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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Breitschneider noch wissen.
    »Das geht dich nichts an. In diesem Geschäft gibt es nur eine Regel: Schnauze halten und keine Fragen stellen. So, jetzt hör zu. Du bekommst dreihundert Mark sofort und den Rest, wenn das Verfahren abgeschlossen ist. Erzählst du was rum oder verquatschst dich vor dem Ausschuss, komme ich und hole mir das Geld zurück. Zusätzlich kannst du in einem solchen Fall deine Knochen einzeln nummerieren. Alles klar?«
    »Klar«, murmelte Breitschneider.
    »Gut. Dann komm. Ich lade dich auf ein Bier ein und erzähle dir, was genau du zu tun hast.«
    12
     
    Mittwoch, 27. September 1950
     
    Die Kassette war leer.
    Für einen Augenblick war Goldstein enttäuscht. Dann stand er auf und rief den Bankangestellten zurück in den Raum.
    »Diese Kassette ist beschlagnahmt. Bitte bringen Sie mir Papier, damit ich sie einschlagen kann.«
    Der Mann machte ein Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, fügte sich den Anweisungen aber ohne Widerspruch.
    Kurz darauf stand Goldstein mit der Kassette wieder im Vorraum. »Sie quittieren jeden Zugriff auf die Schließfächer?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wann wurde dieses Fach zum letzten Mal geöffnet?«
    »Einen Moment.« Der Banker griff zu dem Ordner, den er eben erst Goldstein vorgelegt hatte. »Am Montag.«
    »Vorgestern?«
    »Jawohl. Montag, der fünfundzwanzigste September ist hier verzeichnet.«
    »Haben Sie auch Namen und Anschrift desjenigen, der Zugang haben wollte?«
    »Natürlich. Es war der Schließfachinhaber selbst. Uwe Schmidt. Wohnhaft in der Feldstraße hier in Herne.«
    Goldsteins Mund klappte vor Überraschung auf. »Kein Irrtum möglich?«
    »Ausgeschlossen. Es muss sich ja schließlich jeder ausweisen. Und unterschreiben«, fügte er hinzu. »Davor hat Herr Schmidt sein Schließfach Ende August zum letzten Mal geöffnet. Die Unterschriften sind identisch.«
    »Lassen Sie mich einen Blick in Ihre Liste werfen.«
    Der Angestellte trat beiseite und Goldstein sah sich die Liste genauer an. Ja, Name und Anschrift stimmten. Aber war die Unterschrift tatsächlich identisch? War der letzte Buchstabe nicht weiter geschwungen als bei den anderen auf dieser Liste? Er war sich nicht sicher. Das müssten Experten klären. Fakt war jedenfalls, dass ein Toter keine Bankgeschäfte tätigen konnte. Entweder hatte jemand Schmidts Unterschrift gefälscht, oder auch die anderen Signaturen stammten von jemand anderem.
    »Können Sie den Mann beschreiben, der am Montag hier war?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte keinen Dienst. Mein Kollege Hansmeier war an diesem Tag für den Tresorraum verantwortlich.«
    »Dann möchte ich mit Herrn Hansmeier sprechen.«
    »Ich fürchte, das wird nicht gehen.«
    Goldstein blickte sein Gegenüber erstaunt an.
    »Hansmeier ist im Urlaub. In Norditalien. Er ist gestern mit dem Zug dorthin gefahren und will dort zelten. Vor Ort wird er mit dem Rad unterwegs sein. Er bleibt mindestens drei Wochen, vielleicht auch länger.«
    »Sie wissen nicht, wie lange er Urlaub hat?«, wunderte sich der Kommissar.
    »Doch, natürlich. Vier Wochen. Ich habe nur keine Ahnung, ob er die ganze Zeit im Ausland verbringt.«
    »Hat er eine feste Adresse? Einen Zeltplatz vielleicht?«
    »Nein. Er war im Krieg in der Gegend stationiert und möchte sich nun alles erneut ansehen. Wie gesagt, mit dem Rad und Zelt von Ort zu Ort.«
    Pech. Kurz entschlossen klappte der Hauptkommissar den Ordner zu. »Ebenfalls beschlagnahmt.«
    Dieses Mal widersprach der Mann energisch.
    Es kostet Goldstein einen Anruf beim zuständigen Richter, der sich wiederum mit dem Direktor der Bank in Verbindung setzte. Dann konnte Goldstein mit Kassette und Ordner die Bank verlassen. Zurück im Präsidium übergab er beides der Spurensicherung. Seine Kollegen versprachen, dass er bereits in ein, zwei Tagen mit einem Ergebnis würde rechnen können. Danach nahm Goldstein Kontakt mit der Pressestelle der Bochumer Kollegen auf, um das Bild des toten Schmidt morgen in den heimischen Zeitungen zu veröffentlichen. Goldstein hatte noch einige Fragen, bei deren Beantwortung er sich Hilfe erhoffte:
    Wer hatte Schmidt kurz vor seinem Tod gesehen?
    Mit wem hatte er Kontakt?
    Was für ein Mensch war dieser Schmidt überhaupt?
    13
     
    Donnerstag, 28. September 1950
     
    Der junge Mann faltete den ersten Brief vorsichtig auseinander und las ihn zum vielleicht hundertsten Mal.

    In einer Stunde ist alles vorüber. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Im Himmel sehen wir uns

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