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Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)

Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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drehte sich um. Er trug einen ungepflegten Bart, seine Augen waren rot geädert. »Verdammt, cretino! Kannst du nicht aufpassen?!«
    Chico murmelte eine Entschuldigung und zog sich verschreckt zurück. Er hatte einen Fehler begangen, schon wieder! Andere Erwachsene wandten sich ihm zu. Einige schüttelten verärgert den Kopf, die anderen schimpften und beklagten sich über die Straßenratten, die die Straßen des Barrio unsicher machten. Mit pochendem Herzen stand Chico da, völlig unvermutet in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. Gerade eben, da seine Freunde mit der Arbeit beginnen wollten.
    »Er pinkelt sich an!«, rief eine Frau mit einer Mischung aus Abscheu, Angst und Neugierde in der Stimme.
    Endlich kümmerten sie sich wieder um Paco! Der Bärtige schleuderte ihm einen letzten Fluch nach, dann drehte er sich um.
    Bitterböse Blicke trafen Chico. Manos, Xiomara, Gioconda, Paco und Ruben würden ihm heute einen Teil der Beute vorenthalten. Er hatte sie durch seine Ungeschicklichkeit in Gefahr gebracht und ihnen wertvolle Zeit gestohlen.
    Chico zog sich langsam zurück. Er würde seinen Freunden nicht mehr helfen können. Man hatte ihn wahrgenommen. Die Erwachsenen wussten nun, dass er da war. Wäre alles glattgegangen, hätte man lediglich das schwache Drängen und Schieben eines gesichtslosen Kindes gefühlt und sich nicht weiter darum gekümmert.
    Gioconda machte sich an die Arbeit. Sie war bei Weitem die Geschickteste ihrer Gruppe. Mit flinken Händen tastete sie Hosenbeine ab, schnitt mit ihrem Messer winzige Löcher in den Stoff, holte Münzen und zerknäulte Geldscheine hervor. Paco schrie nach wie vor.
    Chico sah sich um. Weitere Menschen eilten herbei. Wie von einem Magneten angezogen gesellten sie sich zu ihresgleichen. Das Knäuel wurde größer und größer. Mittlerweile umfasste es gewiss fünfzig Frauen und Männer.
    Zwei Minuten. Alle Mädchen und Jungen der Gruppe hatten mittlerweile Beute gemacht. Die Zeit war beinahe um. Wo blieb Carlita bloß?
    Da war sie schon. Sie kreischte, rang mit den Händen Richtung Himmel. »Paco, mein Liebling!«, rief sie. »Wo bist du? Mama ist gleich bei dir! Ich helfe dir!« Sie schob sich rücksichtslos durch die Menge. Jedermann machte der – vorgeblich – leibhaftigen Mutter des kranken Jungen Platz.
    Chico konnte nichts sehen. Doch er hatte dieses Schauspiel gewiss schon ein Dutzend Mal miterlebt. Carlita würde greinen und jammern und fluchen, sich über den Körper des kleinen Paco werfen und dann bitten, dass ein kräftiger Mann ihn mit zu sich nach Hause brächte, in Sicherheit und möglichst rasch, dorthin, wo sie die notwendigen Medikamente für Paco lagern hätte. Irgendein Dummer würde sich finden – beziehungsweise würde Carlita ihn aussuchen. Sie hatte ein Auge für Dummköpfe. Der Kerl würde Paco mit sich schleppen, im Eiltempo, weg von den Menschen, so lange, bis ihnen niemand mehr folgte, in den Hinterhof der Ruine einer Mietskaserne. Was dort weiter geschah, blieb Carlita überlassen. Sie war einmal attraktiv gewesen, und auch heute noch vermochte ihr Hüftschwung den einen oder anderen Deppen davon zu überzeugen, dass sie sich für die wundersame und plötzliche Heilung Pacos bedanken wollte. Der arme Kerl, sicherlich verheiratet, würde teuer bezahlen dafür, dass Carlita nichts von diesem Ausrutscher an die betrogene Ehefrau verriet.
    So oder ähnlich lief es immer. Chico verstand nicht viel von den Dingen, die in den Bettlagern abliefen. Er war zu jung dafür. Doch es schien Spaß zu machen und gleichzeitig Kummer zu bereiten.
    Da lief Carlitas Opfer auch schon los, den vollgenässten Paco in den Armen, die Frau mit wehendem Rock hinterher. Manos stieß einen Pfiff aus; ihre Arbeit war getan. Sie mussten verschwinden, so rasch wie möglich, bevor die Zuseher zu sich kamen und bemerkten, dass sie um ihr hart erarbeitetes Geld gebracht worden waren.
    »Weg!«, rief Xiomara und hetzte an ihm vorbei. Sie trug eine glänzende Kette in ihrer Hand. Die Frau mit dem Goldhaar hatte sie einstmals um den Hals getragen.
    Chico folgte ihr. Hinein in das Labyrinth der verwahrlosten Häuser und der Ruinen, die nach dem großen Erdbeben nicht wieder aufgebaut worden waren. Durch stinkende Pfützen, vorbei an armseligen Zeltlagern, einen kleinen Trampelpfad entlang, über die Trümmerhügel, die sie wie ihre Westentaschen kannten, hinab zum Lago. Hinein in die Welt von La Chureca, diesem riesigen Feld, in dem der Müll einer riesigen Stadt deponiert

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