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Pesch, Helmut W.

Pesch, Helmut W.

Titel: Pesch, Helmut W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kinder der Nibelungen
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geklungen, und Siggi war nicht darauf hereingefallen. »Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt.«
    »Wer sagt mir, dass du nicht lügst?«, fragte Siggi. Es galt herauszufinden, was das Wort des Albenkönigs wert war; denn er war sich völ ig bewusst, dass für den angeketteten Hagen hinter ihm die Zeit knapp wurde. Und es wurde Siggi ebenfalls klar, dass ein Kampf Hagens Ende bedeuten konnte, auch wenn er selbst vielleicht noch mal davonkommen mochte.
    Alberich ließ sich Zeit mit der Antwort, als überlege er seine Worte, um Siggi zu überzeugen. Aber Siggi war sich klar darüber, dass der Swart-alf längst wusste, was er sagen wollte.
    »Wenn du dich weigerst, seid ihr beide des Todes«, sagte Alberich. »Und es ist doch wahrhaft kein zu hoher Preis, mit dem Hammer ein paar Schläge auf den Amboss zu tun, um einen einfachen Speerschaft neu zu schmieden. Und ob ich lüge oder nicht, wirst du erst dann herausfinden, wenn du meine Bitte erfüllt hast.« Alberich ließ seine Stimme fast zu einem Flüstern herabsinken, als er fortfuhr: »Ich will nicht mehr sagen, denn das Gift der bleichen Brut könnte in dir wirken. Die Lios-alfar meinen, dass das Volk der Swart-alfar und ich, ihr Herrscher, Bestien, Lügner und Verräter seien, und sie verbergen ihre Ansichten nicht hinter schönen Worten. Du bist bei ihnen gewesen und hast sie gehört. Nun ist es an dir, ob du ihnen glaubst oder ob du versuchst, dir dein eigenes Bild zu schaffen.«
    »Nun«, Siggi fand es an der Zeit, nachzugeben, um nicht noch mehr Zeit zu verschwenden, denn das zähfließende, glühende Gestein kroch immer weiter die Rinne hinunter, um Hagen den Tod zu bringen, »ich denke, ich werde versuchen, herauszufinden, was dein Wort wert ist. Ich werde dir den Dienst leisten, den du von mir verlangst – wenn du meinen Freund Hagen zuvor loskettest.
    Und dann werden wir sehen …«
    »Und dann werden wir sehen …«, antwortete Alberich wie ein Echo, und er lächelte dabei, »was geschehen wird, Midgard-Knabe.
    Du wirst überrascht sein.«
    Siggi antwortete nicht. Aber er wusste, sollte es so weit kommen, würde er rasch und ohne zu überlegen handeln. Siggi dachte immer nur noch von Augenblick zu Augenblick, und er wunderte sich kein bisschen darüber, dass es ihm so leicht fiel, denn der Zauderer in ihm schien völlig verdrängt zu sein. Sein Herz pochte, aber nicht aus Furcht, sondern vor einer wilden Freude, die das Blut schneller durch seine Adern trieb.
    »Nun denn«, sagte Alberich und hob die Hand. »Macht ihn los.«
    Zwei der Swart-alfar traten zu Hagen hinüber, und mit wenigen Handgriffen hatten sie die schweren Ketten von seinen Armen und Beinen gelöst. Fast sah es so aus, als hätte er sich ohne Mühe selber befreien können. Aber das musste eine Täuschung sein, dachte Siggi; was wusste er schon von der Technik der Schwarzalben? Hagen jedenfalls war augenscheinlich am Ende seiner Kräfte; er sackte in sich zusammen und musste von den beiden Kriegern gestützt werden, die ihn mehr mit sich schleiften, als dass er ging.
    Alberich wandte sich um und trat hinaus auf eine Anhöhe, die wie eine natürliche Halbinsel in den Lavasee hinausragte. Doch als Siggi ihm zögernd folgte, erkannte er, dass nichts an diesem Vorsprung natürlich war. Stufen waren in den Stein gemeißelt, und aus dem Podest, das sich auf der Kuppe des Hügels erhob, ragte ein einzelner schwarzer Block hervor. Er war rund und ringsum mit verschlungenen Bandornamenten bedeckt, einem Fries, das sich um den ganzen Rand zog. Das Flechtwerk war so verwickelt und verwirrend in seinen Knoten und Verästelungen, dass das Auge ihm nicht folgen konnte; doch es hatte fast den Anschein, als handele es sich um ein einziges Band, ohne Anfang und Ende, geschuppt wie eine Schlange. In dem unsteten Licht, das von dem Lavasee herauf-schimmerte, schienen die schuppigen Windungen zu leben – ein ewiger Tanz, voller Schönheit und Gefahr zugleich. Der Spiegel des Steines war glatt wie Glas, doch als Alberich sich darüber beugte, war kein Spiegelbild darin zu sehen, nur ein Reigen von aufglim-menden Strahlen, schimmernden Fäden gleich, die aus dem Nichts heraufstiegen und wieder im Dunkel vergingen.
    »Dies ist der Amboss der Hei«, sprach der Herr der Swart-alfar.
    »Auf ihm wurde vor Urzeiten das Schicksal der Welt geschmiedet.
    Große Dinge nahmen von hier seinen Ursprung. Kleinode von mächtiger Zauberkraft sind hier entstanden. Hier schmiedeten die Zwerge von Brisings Stamm das Halsband der

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