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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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und versprach mir zu zeigen, wo ich ihn finden würde. Doch als ich Patch zu ihrem Lager führte, kam der Befehl, dieses abzubrechen.
    Es gab eine Rinne, die als Abort diente, doch die war so verstopft und faulig, dass die Männer hinschissen, wo sie gerade gingen und standen. Tausende Männer verteilten sich über Felder und kleine Weiler und hatten Mühe, ihre Tornister zu packen und ihre Waffen zu prüfen – oder zu finden, denn Diebstähle waren an der Tagesordnung. Sie waren beladen wie Packpferde, mit Topfhelm und Brustharnisch, den indes viele ablegten, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Musketiere trugen nicht nur ihre sperrigen Waffen, sondern auch Musketenstützen und Pulverhörner um den Hals. Diese hüpften und klapperten im Wind, als ich eine vertraute Gestalt sah, deren Kopf und Schultern alle anderen überragte und die gerade ihren Spieß hob.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich Big Jed umarmte, denn meine Arme schafften es nicht, seinen Leib zu umschließen, aber er drückte jedes Fitzelchen Luft aus mir heraus und hob mich halb vom Boden hoch.
    »Ich habe etwas für dich«, sagte er. »Ein Kurier erreichte uns, kurz nachdem wir Highpoint verlassen hatten.«
    Er zog einen Brief aus seinem Tornister. Er sah aus, als wäre er von einem Ort zum anderen gereist, um die Einheit zu erreichen. Fettflecken von einem Stück Käse hatten beinahe meinen Namen verschmiert, doch mein Herz klopfte schmerzhaft, als ich die kindliche Handschrift erkannte und das erbrach, was vom Siegel übrig geblieben war. Ich empfand eine Woge aus Freude und Schuldgefühlen, dass Anne, die sich gewissenhaft bemüht hatte, in diesem Sommer schreiben zu lernen, einen Brief zustande gebracht hatte, während ich, dem das Schreiben so leicht fiel, es nicht einmal versucht hatte. Der Brief war kurz.
Ich hätte mehr geschrieben, aber das ist mein Erster Brihf & der Kurier wartet, um nach Warre zu reiten. Ich Hoffe, du denkst an mich so Wie Ich an Dich und nicht an deine Countess.
    Meine Countess? Was um Himmels willen meinte sie damit?
Ich kann dein Gedicht jetz auswändig & kann es lehsen. Ich bete für dich jeden Tach & Gott schickt dich zurück zu deiner liebenden Anne, Amen.
    Ich las ihn, küsste ihn, faltete ihn zusammen, um ihn in mein Wams zu stecken, faltete ihn auseinander, las ihn erneut, um mich zu vergewissern, dass die Worte noch dort waren. Das wiederholte ich mehrere Male, bis ich merkte, dass Luke mich grinsend beobachtete. Ich stopfte den Brief schließlich in mein Wams, woraufhin Luke seines öffnete, um mir seinen Brief von Charity zu zeigen.
    »Der Krieg macht aus den Frauen Dichterinnen«, sagte er.
    Das Feld, das zuvor gedrängt voll gewesen war, war nun zur Hälfe leer. Ich hielt nach Patch Ausschau, aber sie war nirgendwo zu sehen. Niemand hatte sie weglaufen sehen. Sie war mehr als nur ein Pferd für mich geworden; seit wir London verlassen hatten, hatten wir alles geteilt; sie war London. Die Männer sahen mich gleichgültig an, als ich umherrannte und nach ihr rief.
    »Wahrscheinlich ist sie requiriert worden«, sagte Will. »Such dir stattdessen lieber ein Mädchen.«
    »Ich will kein verdammtes Mädchen«, schrie ich ihn an. »Ich will mein Pferd.«
    »Du bist ein Fußsoldat, kein Kavallerist.«
    »Ich muss Lord Stonehouse finden.«
    »Hier«, sagte Jed und drückte mir einen Spieß, der fast dreimal so lang war wie ich, in die Hand. »Den habe ich gerade requiriert.«

    Gegen Mittag fand Edward Stonehouse endlich den Weg zur königlichen Streitmacht auf einer Anhöhe, von der aus man das fruchtbarste Land von ganz England überblickte, einen Steilhang, der in der Gegend als Edgehill bekannt war. Erst jetzt, beim Anblick seines Königs, wurde er ruhiger. Die scharlachrote Standarte flatterte im Wind, schwarze Harnische glänzten, während Charles mit den Offizieren und Peers durch seine Truppen ritt. Er hat sich stets als Kriegerprinz dargestellt, aber seit dem Rosenkrieg vor beinahe zwei Jahrhunderten hatten Engländer auf englischem Boden nicht mehr gegeneinander gekämpft. Kriege fanden anderswo statt, in Europa, Irland oder Schottland. In diesem Jahrhundert hatte auf diesen grünen Feldern, die sich quer über das ganze Land erstreckten, Frieden geherrscht, lediglich unterbrochen durch sporadische Hungerrevolten. Unter Henry III. hatten alle Peers an Kriegen außerhalb des Landes teilgenommen. Von den Peers, die sich dicht an Charles drängten, um zu verstehen, was er sagte, teilten nur fünf diese

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