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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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nicht.« Ich erzählte ihr alles, was ich wusste, alles, woran ich mich erinnerte. Sie schwieg, bis ich ihr sagte, dass ich Lord Stonehouse vorgeworfen habe, er habe Richard und mich, Vater und Sohn, dazu gebracht, einander zu hassen, auch wenn er es nicht gewusst hatte. Ich glaubte, das sei die Wahrheit, es hatte ihn verletzt und sollte ihn auch verletzen, und ich war froh, dass ich es gesagt hatte. Aber Anne sah mich erschrocken an.
    »Du kannst doch nicht auf diese Weise mit jemandem sprechen, der über dir steht!«
    »Über mir stehen?«, fauchte ich sie an. »Ist er etwa etwas Besseres als ich?«
    »Er ist ein Lord!«
    »Er ist ein Lord!«, äffte ich sie nach. »Er ist ein Betrüger und Mörder.« Ich erzählte ihr von dem Vertrag, und sie sah, soweit es möglich war, noch erschrockener aus.
    »Du Narr!«
    Es war eine Sache, mich als solcher zu fühlen, doch eine ganz andere, von ihr so genannt zu werden. Sie wich zurück, und ich konnte mich gerade noch bremsen, mich auf sie zu stürzen, wie ich es getan hatte, als sie den Anhänger angelegt hatte. Selbst jetzt hatte ich das Gefühl, der Anhänger hätte die Dinge zwischen uns vergiftet. »Ja. Ich bin ein Narr. Ich nehme an, ich hätte eine gute Stellung für mich herausschlagen können. Ist es das, was du meinst? Ich habe es für dich getan! Gott weiß warum! Du hast recht! Wir passen überhaupt nicht zusammen! Ich werde gehen!«
    Sie war so blass, jeder Tropfen Blut schien aus ihrem Gesicht gewichen zu sein. »Ja«, flüsterte sie. »Es ist das Beste, wenn du gehst. Geh jetzt. Ich wünschte, du wärst nie hierher gekommen.«
    Dass sie es so ruhig hervorbrachte, machte alles nur noch schlimmer. Sie wandte sich zur Tür, und ich dachte, sie würde noch etwas sagen, aber falls sie das vorhatte, kamen die Worte nicht heraus. Sie ging, und ich hörte sie etwas zu ihrer Mutter sagen, wieder ruhig und gefasst, als sei nichts geschehen, dann schloss sich die Tür zu ihrer Schlafkammer. Ein halbes Dutzend, nein, ein Dutzend Mal machte ich Anstalten, nach unten zu gehen und an ihre Tür zu klopfen, doch jedes Mal machte ich kehrt und starrte hinunter auf den gefrorenen Apfelbaum. Sie kannte mich besser als ich mich selbst. Der Anhänger hatte mich in seinen Bann gezogen, und ich wollte mehr als das – doch was, das wusste ich nicht. Sie hatte recht. Ich hätte sie heiraten und hier bleiben können, oder an einem Ort wie diesem, und wäre zunehmend rastloser geworden, hätte vielleicht sogar angefangen, sie zu hassen. Stattdessen hatte sie mich abgewiesen – mich abgewiesen! Das führte dazu, dass ich sie noch heftiger liebte als je zuvor und ihr zugleich in höchstem Maße grollte. Sie hatte mir meine Freiheit geschenkt, doch es gibt nichts Schrecklicheres als Freiheit, wenn man nichts damit anzufangen weiß.
    Die Druckerpresse blieb stehen, und das Haus schien zur Ruhe zu kommen, wie es das immer tat, gleich einem Schiff, das den Anker geworfen hatte. Jetzt würden sie die bedruckten Blätter zum Trocknen auslegen. Mr Black würde sorgfältig und peinlich genau jedes einzelne inspizieren, hier eines, dort ein anderes bemängeln. Ich lauschte. Ja, da war seine scharfe Stimme, das Geräusch eines gut gezielten Schlages, doch es rief nur ein Schniefen, keinen Schrei hervor. Er hatte nicht mehr die Kraft, die er damals bei mir besessen hatte. Ach, wenn ich doch nur zurückkehren und noch einmal von vorn beginnen könnte, wie würde ich diesen Schlag willkommen heißen. Wenn ich zurückgehen und meine Fehler korrigieren könnte … und meine hoffnungslosen Erwartungen!
    Ich nahm mein Bündel. Mir blieben noch ein paar Stunden Tageslicht. Ich packte meine Kleider ein und überprüfte die Stiefel, und unvermittelt überkam mich das Verlangen, ohne Aufschub aufzubrechen. Nur eines musste ich noch ins Bündel stecken, den Gegenstand, mit dem ich gekommen war – Susannahs Bibel. Ich nahm sie und wollte sie gerade einpacken, als ich ihre Stimme zu hören meinte, wie sie sagte: »Tom, wann immer du einen Rat brauchst, öffne das Buch.«
    Ich hatte es seit vielen Monaten nicht mehr geöffnet, und Gott weiß, dass ich jetzt einen Rat brauchte. Vor dem Fenstersims fiel ich auf die Knie und schlug das Buch auf, wo der Zufall es wollte, wie Susannah es getan hatte, wobei ich nur im Neuen Testament suchte, nicht im Alten, da das für mich für die blutige Vergeltung von Edgehill stand. Ich schloss die Augen, schob den Finger zwischen die Seiten, wie Susannah es immer gemacht

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