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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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unveräußerliches Erblehen und würde von Rechts wegen auf den ältesten Sohn übergehen. Diese Verpflichtung war schwierig, aber nicht unmöglich aufzulösen, nicht für jemanden mit Lord Stonehouse’ Einfluss und Reichtum, und er unternahm Schritte, sein Testament zugunsten Edwards, des jüngeren Sohns, zu ändern. Ich betrachtete den Jungen auf dem Gemälde, der sich ängstlich an die Hand seiner Mutter klammerte.
    »Es gibt noch einen«, murmelte Eaton.
    Edward, ein Geistlicher, beschäftigte sich indes weniger mit dem Familienbesitz als mit der Kirche und mit dieser weniger als mit seinem Labor, in dem er nach dem Stein der Weisen suchte. Doch sein Sohn, James, war Lord Stonehouse’ Augapfel. Dann suchte die Pest Edwards Gemeinde heim. Edward überlebte, aber James und der Rest der Familie starben. Edward heiratete erneut, aber Lord Stonehouse’ Trauer war zu tief, um zu vergehen.
    Turville beugte sich näher zu mir und senkte die Stimme. Er war älter als er aussah. Eitelkeit hatte ihn zum Puder greifen lassen, um die Adern auf seinen Wangen und die Narben auf seiner Haut zu verbergen. »Das war vor neun Jahren, als er am tiefsten Punkt seiner Trauer dich erblickte.«
    »Auf der Werft.«
    »Durch puren Zufall.«
    »Durch puren Zufall!« Eaton ahmte Turvilles gelassenen Tonfall nach. Er sagte, in Highpoint geschähe nichts durch puren Zufall! Turville versuchte ihn davon abzuhalten, noch mehr Wein zu trinken, doch ebenso gut hätte er versuchen können, einen jagenden Hund dazu zu bringen, mit dem Gekläffe aufzuhören. Zusammen mit reichlich Speichel sprudelten die Worte aus ihm heraus, eine seltsame Mischung aus Stolz und Gehässigkeit, Macht und Enttäuschung. »Ich bin Lord Stonehouse’ Verwalter. Ich räume den Dreck auf, den er und seine Söhne hinterlassen.« Mit einem abgebissenen Fingernagel stieß er gegen Turville. »Er macht den Dreck legal. Du …«, er stieß mit dem Finger auf mich ein, »du bist der schlimmste Dreck, mit dem ich je zu tun hatte, und das wird ewig so weitergehen, Jahr um Jahr um Jahr!«
    Turville schüttelte entschuldigend den Kopf in meine Richtung und rutschte auf seinem Stuhl herum, als sei er heiß. »Kommt schon, Eaton, …«
    »Ihr könnt mich mal sonst wo!« Er hämmerte mit der Faust auf den Schreibtisch. »Ich trage die Hauptlast bei diesem lausigen Geschäft.«
    »Mr Tom könnte vielleicht …«
    »Könnte vielleicht! Mr Tom! Ach, das ist also Mr Tom? Mr Tom Könnte-Vielleicht!« Er schwieg, Turvilles Unruhe kühlte ihn ein wenig ab. »Mr Tom.« Er deutete eine kleine ironische Verbeugung an und schaute auf das Gemälde. »Mr Richard, Mr Edward, Mr Tom.«
    »Die Situation hat sich geändert, Tom«, sagte Turville. Er lächelte, doch es war ein Lächeln, dem ich weniger traute als Eatons verdrossener Derbheit. »Wir brauchen deine Hilfe. Wir müssen herausfinden, wer du wirklich bist. Und zwar schnell.«
    Ich blickte von einem zum anderen. »Geändert? Welche Situation?«
    Ein Strahl der Wintersonne wanderte über den Schreibtisch und beleuchtete die Staubpartikel, die sich immer noch auf die Stelle legten, wo Eaton auf den Tisch geschlagen hatte. Es war so ruhig, dass ich das Ticken der Uhr in der Halle hören konnte. Schließlich sprach Turville, und er wählte seine Worte so sorgfältig, als verfasse er eine Urkunde.
    »Trotz allem, was Richard getan hat, trotz Lord Stonehouse’ Drohungen, sein Testament zu ändern oder zumindest Schritte in diese Richtung zu unternehmen, hatten wir uns damit abgefunden, dass Richard erben würde. Wir haben seine Lordschaft darauf hingewiesen, so deutlich, wie wir es wagten, dass diese Erbschaft in einer Katastrophe enden würde. Es hat nichts gebracht. Er ist sein ältester Sohn. Er bringt seinen Vater fast um den Verstand, aber dieser liebt ihn und vergibt ihm am Ende immer.« Turville räusperte sich. »Du, Tom, warst die Marotte eines alten Mannes. Wir waren überzeugt, dass du nie mehr als das sein würdest. Aber während du hier krank gelegen hast, ist etwas geschehen, das niemand hatte vorhersehen können. Während Lord Stonehouse das Heer für das Parlament aufstellte, hat Richard seinem Vater mitgeteilt, dass er sich dem König anschließen wird.«

15. Kapitel
    Veränderte ich mich in diesem Moment? Ja. Taten Eaton und Turville es auch? Mit Sicherheit. Ihre Haltung wandelte sich auf undefinierbare Weise, und ich hatte nicht länger das Gefühl, geliehene Kleidung zu tragen. Sie wurden nicht kriecherisch,

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