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Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)

Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wurde.
    Da war ihr aktueller Unterschlupf. Übereinandergetürmte Kartons, verstärkt mit Holzsparren. Zerbrochene Fliesen waren ausgelegt worden. Sie bildeten einen einigermaßen ebenen Untergrund. Darunter befand sich ein Abfallhaufen, sicherlich mehrere Meter hoch.
    Chico kam als Letzter ins Versteck, wie immer. Seine Freunde saßen bereits keuchend da, eng aneinandergedrängt, mit laut schlagenden Herzen und weit aufgerissenen Augen.
    »Es ist gut gegangen«, sagte Manos.
    »Es ist wieder einmal gut gegangen«, echoten sie allesamt im Chor. So, wie sie es gewohnt waren.
    Gioconda, die schon elf Jahre alt war und die das Knospen ihrer Brüste nur mühsam verbergen konnte, kicherte mädchenhaft. »Zeig mir, was du der turista abgenommen hast!«, forderte sie von Xiomara.
    »Später!«, gab die Jüngere zur Antwort. »Lass uns erst mal sehen, wie viel wir diesmal abgestaubt haben.«
    Vier Kinder legten ihre Beute auf den Boden in ihrer Mitte. Niemand schenkte Chico auch nur einen Blick. Sie waren böse auf ihn. Natürlich.
    »Über zweihundert Pesos!«, verkündete Manos nach einer Weile stolz. Er hatte schreiben, lesen und rechnen gelernt. Er war ihr ungekrönter Anführer, und Chico fürchtete sich bereits jetzt vor dem Moment, da der Zwölfjährige sie verließ. Und dass er das tun würde, war so sicher wie das Amen im Gebet. Schon jetzt hatten örtliche Mitglieder der Mara ein Auge auf den geschickten und intelligenten Burschen geworfen.
    Chico verstand nicht alles, was bei der Mara vor sich ging. Doch es war übel. Man handelte mit Giften; man zwang Frauen dazu, Dinge zu tun, die sie nicht wollten. Man machte Kinder süchtig, damit sie andere süchtig machten. Man brachte ihnen bei, das Messer zu nutzen – und Schusswaffen.
    »Das ist viel Geld«, sagte Manos andächtig. »Davon werden wir drei Tage lang satt, können Paco eine neue Unterhose besorgen, Carlita bezahlen und sogar ein wenig Ausrüstung kaufen.«
    Ausrüstung ... was für ein Zauberwort! Es bedeutete, dass sie ihr Messerarsenal aufstocken würden, vielleicht eine dritte Gemeinschaftsdecke anschafften, einige saubere Sachen. Schuhe. Etwas gegen Läuse.
    Süßigkeiten.
    Chico schossen Tränen in die Augen. »Es tut mir leid!«, rief er. »Ich wollte nicht, dass die Leute mich bemerken ...«
    »Es muss dir auch leidtun!«, unterbrach ihn Manos rüde. »Man wäre uns beinahe auf die Schliche gekommen. Eigentlich sollte ich dich verprügeln.« Der große Junge tat so, als würde er nachdenken. »Aber ich tu's nicht«, meinte er dann generös. »Du bekommst eine letzte Chance. Noch eine einzige Ungeschicklichkeit – und du bist raus.«
    Allein. Ohne Schutz. Ohne Wärme und ein klein wenig Zuneigung, die sie sich gegenseitig schenkten. Chico würde keine Woche lang überleben, wenn ihm niemand half.
    »Danke!«, sagte er und unterdrückte mühsam seine Tränen.
    »Du bekommst keinen Anteil an der Beute«, meinte Manos ungerührt. »Und nichts zu essen heute. Geh jetzt und bring uns Wasser.«
    »Ja.« Chico kam hoch – und stolperte beinahe über eine der losen Fliesen. Er verließ den Verschlag, so rasch er konnte.
    Er bekam eine weitere Chance. Manos war ein guter Freund und Anführer.
     
    Xiomara und Gioconda hatten sich wegen des Goldkettchens während der Nachtstunden beinahe die Augen ausgekratzt. Xiomara, die ihm so gut gefiel und die ihn manchmal, wenn er Angst hatte, unter ihre Decke ließ, hatte ein geschwollenes Gesicht. Sie roch auch nicht so gut wie sonst.
    » Tia roja ist bei ihr auf Besuch«, sagte Paco, der irgendwann während der Nachtstunden zu ihnen gestoßen war, und kicherte. »Die rote Tante. Sie blutet. Dort, wo nur Frauen bluten.«
    Die älteren Burschen kicherten, Gioconda ebenso. Xiomara drohte vor Zorn zu explodieren; doch sie hielt an sich.
    Manos zog das Goldkettchen aus der Hosentasche. Er hatte es an sich genommen, nachdem sich die beiden Mädchen beruhigt hatten. »Ich verkaufe es. Ich kenne jemanden, der mir einen guten Preis dafür zahlen wird.«
    Stolz glänzte in seinen Augen – und Neugierde. Chico ahnte, wer dieser Jemand war. Gewiss gehörte er zur Mara. Manos tat einen weiteren Schritt hin auf die ihm vorbestimmte Zukunft.
    »Tu's nicht!«, sagte er leise.
    »Wie bitte?«
    »Der alte Garrincha wird sie uns sicherlich abkaufen. Er zahlt immer gut.«
    »Unsinn!«, fuhr Manos ihn an. »Er betrügt uns. Wir würden bestenfalls dreihundert Pesos für ein Schmuckstück bekommen, das mindestens das Dreifache wert

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