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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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selber.«
    »Aber Stirner und Pauly sind befreundet.«
    »Ich weiß.«
    »Es muss noch ein Platz frei sein. Ursprünglich sollte doch Krönert …«
    »Krönert? Daran war nie gedacht.«
    »Er kannte Teile des Reiseverlaufs.«
    »Das mag sein. Aber von unserer Seite bestand kein Interesse an Krönert.«
    »Er hat es geglaubt.«
    »Sein Problem. Ein nützlicher Idiot, mehr nicht.«
    »Ich meine nur …«
    »Lassen Sie es, Mister Trasse. Die Entscheidung ist endgültig. Nur zwei Visa. Wenn Sie jedoch darauf bestehen, dass Stirner in den Genuss unserer Unterstützung kommt – Ihre Kenntnisse über die Geschäfte der Schweiz mit Nazideutschland sind zwar ebenfalls interessant, aber zur Not können wir auf Ihre Anwesenheit in unserem Land durchaus verzichten.«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint«, versicherte Trasse eilig.
    »Dachte ich mir.«
    »Wer sagt es Stirner?«
    »Sagen? Niemand.«
    »Was ist, wenn er redet?«
    »Das müssen Sie verhindern. Sie haben doch Erfahrung in solchen Dingen. Pauly kann sich darum kümmern. Regeln Sie das.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »So, wie ich es sagte. Ziehen Sie Stirner aus dem Verkehr. Für immer. Ach ja, Reisebeginn ist in wenigen Tagen. Sie werden getrennt fahren. Sie nehmen die Nord-, Pauly die Südroute. Die Details teile ich Ihnen kurzfristig mit. Sie sind reisefertig?«
    »Ja. Meine Angelegenheiten sind geordnet.«
    »Dann eine gute Fahrt.«
    63
     
    Montag, 23. Oktober 1950
     
    Der Beamte an der Pforte teilte Hauptkommissar Goldstein telefonisch mit, dass ein gewisser Johann Bos vorstellig geworden sei, um mit ihm zu sprechen.
    »Schicken Sie ihn hoch«, ordnete Goldstein an.
    Wenig später saß ihm Bos gegenüber. »Ich muss ehrlich sagen, dass mich Ihr Besuch überrascht«, erklärte der Kommissar.
    »Das kann ich mir denken«, meinte Bos. »Ich weiß nur nicht, wie ich anfangen soll …«
    »Haben Sie sich das nicht überlegt, bevor Sie in mein Büro kamen?«
    »Doch, schon.«
    »Dann legen Sie einfach los.«
    »Ich möchte reinen Tisch machen. Nur nicht ohne Gegenleistung.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich packe aus und Sie beschützen mich.«
    Goldstein hatte davon gehört, dass es in den Vereinigten Staaten solche Zeugenschutzprogramme gab, nicht aber in der Bundesrepublik.
    »Jetzt mal langsam«, bremste er daher. »In welcher Sache wollen Sie denn überhaupt aussagen?«
    »Na ja, die Geschichte, in der Sie ermitteln.«
    »Geht es etwas konkreter?«
    Bos atmete tief ein. »Ich habe Informationen, wer Lahmer umgebracht hat.«
    »Die haben wir auch. Wir kennen sogar den Namen des Mörders. Ist das alles, was Sie anbieten können?«
    »Können sie mir meine Sicherheit garantieren?«, wich Bos aus.
    »Es gibt in Deutschland keine Vorschrift in der Strafprozessordnung, die einen solchen Handel rechtfertigen würde. Außerdem weiß ich nicht genau, was Sie sich unter Sicherheit vorstellen. Straffreiheit?«
    »So was in der Art.«
    »Haben Sie denn Straftaten begangen?«
    Bos rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Nein, ich meine …«
    »Haben Sie?«
    »Es könnte ja sein, dass ich von der einen oder anderen Sache gehört habe.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Langsam ging der Kerl Goldstein auf die Nerven. »Was wollen Sie denn nun konkret? Entweder Sie rücken mit der Sprache heraus oder verschwinden auf der Stelle.«
    Bos schien es zu bereuen, Goldstein aufgesucht zu haben. Doch er machte keinen Rückzieher. »Ich habe da was gehört.«
    Jetzt wurde der Polizist laut. »Das sagten Sie bereits! Ich sollte Sie vorläufig festnehmen und für vierundzwanzig Stunden in eine Zelle sperren. Nun sprechen Sie endlich, Mann!«
    Bos überlegte. Es war ihm anzusehen, wie es in ihm arbeitete. Schließlich platzte es aus ihm hervor: »Ich weiß, wer Müllers Selbstmord inszeniert hat und warum.« Schweißtropfen glitzerten auf seiner Stirn.
    Goldstein glaubte, sich verhört zu haben. »Sie kennen Müllers Mörder?«
    Bos nickte heftig. »Wenn ich rede, beschützen Sie mich? Die setzen mich unter Druck.«
    Goldstein dachte einen Moment nach. Bos schien wirklich Angst zu haben. »Ich kann Ihnen keine Zusagen machen. Der beste Schutz für Sie ist Ihre Aussage. Sofern Sie uns helfen, den oder die Täter zu überführen, werden diese festgenommen und verurteilt. Dann haben Sie Ruhe. Ich kann Ihnen nur versprechen, Sie bis zu dem Prozess an einem sicheren Ort unterzubringen.« Goldstein wusste, dass er dieses Versprechen nicht würde einhalten können. Doch das

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