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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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versuchte Nutzen durch Verpachtung daraus zu ziehen.“
    „Aus einem kaputten Haus?“ warf Clifton ungläubig ein.
    „Es war ja nur ein kleiner Teil des Hauses zerstört. Zwar hatte die Explosion sämtliche Scheiben demoliert, aber das ließ sich ja rasch beheben. Trotzdem stand das Haus über acht Jahre lang leer, bevor es den ersten Penny einbrachte. Zuerst war eine Stoffdruckerei darin untergebracht, später eine Nervenklinik. Als der Krieg ausbrach, machte die Armee daraus eine Art Vorratslager.“
    „Eine bunte Geschichte.“
    Holman winkte ab. „Das ist längst noch nicht alles. Nach dem Krieg beherbergte es einige Jahre ein landwirtschaftliches Laboratorium und anschließend ein Institut für Saatgutforschung. Dann stand es wiederum jahrelang ungenutzt leer, bis es vor einem halben Jahr von einer Londoner Firma für Werbemittel gekauft wurde. Gordon & Lash heißt die Firma.“
    „Und was stellt sie her?“
    Holman schüttelte den Kopf. „Herstellen tun die eigentlich gar nichts im Brockton-Haus. Sie pinseln Geigen an.“
    Perry Cliftons Verblüffung war nicht gespielt. Wenn er auch wußte, daß Geigen im Spiel waren, so kam Holmans Erklärung für ihn doch überraschend.
    „Sie pinseln Geigen an?“ wiederholte er ungläubig.
    „Ja. Rot, grün, blau... Manchmal auch alle Farben zusammen. Einige ältere Männer aus Hackston verdienen sich im Brockton-Haus einen bescheidenen Lohn.“
    „Und was wird mit den Geigen gemacht?“
    „Sie werden als Dekorationsmittel verkauft.“ Perry Clifton spielte weiter den baß Erstaunten. „Was es nicht alles gibt... was es nicht alles gibt. Dabei hätte ich nie gedacht, daß in dem Haus Leute wohnen.“
    „Nur zwei. Ein Hausmeister und der Geschäftsführer. Alle anderen kommen früh und gehen abends. — Wie lange werden Sie denn in Hackston bleiben, Mister Arling?“
    „Vielleicht ein oder zwei Tage. Es gefällt mir ganz gut hier.“
    Rodney Holman nahm die Brille ab und begann mit einem kleinen Lederläppchen sorgfältig die Gläser zu putzen. Dabei sagte er: „Ja, mir gefällt es auch ausnehmend gut in Hackston.“
    „Sind Sie denn nicht von hier?“
    „Nein. Ich bin erst seit zwei Jahren hier Lehrer.“
    „Und doch kennen Sie sich so gut aus?“ Perry Clifton staunte. Holman setzte sich die Brille wieder auf. Ein feines Lächeln lag um seine Mundwinkel, als er erwiderte: „Wenn man sich dafür interessiert, kann man alles in den alten Chroniken nachlesen. Sogar Shakespeare soll einmal in Hackston übernachtet haben.“
    Sie saßen noch gut eine Stunde zusammen. Per-ry Cliftons Versuche, noch weitere Einzelheiten über das Brockton-Haus zu erfahren, scheiterten daran, daß Holman entweder nichts mehr wußte oder nichts mehr sagen wollte. Als er sich von Clifton verabschiedete, ließ er jedoch durchblicken, daß er weitere Begegnungen sehr begrüßen würde. Dabei strich er sich zwei-, dreimal über die Haare.
    Auch Perry Clifton sagte etwas Höfliches.

Das Brockton-Haus und seine Aussicht

    Der neue Tag, der Kalender zeigte den 2. April an, kam, wie es sich für einen Tag dieses Monats geziemte: mit Sonne und Regen. Und fast schien es, als sollte es zwischen diesen beiden einen langen Zweikampf geben. Doch gegen 10 Uhr schien die Sonne als der strahlende Sieger festzustehen. Sie tauchte das ganze Land in warmes, gleißendes Licht.
    Joe Melvin saß mit mürrischem Gesicht über eine Liste gebeugt und rechnete.
    Ein vorwitziger kleiner Sonnenstrahl tanzte reflektierend auf seiner Halbglatze. Ab und zu stieß der hagere Mann einen unwilligen Laut aus, und einmal warf er den Kugelschreiber mit einem wütenden Fluch auf den Schreibtisch; dabei bleckte er zwei Reihen schimmernder Goldkronen. Ohne sich der Geste bewußt zu sein, griff er nach einer Zigarettenschachtel und zündete sich eine neue Zigarette an. Die elfte oder zwölfte an diesem frühen Vormittag. Gerade als er mit grimmigem Gesicht nach dem fortgeworfenen Kugelschreiber greifen wollte, öffnete sich die Tür, und ein Mann trat ein: groß, blond, in einem eleganten dunkelblauen Zweireiher mit hellen Nadelstreifen. Mit dem rechten Fuß gab er der Tür einen Stoß, daß sie ins Schloß fiel.
    Joe Melvin starrte den Besucher mit fassungslosem Staunen an. Sein Adamsapfel sprang auf und nieder. Endlich brachte er die Goldkronen auseinander. „Ich werd’ verrückt. Jack Mason höchstpersönlich.“
    Der Elegante transportierte die beige Lederhandschuhe von der rechten in die linke Hand und streckte

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