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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Erfahrung. Wie ihr König hatten die meisten immer noch das Gefühl, einer Maskerade beizuwohnen. Doch als Charles fortfuhr und dabei auf viele seiner üblichen blumigen Ausdrücke verzichtete, gewann seine Stimme eine neue Stärke und bekam einen drängenden Unterton.
    »In all euren loyalen Gesichtern sehe ich … dass, genau wie kein Sohn auf seinen Vater verzichten kann, kein Untertan auf seinen rechtmäßigen König verzichten kann …«
    Edward strengte sich an, deutlicher zu sehen, indem er die Augen zusammenkniff, und machte die vertraute Statur seines Bruders aus, der aufrecht auf seinem Pferd saß, den Kopf gesenkt.
    »Meine königliche Autorität wurde mir von Gott verliehen. Wir sind lange marschiert, in der Hoffnung, der Feind möge seinen Irrtum erkennen, doch jetzt sind wir auf ihn gestoßen. Die Angelegenheit wird nicht durch das Wort, sondern das Schwert entschieden, und wir müssen das zweifelhafte Risiko eines Krieges eingehen. Möge die Gerechtigkeit unserer Sache uns Mut verleihen und Gott uns zum Sieg führen!«
    Die widerhallenden Jubelrufe erreichten uns in den Wiesen unterhalb der Anhöhe. Zu Wills Empörung waren wir zu spät gekommen und wurden der Reserve an der linken Flanke zugeteilt, in der Nähe der verlassenen Gebäude eines Gehöfts, die verstreut an der Straße nach Kineton lagen. Ich erhaschte einen Blick auf das hochgestreckte Schwert des Königs und einen Arm in schwarzer Rüstung. Die Sonne kam heraus und spiegelte sich funkelnd darin, und durch unsere Reihen lief ein Murmeln, als einige Soldaten das als ein Zeichen zu unseren Ungunsten deuteten. Ein puritanischer Prediger antwortete darauf, indem er sang: »Die Heiligen sollen fröhlich sein und preisen und rühmen …« Soldaten um ihn herum fielen ein: »Ihr Mund soll Gott erheben!«
    Das einsame Donnern einer Kanone brachte sowohl den Jubel als auch den Gesang zum Verstummen.
    Es war zwei Uhr. Die beiden Armeen standen nun weniger als eine halbe Meile auseinander. Essex hatte entschieden, dass ein Rückzug undurchführbar sei, aber er hatte es auch nicht eilig zu kämpfen. Es wäre Selbstmord, den Angriff hügelaufwärts zu führen. Seine Kanonen würden die Gegenseite vielleicht von ihrer überlegenen Position verjagen. Doch die Entfernung war zu groß, und wie diejenigen der antwortenden Kanone landeten die Kugeln lediglich im weichen Schlamm der Wiesen. Essex sah, wie sich mehrere Peers um den König scharten. Es schien, als sei eine Art Streit im Gange. Zwischen dem sechzig Jahre alten Earl of Lindsey, der die Infanterie kommandierte, und Richards Held, Prinz Rupert, der die Infanterie und die Reiterei befehligen wollte, herrschte Uneinigkeit. Als Richard wie gebannt zusah, wie Lindsey seinen Kommandostab fortwarf und rief, wenn er kein General sein könne, dann würde er als Oberst an der Spitze seines Regiments sterben, sah er seinen Bruder. Er kannte dessen erregten Zustand nur zu gut und ritt zu ihm. Er legte einen Arm um Edwards Schulter und beruhigte ihn, während dieser von dem Teufel erzählte, der ihn verfolgte. Schließlich führte Richard ihn zur Kante des Steilhangs. Seine Augen waren so scharf wie die seines Bruders schwach waren. Er konnte unser Banner sehen: ein rotes Kreuz mit den Worten FÜR GOTT UND PARLAMENT. Er erspähte mein rotes Haar.
    »Hat er Vater getroffen?«, wollte er von Edward wissen.
    »Er war auf der Suche nach ihm.«
    Richard konnte Essex’ Banner sehen, eine gute halbe Meile entfernt auf der anderen Flanke. Erneut erspähte er mich zwischen all den Spießsoldaten, lachte und sagte, dass er leider keinen Flecken Kalk auf mir erkennen könne. Ich war wie der Rest, nur einer vom Pöbel. Edward dankte Gott dafür, dass sein älterer Bruder ihn unterstützte, genau wie er es in jener entsetzlichen Nacht getan hatte, als er sich schützend zwischen ihn und ihren Vater gestellt und erklärt hatte, das Kind könne nicht von Edward sein, da ihre Beziehung erst ein paar Monate währte.
    Bestärkt durch Richards Worte, ritt Edward davon. Er war einer der Kapläne unter Sir Jacob Astley, der inzwischen die Führung von Lindsay übernommen hatte, und Edward stimmte mit besonderem Eifer in dessen kurzes Gebet mit ein: »O Herr, du weißt, wie beschäftigt ich an diesem Tag bin. Wenn ich dich auch vergesse, bitte vergiss mich nicht!«
    Inzwischen war es Nachmittag geworden. Es war immer noch klar, aber die Wärme, die tagsüber geherrscht hatte, begann zu schwinden. Ich war überzeugt, dass wir an

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