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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Oberwasser, versuchte sogar zu scherzen: „Seh’ ich aus, als würde ich einen Fotografen bestellen? Ich bin nicht fotogen...“
    Jack Mason nickte, und der Spott war unüberhörbar: „Der Himmel weiß, wie recht du hast!“
    Da klingelte das Telefon.
    Melvin räusperte sich, nahm ab. „Ja?“ bellte er in den Apparat.
    „Sir, ein Mister Arling möchte Sie gern sprechen.“
    Melvin preßte die Handfläche gegen die Sprechmuschel und zischte Mason zu: „Er will mich sprechen. Was soll ich machen?“
    „Empfangen! Vielleicht sucht er Arbeit.“
    „Hören Sie, Miß Jennifer, sagen Sie diesem Mister Arling, daß wir keine Arbeitskräfte mehr einstellen.“
    „Er sucht keine Arbeit, Sir. Er möchte ein Anliegen Vorbringen.“
    „Ist gut, dann bringen Sie ihn hoch!“
    „Sofort, Sir!“
    Melvin warf den Hörer auf die Gabel: „Er hat ein Anliegen, dieser Mister Arling. Was will er nur?“
    Jack Mason grinste. „Schätze, daß du das gleich erfahren wirst. Ich geh’ inzwischen ins Nebenzimmer. Sei freundlich zu ihm. Denk daran, daß die wahre Harmlosigkeit mit einem dummen Gesicht beginnt ..
    Perry Clifton stieg neben der pummeligen und pausbäckigen Miß die Treppe hoch. Jennifer Croft, die so eine Art Empfangsdame mit Telefonfunktion oder auch umgekehrt darstellte, ging ganz in ihrer Rolle auf. Sich ihrer augenblicklichen Wichtigkeit bewußt, tippelte sie neben Clifton her.
    „Wir sind gleich da!“ bemerkte sie völlig überflüssigerweise, nachdem sie nur noch drei Meter von der einzigen Tür weit und breit entfernt waren.
    Plötzlich blieb sie stehen. Ruckartig. Ihr Atem ging stoßweise, und tiefe Röte hatte ihre runden Wangen gefärbt. Es mußte eine ungeheure Eingebung sein, die sie in solche Aufregung versetzte. Die braunen Kulleraugen sahen den Detektiv auch gar nicht mehr hoheitsvoll, sondern eher in freudigster Erwartung an.
    „Sind Sie von der Zeitung, Mister Arling?“ Der Gedanke, der Mann mit der Kamera könnte ein Titelfotograf sein, ließ sie erzittern. Sie reckte sich und versuchte um ein paar Zentimeter zu wachsen.
    „Machen Sie Fotos für Zeitungen?“
    Clifton tat es fast leid, ihr den Traum von der „Entdeckung“ zu zerstören. „Nein, Miß, ich bin nur ein kleiner Amateurfotograf. Aber ich versichere Ihnen, daß es mir ehrlich leid tut, Ihnen nicht gefällig sein zu können. Dabei hätten Sie es wahrlich verdient, in die Zeitung zu kommen.“ Die Enttäuschung ließ sie rasch wieder um jene künstlich gewachsenen Zentimeter zurückschrumpfen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte sie den letzten Schritt in Richtung Tür und klopfte.
    „Herein!“
    Jennifer öffnete und deutete mit sichtbarer Geringschätzung auf Perry. „Das ist Mister Arling, Sir!“
    „Ja, danke, Miß Jennifer. Sie können wieder gehen.“
    Die Tür schnappte hinter ihr ins Schloß.
    „Joe Melvin sieht wirklich genauso aus, wie ihn Tom Harder beschrieben hat“, dachte Perry Clifton und verbeugte sich kurz vor dem Mann mit dem Frettchengesicht.
    „Guten Tag, Sir... Ich bin Clifford Arling. Sind Sie der Chef hier?“
    Joe Melvin hielt es nicht für nötig, sich von seinem Stuhl zu erheben. „Stimmt, Mister“, antwortete er. Er sagte nur „Mister“, nicht „Mister Arling“. Jeden anderen hätte dieses taktlose Benehmen aufgebracht, doch Perry Clifton tat, als hätte er es überhört. Ja, er tat sogar, als sei der andere ein besonders entgegenkommender Mensch.
    „Na fein, Chef, ich danke, daß Sie mir Ihre kostbare Zeit opfern. Ich habe nämlich ein Anliegen, sozusagen eine nicht ganz ungewöhnliche Bitte.“
    Joe Melvin schnipste sich eine Zigarette aus der Schachtel. Ohne seinem Besucher ebenfalls eine anzubieten, warf er die Schachtel auf den Schreibtisch zurück. Während des Anzündens kaute er zwischen den Zähnen hervor: „Wenn Sie nicht gerade Arbeit suchen, Mister, will ich Ihnen gern helfen.“
    Perry Clifton stieß ein meckerndes Lachen aus und winkte ab. „Arbeit? Nein, wo denken Sie hin. Ich bin froh, wenn ich mal nicht arbeiten muß. Ich mach’ nämlich Urlaub. Und wenn ich Urlaub mache, fotografiere ich!“ Er klopfte auf seine beiden Kameras: „Das ist meine einzige Leidenschaft.“
    Joe Melvin blies ungeduldig und geräuschvoll einen Rauchkegel in Richtung seines Besuchers. „Ich versteh’ nicht, was das mit mir zu tun hat?!“
    „Mit Ihnen selbst nicht. Aber mit Ihrem Fenster, das heißt“, Perry streckte den rechten Daumen steil in die Luft, „mit einem Ihrer Fenster.

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