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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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loszustürmen, drehte der Mann sich um und blockierte durch seine ungeheure Größe meinen Weg. Ich hielt den Brief hoch.
    »Für Mr Pym.«
    Es bedachte mich mit einem empörten Blick. »Was in Satans Namen tust du hier?«
    »Er muss ihn auf der Stelle haben!«
    Im fleischigen Gesicht des Serjeants spiegelte sich seine ganze Empörung über die Missachtung des vorgeschriebenen Ablaufs. Mr Ink wurde von einer der Wachen abgeführt, und der Serjeant rief den anderen Mann herbei, damit er sich meiner annähme. Er würde den Brief nicht einmal berühren. Er sagte, es sei schon einmal ein ähnlicher Brief an Mr Pym geschickt worden, und der hatte den Verband eines Pestkranken enthalten. Ich wusste, dass das stimmte. Es hieß, der Brief sei von einem Papisten geschickt worden, in der Absicht, Mr Pym zu töten. Überzeugt, dass er ein ähnliches Komplott vereitelt hatte, packte er mich mit dem Griff eines Bären. Ich trat um mich und schrie, Tränen der Enttäuschung brannten mir in den Augen.
    »Der Brief wird sein Leben retten, nicht ihn töten! Der König hat Soldaten auf den Weg hierher geschickt!«
    »Serjeant!«
    Es war der Speaker, William Lenthall, ein freundlich gestimmter Rechtsanwalt von etwas fünfzig Jahren mit sorgfältig gestutztem Bart und Schnurrbart sowie einem verschleierten Blick, der ihn stets aussehen ließ, als befände er sich im Halbschlaf. Er hatte eine leise, fast furchtsame Stimme, die bei einem Tumult äußerst wirksam war, allein weil die Abgeordneten des Parlaments gezwungen waren, Ruhe zu geben, wenn sie ihn verstehen wollten.
    »Du hast einen Brief für Mr Pym, Serjeant?«
    »Ich glaube, er enthält einen weiteren pestverseuchten Verband, Sir.«
    In diesen Tagen um Weihnachten herum brachte jeder Tag neue Gerüchte über Verschwörungen und Gegenverschwörungen hervor, es wurde sogar überlegt, das House zu seinem besseren Schutz ins Rathaus umziehen zu lassen. Dass der Speaker Lenthall jetzt seinen Platz verließ, zeigte das Ausmaß der Nervosität des Parlaments. Ich konnte sehen, wie Mr Pym sich erhob. Zu beiden Seiten verrenkten sich die Abgeordneten die Hälse, um besser sehen zu können.
    »Frag den Boten, ob er so gut wäre, den Brief zu öffnen«, sagte Mr Lenthall höflich.
    Ich erbrach das Siegel, zeigte, dass nichts darin war, und ohne einen Kommentar, eine Frage oder Getue, bedeutete Mr Lenthall dem Serjeant, den Brief zu Mr Pym zu bringen. Niemand schien es besonders eilig zu haben. Ich dachte an die aufschneiderischen Höflinge, die in Whitehall ihre Schwerter gegürtet hatten, an die verwitterten, scharf geschnittenen Gesichter der Söldner, und beobachtete in quälender Ungeduld, wie der Serjeant sich feierlich vor dem Sessel des Speakers verbeugte, ehe er quer durch den Saal zu Mr Pym schritt. Dieser schien eine Ewigkeit zu brauchen, um den Brief zu entfalten, ihn zu lesen und wieder zusammenzufalten, ehe er sich räusperte und das Wort ergriff.
    »Mr Speaker, es hat den Anschein, als würde Seine Majestät in Kürze an diesem Ort eintreffen, um mich festzusetzen …«, bestürzte Schreie kamen auf. »… sowie vier weitere hochgeehrte Mitglieder unter Arrest zu stellen. Mr Hampden, Mr Haselrig, Mr Holles und Mr Strode. Ich erbitte Eure Erlaubnis, uns zurückziehen zu dürfen.«
    Speaker Lenthall zeigte erste Anzeichen von Anspannung und trommelte mit den Fingern auf die Armlehnen seines thronähnlichen Sessels.
    »Ihr habt meine Erlaubnis, Mr Pym«, sagte der Speaker. »Von der Ihr, wie ich vorschlage, schnellstmöglich Gebrauch macht.«
    Während alle Blicke auf Mr Pym gerichtet waren, schlich ich in eine Nische im Hintergrund des Saals und kauerte mich dicht am Boden zusammen.
    Der Serjeant, der Gelegenheit beraubt, einen Giftmörder festzunehmen, blickte zur Stelle, an der ich gestanden hatte. Ich drückte mich noch weiter in mein Versteck und hielt den Atem an. Mr Pym und drei weitere Abgeordnete eilten zur Lobby, doch der fünfte, William Strode, erhob sich, um eine Rede zu halten. Er sei niemals ein Mann der Zugeständnisse gewesen, erklärte er, und jetzt sei die Zeit gekommen, dem König zu trotzen.
    »Kommt schon, Bill«, sagte ein Abgeordneter. »Ihr werdet doch nicht noch einmal zehn Jahre im Tower verbringen wollen.«
    Doch es schien, als habe er genau das vor. Erst als draußen das Rattern einer herannahenden Kutsche zu hören war, verlor Mr Pym einen Teil seiner Würde und Beherrschung und rief: »Es werden keine zehn Jahre, sondern der

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