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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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Reportage in der ›SZ‹ gelesen?
    Amok
: Total verlogen. Wer sich umbringt, kann keine Rücksicht nehmen.
    Deepness
: Schwachsinn.
    Novalis
: Keine Beleidigungen, Deepness.
    Deepness
: Hab ich dich beleidigt, Amok?
    Amok
: Quatsch, kein Grund zur Panik.
    Novalis ärgerte sich, zu früh eingegriffen zu haben. Aber Deepness ging ihm schon lange auf die Nerven. Er dachte kurz nach, dann flogen seine Finger über die Tastatur.
    Novalis
: Burgers Suizid war vielleicht seine Antwort auf die Fragen, die ihm im Leben keiner beantwortet hat.
    Deepness
: Ich kotze gleich.
    Novalis zögerte keinen Moment und löschte den Kommentar.
    Deepness:
He, warum werde ich jetzt zensiert?
    Novalis
: Weil du dich nicht an die Netiquette hältst, Deepness.
    Deepness
: Ich scheiß auf die Höflichkeit. Ist das hier ’n Mädchenpensionat?
    Novalis:
Tut mir leid, es gibt Regeln.
    Deepness
: Du kannst mich mal!
    Sie loggte sich aus. Novalis lächelte milde. Deepness würde wiederkommen. Sie war fast jede Nacht online und wie die meisten User süchtig nach dem Forum.
    Henriette
: Noch mal zum Lokführer.
    Amok
: He, wir sind kein Eisenbahner-Forum.
    Henriette
: Ich frage euch trotzdem: Kann sich ein Mensch je von so einem Schock erholen?
    Amok
: Das steckt einer wie der doch weg.
    Henriette
: Woher willst du das denn wissen?
    Amok
: Ich habe die Info, dass er bald wieder fährt.
    Cobain:
Das heißt, du kennst ihn?
    Amok
: Nicht hier. Gib mir deine Adresse, ich melde mich.
    Cobain
: [email protected].
     
    Novalis starrte auf die letzten Zeilen. Er hasste es, wenn User sich seiner Kontrolle entzogen und außerhalb des Forums in Kontakt traten. Er zündete sich mit zittrigen Fingern eine Zigarette an, der Rauch brannte ihm in den Augen. Amok war widerlich. Er hatte sich zielsicher den Labilsten und Sanftesten von allen ausgesucht. Aber was hatte er mit Cobain vor?

6.
    Schwarz betrat die Konditorei an der zentralen Straßenkreuzung des Eisenbahnerviertels. »Einen Bienenstich zum Hier-Essen, bitte.«
    »Den machen wir noch selber«, erklärte eine ältere, recht stämmige Verkäuferin. »Was dazu?«
    »Eine Tasse Kaffee bitte.«
    »Kaffee, der Herr, gern.«
    Während sie den Kuchen auf einen Teller hob und Kaffee einschenkte, spähte Schwarz durch das Schaufenster zum Lokomotivführerbau. Das letzte Fenster rechts im dritten Stock musste Rudi Englers Küche sein. Links daneben war das Schlafzimmer.
    »Bitteschön, Ihr Kaffee. Milch und Zucker stehen auf dem Tisch.«
    Schwarz trug sein zweites Frühstück zu einem Stehtisch. Der Bienenstich war so süß, wie er ihn zuletzt während seiner Volksschulzeit in Geretsried gegessen hatte.
    »Eigentlich was Furchtbares so ein Bienenstich«, sagte er und versuchte vergeblich, einen auf seinem hintersten Backenzahn pappenden Mandelsplitter mit Kaffee wegzuspülen.
    »Stimmt«, sagte die Verkäuferin, »wenn man an die ganze Sahne und Kondensmilch denkt, die da verbacken wird. Aber hin und wieder muss man sich so was gönnen, gell?«
    »Wie viele Bleche Bienenstich verkaufen Sie pro Tag?«
    »Zwei, höchstens drei. Vor zehn Jahren war es noch die doppelte Menge. Auch die Eisenbahner sind inzwischen gesundheitsbewusst.«
    »Sie sind aus dem Viertel?«
    Sie nickte. »Mein Mann war Zugbetreuer, wie das heute heißt.«
    »Schaffner also.«
    »Genau. Aber Sie habe ich hier noch nie gesehen.«
    »Sie kennen wohl alle Ihre Kunden?«
    »Die meisten. Wir haben fast nur Stammkundschaft.«
    »Da fällt Ihnen natürlich gleich auf, wenn hier mal ein Fremder auftaucht?«
    »Sicher. Ich rate dann immer, was für einen Beruf er hat. Das ist ein Hobby von mir. Bei Ihnen zum Beispiel habe ich sofort gewusst, dass Sie bei der Polizei sind.«
    »Bin ich aber nicht«, sagte Schwarz.
    Die Verkäuferin machte ein enttäuschtes Gesicht. »Ich hätte schwören können.«
    Sie bediente eine Frau mit zwei kleinen Kindern, die Bio-Fünfkornsemmeln bekamen, und trat dann an Schwarz’ Tisch. »Sie dürfen es nur nicht zugeben, stimmt’s?«
    Schwarz hielt es für strategisch besser, nicht zu widersprechen. »Vor einigen Wochen«, sagte er, »haben sich hier drei Männer herumgetrieben.«
    Die Verkäuferin blickte ihn gespannt an, als lese er ihr aus einem Krimi vor.
    »Sind sie Ihnen aufgefallen?«
    »Ach so«, sagte sie, »ich habe gedacht, Sie verraten mir, was mit denen los war.«
    »Sie haben sie also gesehen?«
    »Ja, freilich. Erst war nur der ältere da, dann hat er noch zwei andere mitgebracht. Schüler oder Lehrlinge,

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