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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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verschwunden. Töpfe, Pfannen, Pestkarren, Kind, alles war weg.«
    Eaton hatte sich verausgabt. Es war, als sei er erneut durch jene regennasse Nacht geritten, während er die Geschichte erzählte. Er saß da, das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt, knotig wie eine Baumwurzel, und starrte mich grübelnd an. Turville schenkte Wein nach. Dieses Mal schluckte ich meinen mit einem Zug hinunter. Der Strahl der Wintersonne war ein Stückchen weiter gewandert und erhellte nun etwas in dem Gemälde an der Wand, das ich zuvor übersehen hatte. Ich sprang auf, Turville packte seinen Wein, den ich beinahe umgeworfen hätte. Das rostrote Kleid der Frau war züchtig geschnitten, viel züchtiger als das von Lucy Hay, aber eine Verwechslung war ausgeschlossen. Gehalten von einer goldenen Kette, halb in ihrem Kleid, halb darauf, lag der Anhänger, den Matthew mir am Feuer an jenem düsteren Abend in Poplar gezeigt hatte. Der Falke blickte mich über den Saum ihres Kleides hinweg prüfend an, die rubinroten Augen schienen mich anklagend anzufunkeln.
    »Was ist los? Tom?«
    Eatons Stimme hatte etwas Drängendes und war vom vielen Reden heiser. Zum ersten Mal benutzte er meinen Namen. Er wollte etwas, und so, wie er das Gemälde betrachtete, war ich mir sicher, dass es etwas mit dem Anhänger zu tun hatte, den Matthew gestohlen hatte. Eaton und Turville glichen nun Jagdhunden, die Bäuche leer, den Atem angehalten, bereit zum Sprung.
    »Was ist los?«, wiederholte Eaton.
    »Ist sie meine Mutter?«
    Sie lachten amüsiert. »Lady Frances? Sie war bereits fünf Jahre tot, als das alles geschah«, sagte Turville.
    »Wer ist meine Mutter?«
    »Eine Hure und Diebin«, erwiderte Eaton.
    Ich stürzte mich auf ihn und überrumpelte ihn. Mein Faust traf seine Narbe. Er schrie auf, sein Kopf wirbelte herum, Wein spritzte auf seine Jacke. Er packte mich mit einem Griff, so fest wie Ketten in einem Kerker.
    »Sind dir diese schicken Kleider zu Kopf gestiegen? Dabei bist du nichts ohne uns. Nichts! Ich könnte dich genauso gut in eine Grube werfen lassen. Und dieses Mal würde ich mich vergewissern, dass du tot bist.«
    »Warum habt Ihr dann Gardiner und Crow daran gehindert, mich zu töten?«, rief ich.
    Turville lachte. »Jetzt hat er Euch, Eaton.«
    Eaton zog mich zu sich heran, bis ich fürchtete, er würde mich erdrosseln. Turville rappelte sich auf. »Lasst ihn los! Um Gottes willen, Eaton, seid kein Narr! Er hat das Temperament seiner Mutter! Und Ihr seid ebenso verrückt wie damals!«
    Die Uhr schlug zwölf. Beim Klang der Glocke lächelte Eaton mich plötzlich an, dann Turville, und stieß mich von sich. Ich war so begierig darauf, etwas über meine leibliche Mutter zu erfahren, dass ich mir über diesen seltsamen Blickwechsel zwischen ihnen keine Gedanken machte. Sie erklärten mir, sie habe alle Stonehouse-Männer in ihren Bann gezogen, den Vater und die Söhne. Sie lebte auf einem angrenzenden Landsitz und war, wie Turville sagte, von edler Geburt.
    »Edel! Margaret Pearce!« Höhnisch klopfte Eaton sich auf die Schenkel.
    Turville zufolge starb sie kurz nach meiner Geburt. Ihre Begleiterin in der Kutsche, Kate Beaumann, hatte die Gegend verlassen, und sie hatten nie herausgefunden, was aus ihr geworden war.
    »Habt Ihr sie vielleicht gesehen? Eine kleine Frau. Trug stets einen grauen Umhang, sommers wie winters.«
    Ich behielt meine Erinnerung für mich, wie ich in Poplar durch die Löcher im Ölpapier gespäht hatte, um einen Blick auf die Irrlichter zu erhaschen, die meinen Kuchen brachten, und dabei jene verhüllte Gestalt gesehen hatte. Damals hatte ich es als ein Phantasiegebilde abgetan, zu groß war meine Angst, zu viel gesehen zu haben und in einen Kuchen verwandelt zu werden.
    Sie musterten mich scharf. »Eine einfache Frau …«, fuhr Turville fort.
    »Nicht einfach«, rief Eaton und korrigierte sich direkt selbst wieder: »Doch, einfach. Gewöhnlich wie Brot. Etwa so groß.« Er hielt eine Hand vor seine Brust. »Ruhig, einen Akzent aus dem Westen des Landes. Man musste sich ziemlich tief bücken, um die Lady zu verstehen. Dunkles Haar. Nun, zumindest war es dunkel. Ich schätze, jetzt ist es ebenso grau wie ihr Umhang. Hast du sie gesehen?«
    Dieses Mal war es eher ein Flehen, aber ich schüttelte den Kopf. So wenig ich auch wusste, wie phantastisch es auch sein mochte, ich war entschlossen, für mich zu behalten, dass ich diese Frau in Poplar gesehen hatte. Zugleich versuchte ich, so viel wie möglich aus ihnen

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