Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
sie bloß eine riesige Müllhalde, aus der einige wenige ansprechende Flecken herausstachen.
Vor dem Erdbeben, so hatte man Chico erzählt, war die Stadt attraktiv und sicher gewesen. Jedermann hatte genügend zum Essen gehabt, das Wasser war sauber gewesen, die Kinder waren allesamt zur Schule gegangen.
»Los!«, flüsterte Manos ihnen zu. »Sei leise, Chico, und mach ja keinen Unsinn heute!«
Er nickte und folgte seinen Freunden. Er war aufgeregt wie selten zuvor. Es war eine Sache, dummen Erwachsenen ein wenig Geld abzunehmen. Und eine andere, in ein Haus einzubrechen, in einer Gegend, die sie kaum kannten.
Manos hatte noch vor Einbruch der Dunkelheit die Schwachstelle der Gartenmauer ausgemacht. An der nordöstlichen Ecke türmte sich, nur wenige Meter vom geziegelten Wall entfernt, ein Haufen Müll, so hoch, dass man daran hochklettern und zur Krone der Mauer springen konnte.
Gioconda und Xiomara machten den Anfang. Die Leichtgewichte schafften es problemlos. Chico kam als Nächster. Er stieß sich ab, warf sich hinüber und krallte sich im bröckeligen Verputz fest. Die Mädchen packten ihn und zogen ihn hoch. Die anderen Jungs folgten. Alles geschah in völliger Stille.
»Wo ist der alte Nachtwächter?«, fragte Manos.
»An der Südwand. Er dreht grad seine Runde. Er torkelt.« Ruben hatte bewundernswert gute Augen.
Sie sprangen zum Boden hinab, zweieinhalb Meter in die Tiefe. Chico rollte sich auf der weichen Wiese ab und hastete hinter seinen Freunden her, die schon wieder einen Vorsprung hatten.
Wie machten sie das bloß? Warum waren sie immer schneller als er?
Er roch Früchte. Mangos. Und Blumen, deren Blüten zwar geschlossen waren, aber dennoch einen bemerkenswert starken Duft ausströmten. Da waren Hecken, Sträucher und Bäume, allesamt gut gepflegt. Madroños, pinuelas, ceibas und Königspalmen.
Die Häuserfront. Ein Säulengang. Verputz, der feucht war und allmählich abbröckelte. Irgendetwas verschwand im hoch stehenden Gras. Womöglich eine ausgewilderte Katze, wie sie in der Dunkelheit zu Tausenden große Teile der Stadt unsicher machten.
Fenster. Paco stellte sich auf Manos' Schulter und versuchte, sie zu öffnen, eines nach dem anderen. Das sechste kippte leicht nach innen. Alles Weitere war Routine. Ein Draht mit Schleife genügte, um die Sicherung des Fensters binnen weniger Sekunden zu lösen.
»Der Wächter kommt zurück!«, sagte Ruben. »Beeilt euch!«
Nacheinander schlüpften sie ins Innere des Hauses. Manos zogen sie als Letzten hoch. Kaum hatten sie das Fenster geschlossen, glitt auch schon der Schein einer Taschenlampe über die Häuserfront.
Niemand sagte ein Wort. Alle wussten sie, dass es knapp gewesen war. Doch ein wenig Herzklopfen gehörte nun mal zu ihrer Arbeit.
Sie schöpften kurz Atem. Als das Licht weiterwanderte – und damit auch der Wächter –, drangen sie tiefer ins Innere des Hauses vor.
Chico sah sich staunend um. Er erblickte seltsame Statuen aus Holz und Stein, hässliche Gestalten mit hässlichen Fratzen, die fast in allen Winkeln des Hauses umherstanden.
»Gold und Schmuck sind im Keller«, sagte Manos. »Im Loch eines Betonstehers versteckt. Folgt mir!« Er zupfte etwas aus seiner Hosentasche, im vagen Schattenlicht kaum erkennbar, und steckte es sich in den Mund.
Corazon. Manos nahm es, weil es fröhlich machte. So wie fast alle älteren Burschen und Mädchen. Aber warum jetzt, warum hier? Corazon machte nicht nur fröhlich, sondern auch unvorsichtig!
Sie fanden den Abgang zum Kellergeschoss. Wie wäre es, in einem Haus wie diesem hier zu leben?, fragte sich Chico. In einem Bett zu schlafen, sich duschen zu können, immer essen zu können, wenn man wollte?
Sie stiegen in die Dunkelheit hinab, über schlüpfrige und viel zu steile Stufen. Es roch miefig. Der Hausbesitzer hatte das Versteck für seine Wertsachen gut gewählt – und war dennoch unvorsichtig gewesen. Irgendjemand musste es verraten haben. Vielleicht seine Frau, vielleicht ein Hausmädchen, das seine Nase in Dinge gesteckt hatte, die es nichts angingen.
»Gut gemacht!«, flüsterte Manos, sobald sie den Treppenabsatz erreicht hatten, und es klang wie ein Seufzer. »Der Wächter kommt niemals hierher hinab, hat mir mein Freund erzählt. Wir haben also die ganze Nacht, um unsere Aufgabe zu erledigen. Wir leeren das Versteck und warten, dass der besoffene Kerl seinen nächsten Rundgang durch die Wohnung zu Ende bringt. Während er im Freien spazieren geht oder gar ein kleines
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