich weiß, wie viel dir der Shelter bedeutet.«
Marshall sah an Sharon vorbei nach draußen, in den Garten. Sharon züchtete Orchideen. Ihre Leidenschaft und inzwischen ein einträglicher Nebenerwerb. Sie war gut in den Dingen, für die sie sich entschied. Der Garten war schön, unwirklich schön. Ihm war kalt.
Sharon stand auf, ging zu ihm und nahm seine Hände in die ihren. »John, du glaubst, das ist das Ende. Aber das ist ein Irrtum. Jedes Ende ist ein neuer Anfang. Ein anderes Leben wartet auf dich. Bear Creek. Der Nachbarbungalow steht zum Verkauf. Das Paar konnte die Mitgliedsgebühr nicht mehr aufbringen. Ich könnte, nun, etwas tricksen für dich. Das letzte Geld aus der Stiftung abziehen, bevor sie zusammenbricht. Es wäre genug, um dich in Bear Creek einzukaufen. Stell dir vor, du könntest den ganzen Schmutz der Welt abschütteln ...«
»Einer Welt, die vor dem Aus steht? Hast du mir das nicht eben gesagt?«
»Wer weiß schon, was wird? Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Ich weiß nur, dass jeder Mensch nur ein Leben hat. Und dass jeder Mensch zuallererst nach sich selbst sehen muss. Du hast genug Zeit auf andere verschwendet. Werd endlich erwachsen!«
Marshall befreite seine Hände aus Sharons Griff. »Ich werde darüber nachdenken«, flüsterte er und ging.
Er schaffte den Rückweg in weniger als einer halben Stunde.
Es klopfte.
Zaghaft. So leise, dass man das Geräusch mit dem Knarren der maroden Holztreppe verwechseln konnte.
John Marshall ignorierte es. Er wollte nicht an die Tür. Er wollte weiter vor dem Display kauern, weiter Chart um Chart aufrufen, Kursverläufe verfolgen und analysieren, Konto- und Depotstände notieren. Immer weiter und weiter – in der verzweifelten, vagen Hoffnung, dass Sharon sich geirrt, etwas übersehen hatte. Eine winzige Kleinigkeit, eine Kommastelle, die es der Stiftung erlaubt hätte, noch einen weiteren Monat durchzukommen.
»John?« Ein Flüstern, ebenso zaghaft wie das Klopfen.
Sid .
Marshall holte tief Atem. »Was ist?«
»Kann ich reinkommen?«
Nein! , wollte er antworten. Ich habe zu tun! Doch er
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