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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rest der Familie haben.«
    Oder auch das gesamte Händlerviertel, dachte Andrej. Laut sagte er: »Dann fehlen noch zwei.«
    »Falls es die ganze Familie getroffen hat«, sagte Hasan. »Ja. Das ist nicht gesagt. Aber wir müssen sichergehen, dass nicht noch mehr von diesen … Kreaturen hier sind. Das sind wir den Menschen in dieser Stadt schuldig.« Er wandte sich an einen seiner Assassinen, erteilte ihm einen harschen Befehl, und der Mann verschwand mit schnellen Schritten in der Nacht und ohne sein Schwert eingesteckt zu haben, wie Andrej nicht entging.
    »Jemand sollte erfahren, was hier passiert ist.« Unbemerkt war Abu Dun hinter ihnen aus dem Haus getreten und sah nun stirnrunzelnd abwechselnd in die Richtung, in die der Assassine davongeeilt war, und besorgt nach oben, als hätte er Angst, der Himmel könnte ihm auf den Kopf fallen. Andrej tat dasselbe und bemerkte, dass sich, während sie im Haus gewesen waren, die Wolken aufgelöst hatten, sodass der Mond als runde Scheibe über der Stadt hing. Der Anblick hätte ihn beruhigen sollen, setzte der Mensch doch Licht mit Sicherheit gleich, aber hier und jetzt schien das genaue Gegenteil der Fall zu sein. Etwas stimmte nicht mit diesem Mond und seinem Licht, so wenig wie mit dieser ganzen Stadt.
    Gerade wollte er eine entsprechende Bemerkung machen – auch auf die Gefahr hin, sich einen spöttischen Kommentar von Abu Dun einzuhandeln –, als ihm auffiel, dass Abu Duns Hand nicht mehr leer war: Etwas blitzte golden und korallenfarben darin.
    »Was soll das?«, fragte er verärgert. »Seit wann fleddern wir Leichen?«
    »Seit sie angefangen haben, uns auffressen zu wollen?«, schlug Abu Dun vor. Er streckte den Arm aus, um ihm seine zweifelhafte Beute auszuhändigen, doch Andrej machte einen Schritt zurück und sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Für deine kleine Freundin«, feixte Abu Dun. »Sie hat doch so großen Gefallen daran gefunden. Und die da drinnen brauchen es nicht mehr.«
    Andrej rührte sich nicht, sodass Abu Dun sich nun an Hasan wandte und ihm die Handvoll Ketten und billiger Anhänger hinhielt. »Dann nimm du sie!«
    Als Hasan sich nicht rührte, nahm Ali den Schmuck und stopfte ihn achtlos in die Manteltasche. »Können wir dann jetzt gehen?«, fragte er gereizt.
    Abu Dun starrte die Manteltasche des Assassinen an, und Andrej meinte zu sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Auch Hasan sah plötzlich besorgt aus, und Alis Finger begannen nervös mit dem Schwertgriff zu spielen.
    »Du glaubst wirklich, dass diese Leute krank gewesen sind?«, fragte Abu Dun, fast ein wenig verächtlich, fand Andrej.
    »Du nicht?«
    »Wenn du das wirklich glaubst, Ali«, antwortete Abu Dun, »ist es dann nicht sehr leichtsinnig, diesen Schmuck anzunehmen? Du könntest nicht nur dich und deine Brüder, sondern auch das Mädchen anstecken.«
    »Genug jetzt!« Hasan kam Alis scharfer Antwort zuvor. »Du hast recht, Abu Dun. Aber es ist nicht diese Art von Krankheit, und jetzt ist nicht der Moment, um darüber zu reden. Ich werde euch alles sagen, was ich weiß, aber jetzt müssen wir die beiden anderen finden, bevor etwas wirklich Schlimmes geschieht. Suchen wir sie!«
    Abu Dun schüttelte den Kopf, die Stirn in tiefe Falten gelegt. »Ich glaube, das brauchen wir nicht mehr«, sagte er, während er zum anderen Ende der Straße wies.

Kapitel 12
    K eine der beiden Gestalten, die er dort in der Dunkelheit ausmachte, atmete, keine hatte ein Herz, das schlug, und keine eine Seele, der noch irgendetwas Lebendiges innegewohnt hätte – und dennoch … war da irgendetwas, als Andrej mit seinen anderen Sinnen in sie hineinlauschte, eine Düsternis, so furchtbar, dass alles Lebende erschrocken aus ihrer Nähe geflohen war und selbst der Vampyr erschauerte, den Andrej am Grunde seiner Seele eingesperrt hatte. Dieses Mal (und diese Erkenntnis erschreckte ihn weit mehr, als er zugeben wollte) würde ihm das Ungeheuer nicht helfen, denn es war Leben, das es verzehrte, und in diesen unheimlichen Kreaturen war nichts mehr davon zu finden.
    Der Mond schien hell, doch sein Licht schien von den beiden Gestalten abzuperlen wie Regentropfen von einem eingeölten Tuch, sodass Andrej trotz der geringen Entfernung wenig mehr als zwei unterschiedlich große Schemen erkennen konnte. Dann blinzelte er, und sie gerannen zu menschlichen Formen, als seine Furcht seinen Augen gestattete, sie wirklich zu sehen.
    Es waren eine Frau mittleren Alters und ein halbwüchsiges Kind, von dem er weder Alter

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