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Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition)

Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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diesem Teil Terranias zu sehen. Die Menschen mussten schlafen oder an den Stadträndern arbeiten. Dem vielfachen Scharren nach zu urteilen, das aus der Ferne kam, traf das zu. Und wieso auch nicht? Wenn man schon mit Klappspaten Fundamente in dieser Wüste aushob, dann wenigstens in der Kühle der Nacht.
    Die beiden hielten vor einem niedrigen Gebäude an, das sich in nichts von seinen Nachbarn unterschied. Mit einer kleinen, allzu leicht zu übersehenden Ausnahme: Jemand hatte mit Kreide zwei Buchstaben an die Wand gekritzelt.
    E. E.
    Mildred legte die Hand auf die Buchstaben. Die Wand war weich und hart zugleich, als berühre sie die Flanke eines Tieres und nicht ein statisches Bauwerk. Wenige Augenblicke später entstand eine Tür vor ihnen. Die Wand zog sich zurück wie ein Muskel.
    »Nicht übel«, flüsterte Mildred. »Der bucklige Alte war vielleicht doch nicht der Spinner, für den du ihn gehalten hast ...«
    »Wie würdest du einen Menschen bezeichnen, der durch einen Park geht und selbst gemachte Geldscheine verteilt?«, entgegnete Julian. Er wartete ihre Antwort nicht ab und trat durch die Öffnung.
    Mildred sagte nichts. Julian, der eigentlich ein unerschütterliches Naturell besaß, war nicht mehr derselbe, seit ihn in Ulan-Bator die Nachricht vom Verschwinden seines Vaters erreicht hatte – am selben Tag, als sie von ihrem letzten Geld die alten Motorräder gekauft hatten und im Begriff waren, nach Terrania aufzubrechen. Julian hatte vor der Entscheidung gestanden, seinen Träumen zu folgen oder in die Vereinigten Staaten zurückzukehren, um zu versuchen, das Schicksal seines Vaters aufzuklären.
    Eine Nacht lang hatte Julian mit sich gerungen, um seiner Sehnsucht zu folgen. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Mildred war sich sicher. Julian hätte in den Vereinigten Staaten nichts ausrichten können, wäre allenfalls selbst in Gefahr geraten. Homeland Security schätzte es nicht, wenn einfache Bürger bohrende Fragen stellten. Und in diesen Zeiten würde die Geduld des mächtigsten Ministeriums der Vereinigten Staaten noch begrenzter sein als üblich.
    Die richtige Entscheidung, aber die Sorge und seine vermeintliche Schuld lasteten schwer auf Julian Tifflor.
    Mildred Orsons litt mit ihm. Sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn man seine Eltern so sehr liebte, dass man es nicht mit ihnen aushalten konnte – aber auch nicht ohne sie.
    Sie folgte Julian. Sanftes Licht glomm auf. Es kam nicht von Lampen, sondern direkt aus den Wänden. Eine Treppe führte nach unten. Wie der Bucklige angekündigt hatte. Immerhin. Mildred ging weiter. Die Öffnung schloss sich lautlos hinter ihnen.
    Die Luft war warm und trocken, nicht feucht und modrig, wie Mildred erwartet hatte. Und es lag ein Unterton in der Luft, der sie an eine Klinik erinnerte. Die Treppe schwenkte nach rechts. Sie mündete in einen Raum, ungefähr so groß wie das Zimmer, das sie im Haus ihrer Eltern in einem Vorort von Seattle bewohnt hatte. Doch Mildreds Zimmer war vollgestopft gewesen mit den unzähligen Ablenkungen, die zum Leben des Nachwuchses der dahinschmelzenden gehobenen Mittelklasse gehörten.
    Dieser Raum war nahezu leer.
    Ein Bett stand in seiner Mitte. Darin lag ein Mann. Auf dem Rücken, die Augen geschlossen. Die Arme waren über der Decke und über seinem Oberkörper gefaltet. Wie ein Toter, den ein Bestatter pietätvoll für die Leichenschau zurechtgemacht hatte. Am Kopfende war ein kleines Display montiert. Weiße, schnurgerade Linien zogen sich von links nach rechts über einen schwarzen Hintergrund.
    Neben dem Bett saß ein zweiter Mann, über ein Tablet gebeugt, und murmelte leise Silben vor sich hin. Sie klangen fremd, stammten aus keiner Sprache, die ihr vertraut gewesen wäre. Der Mann hatte die langen Haare zu einem Zopf zusammengebunden.
    Mildred und Julian zögerten, blieben unschlüssig auf dem Absatz stehen. Doch es war zu spät. Der Mann hatte sie bemerkt. Er richtete sich auf und sagte: »Kommt ruhig runter! Ernst und ich beißen nicht.«
    Mildred schüttelte ihre Scheu als Erste ab. Sie ging langsam weiter. Eine Ehrfurcht hatte von ihr Besitz ergriffen, die sie sich nicht erklären konnte. Als hätte sie einen besonderen Ort betreten, der nicht zu dieser Stadt Terrania gehörte, die das Tor zu den Sternen sein sollte, aber primitiver war als die meisten Städte, die Mildred in den Monaten gesehen hatte, seit sie um die Welt reiste.
    Sie blieben vor dem Bett stehen. Der Mann, der vor ihnen lag, war blass, ja

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