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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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Altstadt, gleichzeitig aber auch auf einen ganzen Block zum Teil wenig sensibler Neubauten der Neunzehnsechziger des zwanzigsten Jahrhunderts. Rechtsanwälte, Finanzberater, Ärzte und Architekten residierten in ihnen. Ich las in der Leiste der Büroschilder eines Eingangs den Namen Corinna Landgraf. Innenarchitektin.
    »Ihre Frau?«
    »Ex!« Landgraf drehte kaum den Kopf nach dem Schild. »Zum Glück gehen mich ihre Mietkosten nichts mehr an.«
    Ich wusste noch nicht recht, was ich von meinem neuen Chef halten sollte. Landgraf trug auch heute abgeschabte Jeans und ein verwaschenes Shirt, sein Parka stand trotz der Kälte offen. Dazu der zerzauste Bart und die unordentliche Haarmasse auf seinem Kopf. Er sah aus wie ein Penner.
    »Wo gehen wir eigentlich hin, Herr Landgraf?«
    »Nennen Sie mich doch bitte Armin, Kati. Alle meine Mitarbeiter tun das.«
    »Amerikanische Verhältnisse«, rutschte mir heraus. Aber ich erntete zum Glück nur ein Zwinkern.
    »Waren Sie mal drüben?«
    »Mit meiner Halbschwester, Salma.«
    Ich merkte, dass Landgraf direkt auf ein Modegeschäft zu steuerte. Jean-Paul Gallus, Damen- und Herrenmoden.
    »Wollen Sie sich einen Anzug kaufen?« Ups, schon wieder meine vorschnelle Zunge!
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber Sie brauchen ein passendes Outfit für den Termin bei Malchow.«
    »Was ist gegen meinen Hosenanzug einzuwenden?!«
    Wir standen mitten in der offenen Ladentür. Ein schneller Blick ins Innere verriet mir, dass bereits eine Angestellte auf uns zu schritt. Landgraf, das heißt, ich sollte ihn ja Armin nennen, presste sacht meinen Oberarm. »Missverstehen Sie mich nicht, Kati. Wir haben es beide leichter, wenn Sie Malchows Erwartungen entsprechen.«
    Ich war sprachlos. Er sah aus wie ein Penner, aber ich musste mir sagen lassen, dass mein Hosenanzug für seinen betuchten Kunden nicht genügte! Mich beschlich wie schon beim Vorstellungstermin der unangenehme Verdacht, dass mich Landgraf weniger wegen meiner Kompetenz eingestellt hatte, als wegen meiner zugegeben guten Figur.
    Er sah mir das Missvergnügen offenbar an. »Vertrauen Sie mir, Kati. Es geht los.«
    »Guten Tag, Herr Landgraf! Was darf ich für Sie tun?« Die Angestellte von Jean-Paul Gallus Herren- und Damenmoden begrüßte ihn wie einen alten Bekannten. Offenbar sein Stammgeschäft.
    »Ich brauche ein Kleid für meine Mitarbeiterin.«
    Wenigstens stellte er mich nicht als seine neue Freundin vor. Ich schälte mich aus der dicken Winterjacke. Modegeschäfte waren alle chronisch überheizt, damit sich die Kundinnen beim Anprobieren in Unterwäsche nicht erkälteten. Außerdem war dieser Laden wie alle Altstadthäuser schrecklich tief und ohne die indirekte Beleuchtung weiter hinten sicher stockfinster. Leider führte uns die Angestellte von Jean-Paul Gallus genau dorthin.
    »Und was schwebt Ihnen vor, Herr Landgraf?«
    »Ich dachte an ein Etuikleid.«
    Sein Blick glitt an mir herab. »In Schilf oder Grau, gerne mit passendem Blazer. Welche Größe haben Sie, Kati?«
    »Zweiundvierzig«, antwortete ich, obwohl mir normalerweise Vierzig passte, notfalls sogar Achtunddreißig. Aber bei der aktuellen körperbetonten Mode war das Utopie.
    »Darf ich?«
    Die Verkäuferin legte mir beide Hände in die Taille. Sie nickte, als bestätigte das ihren Verdacht.
    »Ich glaube, Ihrer jungen Dame passt Vierzig, Herr Landgraf. Vielleicht sogar noch Achtunddreißig. Wenn Sie beide bitte hier auf mich warten wollen? Ich suche Ihnen etwas heraus.«
    Sie schritt davon.
    Ich funkelte Landgraf böse an.
    »Ich werde mich nicht in ein Kleid zwängen, in dem ich gerade mal atmen kann! Und wenn Sie weiter über meinen Kopf hinweg mit der verhandeln, fahre ich auf der Stelle nach Hause, Herr Landgraf!«
    »Nennen Sie mich doch bitte Armin. Ja, das sehe ich auch so, sehr ungehörig von der Dame. Ich entschuldige mich für sie. Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns trotzdem setzen?«
    Er zeigte auf eine kleine Sitzgruppe.
    Ich blickte mich um. Und stellte fest, dass ich die Schaufenster und damit das Tageslicht schon jetzt nicht mehr sah. Der Laden war wirklich sehr tief.
    »Was haben Sie? Sie atmen ein bisschen flach, Kati.«
    Armin betrachtete mich besorgt.
    »Es ist nichts weiter. Mir geht es gut.«
    Das war gelogen, ich fühlte mich alles andere als wohl. Aber ich wollte es hinter mich bringen. Wer weiß, wo mich Landgraf sonst noch hinschleppte.
    Die Angestellte kam auch schon mit einigen Kleidern im Arm zurück. Alle in den von Armin

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