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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Vorgesetzten möglich. Wenn Sie in einer Stunde wiederkommen würden?«
    Goldstein verbrachte die Wartezeit in einem Café in der Nähe und erschien pünktlich wieder in der Bank.
    Der Angestellte führte ihn eine Treppe hinunter zu einer Stahltür, die er aufschloss. Dann geleitete er Goldstein in einen Raum, der nur kärglich mit einem Tisch, einem Stuhl und Aktenschränken möbliert war.
    »Der Tresorraum befindet sich hinter dieser Tür.« Der Mann zeigte auf ein stählernes Exemplar.
    »Bitte nehmen Sie Platz.« Der Banker wartete, bis sich Goldstein gesetzt hatte. Dann zog er einen der Ordner hervor, klappte ihn auf und legte dem Kommissar ein Formular vor.
    »Wenn Sie bitte den Zugang hier quittieren«, sagte er.
    Goldstein unterzeichnete.
    »Wären Sie so freundlich, mir den Gerichtsbeschluss zu überlassen?«, bat er dann. »Und Ihren Dienstausweis.«
    Der Kommissar kam der Aufforderung nach.
    Der Angestellte vermerkte die erforderlichen Daten säuberlich neben Goldsteins Unterschrift. »Wenn Sie mir jetzt bitte folgen wollen«, meinte er, als alle Formalitäten erledigt waren und öffnete die zweite Tür.
    Der Tresorraum war fensterlos und enthielt nur einen Tisch mit zwei Stühlen. Die Schließfächer befanden sich an allen vier Wänden.
    Goldsteins Begleiter öffnete mit seinen zwei Schlüsseln ein Fach mit der Nummer 97, zog eine Metallkassette hervor und legte sie auf den Tisch. Lautlos verließ er dann den Raum.
    Der Hauptkommissar setzte sich auf den Stuhl und zog die Kassette zu sich herüber.
    Dann hob er den Deckel an.
    11
     
    Mittwoch, 27. September 1950
     
    Heinz Schönberger schob den Mann unerbittlich vor sich her, bis sie an der Hausecke angekommen waren.
    »Du wartest hier«, befahl er und ging selbst zu einem am Straßenrand wartenden Mercedes 170 D. Er öffnete die Beifahrertür und steckte den Kopf ins Wageninnere.
    »Das ist Breitschneider?«, fragte Saborski, der hinter dem Steuer saß.
    »Ja. Wie sind Sie eigentlich auf ihn gekommen?« Schönberger wunderte sich immer wieder, auf welche Kontakte sein Vorgesetzter zurückgreifen konnte.
    »Sorgfältiges Aktenstudium zahlt sich manchmal aus. Er ist der geeignete Mann. Ein Kleinkrimineller. Hat einige Jahre als notorischer Gewohnheitsverbrecher im KZ Dachau gesessen.«
    »Wäre ein Politischer nicht besser gewesen?«
    »Aus einem grünen Winkel kann doch einfach ein roter werden. Kein Problem. Was haben Sie für einen Eindruck?«
    Schönberger dachte einen Moment nach. »Er arbeitet manchmal für Bos.«
    »Für diesen Hehler? Das wusste ich nicht. Vielleicht habe ich mich geirrt und er kommt doch nicht infrage. Was meinen Sie, kann er seinen Mund halten?«
    »Dürfte kein Problem sein. Bos sagt, der Kerl ist verschwiegen.«
    »Auch gegenüber Bos?«
    »Bestimmt.«
    »Was ist mit dem Geld?«
    »Ich bin mir sicher, dass er es dafür macht. Ansonsten werde ich ihn überreden.«
    »Gut. Dann tun Sie das Erforderliche.« Saborski drückte Schönberger zwei Umschläge in die Hand. »Hier ist das Schriftstück, das er unterzeichnen soll. Sie müssen noch seine Daten nachtragen und die Erklärung neu schreiben. Erledigen Sie das selbst. Keine Sekretärin! Breitschneider muss sich die Daten einprägen, denn möglicherweise wird er vorgeladen. Im anderen Umschlag steckt das Geld. Eintausend Mark. Dafür erwarte ich erstklassige Arbeit. Machen Sie ihm das klar! Und sagen Sie ihm, dass ich sehr ungemütlich werden kann, wenn er versagt.«
    »Jawohl.«
    »Noch was.«
    »Ja?«
    »Keine Namen. Ich habe ihn zwar ausgesucht, möchte aber nicht, dass er mehr von mir weiß als unbedingt notwendig.«
    »Selbstverständlich.«
    Saborski startete den Motor und fuhr los.
    Heinz Schönberger ging zurück zu dem Wartenden. »Also, wenn du willst, kannst du dir fünfhundert Mark verdienen.«
    »Wat hab ich dafür zu machen?«, fragte Breitschneider.
    »Eine Kleinigkeit. Nur eine Erklärung für einen Entnazifizierungsausschuss und gegebenenfalls eine Aussage.«
    »Wat für ’ne Erklärung?«
    »Dass du aus dem KZ abgehauen bist und ein alter Freund deines Vaters dich aufgenommen und bis Kriegsende vor den Nazis versteckt hat.«
    »Aber ich bin nich abgehauen, sondern entlassen worden.«
    »Weiß das jemand?«
    »Hier in der Gegend nich.«
    »Siehste.«
    »Wer soll mich denn versteckt haben?«
    »Das kommt später. Was ist nun?«
    »Einverstanden. Aber ich will sechshundert.«
    »In Ordnung.« Schönberger grinste.
    »Wer war dat da im Wagen?«, wollte

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