Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
ist.«
»Das Dreifache?«, staunte Ruben, der nur selten sprach. »Das sind ja fast zweitausend Pesos!«
»Neunhundert«, korrigierte ihn Manos stolz und befahl: »Los geht's! Ich treffe mich mit meinem Freund beim Monument Simon Bolivar. «
»Das ist eine halbe Stunde Fußmarsch von hier entfernt!«, beschwerte sich Paco. »Wir sollten uns nicht zu weit aus unserem Gebiet wagen.«
»Wir gehen alle gemeinsam. Oder möchtest du hierbleiben? Allein?«
Wiederum dieses Wort, das schrecklicher als alle anderen war: allein. Gemeinschaft bedeutete Schutz, bedeutete ruhigen Schlaf, bedeutete Freundschaft, Wärme und Ansprache. All das waren Dinge, die ihnen niemand sonst bieten konnte.
»Ich komme mit«, sagte Paco verstimmt.
Er war der Nächste, der sich aus der Gruppe stehlen und einen neuen Weg einschlagen würde. Chico fühlte es.
»Aufbruch!«, befahl Manos und kroch als Erster durch das Loch im Verschlag.
Sie trippelten hinterdrein. Es ging über gewaltige Müllberge, deren Gestank längst an ihnen haftete und den Chico nur noch dann wahrnahm, wenn der Wind von der laguna herwehte. Möwen kreischten über ihnen, aus einem der vielen Hohlräume drang das bösartige Zischen mehrerer Ratten. Sie wichen tunlichst aus. Mit den Viechern war nicht gut Kirschen essen. Und sie machten krank.
Das Monument kam in Sicht. Manos befahl ihnen, im Schatten eines Turms aus Kanistern zu warten, den irgendwelche Spaßvögel errichtet hatten. Er spendete ein wenig Schatten in der immer schwüler werdenden Hitze.
Ihr Anführer kehrte nach etwa einer halben Stunde zurück. Er grinste und deutete auf das dick vorgewölbte Hemd. »Siebenhundert Pesos!«, rief er ihnen entgegen. »So viel Geld habt ihr in eurem ganzen Leben noch nicht gesehen.« Er zog einen zerknäulten Geldschein hervor und hielt ihn so, dass sie ihn alle sehen konnten.
Chico bestaunte ihn ausgiebig. Er hatte eine dreistellige Zahl neben dem Kopf eines Mannes mit seltsam gewellter Frisur. Dreistellig! Dass es so etwas überhaupt gab ...
»Ich dachte, du würdest uns mindestens neunhundert Pesos bringen?«, fragte Paco misstrauisch.
»Ich habe nicht nur Geld bekommen, sondern auch einen Tipp. Mein Freund hat mir verraten, wo es heute was zu holen gibt. Eine casa, hier ganz in der Nähe. Ihre Besitzer sind reiche Geldsäcke, die für eine Weile das Land verlassen haben. Es gibt einen einzigen Wächter, der ab zehn Uhr abends sturzbetrunken ist.«
»Ich dachte, wir müssten während der nächsten Tage nicht arbeiten?« Paco blieb hartnäckig und misstrauisch.
»Der Tipp ist gut, und er beschert uns einen ganzen Monat ohne Arbeit! Mein Freund hat versprochen, mir die gesamte Beute abzunehmen. Zu einem phantastischen Preis. Stellt euch vor: dreißig Tage lang faulenzen.« Seine Stimme bekam einen andachtsvollen Klang. »Wir könnten sogar zur feria gehen und Spaß haben.«
Alle seufzten sie, alle bekamen sie große Augen. Die feria war ein Vergnügungszentrum im Barrio El Boer. Im Zentrum stand ein hell beleuchtetes Riesenrad, um das sich jedermann drängte. Dazu gab es Schaubuden, eine kleine Theaterbühne sowie viele, viele glänzende und Lärm machende Automaten. Und dann der Spielzeugmacher ... Er betrieb eine winzige 3-D-Werkstatt und fertigte für wenig Geld Figuren aus weißen, kleinen Plastikkügelchen, die er vor den Augen der Kinder einschmolz. Ein feiner, dünner Strahl spritzte die Flüssigkeit in eine Form, Schicht für Schicht, und nach nur wenigen Minuten erhielt man ein handgroßes Spielzeug, das sich noch ein wenig warm anfühlte.
Chico hatte eine ganz vage Erinnerung an die feria. Irgendjemand hatte ihn vor einigen Jahren dorthin geführt. Seine Eltern waren's nicht gewesen. Er wusste nicht, wer seine Eltern waren. Vielleicht eine alte Gluckhenne jenes Waisenhauses, aus dem er vor einiger Zeit abgehauen war.
»Wir machen's!«, sagte Paco. »Aber wenn du uns angelogen hast und wir finden nicht genügend Beute, Manos, kannst du uns in Zukunft vergessen.«
Das waren reichlich freche Worte. Die beiden größten Jungs standen sich Auge in Auge gegenüber und musterten einander. Wie Kampfhähne.
»Nach der heutigen Nacht werden wir stinkreich sein«, behauptete Manos und beendete den stummen Zweikampf. »Los jetzt! Wir müssen uns die casa ganz genau ansehen, bevor wir ins Haus einsteigen.«
Die Dunkelheit brach über Managua herein. Unzählige Lichter glänzten ringsum. In der Nacht mochte man glauben, dass die Stadt schön war. Dabei war
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