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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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mich zu töten versuchte.
    »Hört Euch die Logik darin an, Eaton«, rief Turville aus. »Das Geld für seine Erziehung war gut angelegt!«
    »Logik?« Niedergeschlagen starrte Eaton auf das Gemälde. »Es braucht mehr als Logik, um mit dieser Familie fertig zu werden. Seine Lordschaft hat keine Ahnung, dass sein ältester Sohn versucht hat, dich töten zu lassen.«
    »Warum erzählt Ihr es ihm nicht?«, fragte ich erstaunt.
    Der Blick, den Eaton mir nun zuwarf, war nicht ärgerlich, sondern verächtlich. Sein Ausbruch schien ihn müde gemacht zu haben. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken, die Lehne nach vorn, als wollte er darauf reiten, legte sein Kinn auf die gefalteten Hände und musterte mich grübelnd. Turville lächelte wohlwollend.
    »Unschuld, Mr Eaton«, sagte er, »ist eine Tugend, die gehütet werden sollte, nicht verschmäht.« Er hustete, zog wieder sein Taschentuch hervor und wischte sich Stirn und Hände ab. Unvermittelt wurde seine Stimme scharf. »Du wirst nichts davon weitererzählen, ehe wir dir die Erlaubnis dazu erteilen. Ist das klar?«
    Es war vollkommen klar, aber ich sagte nichts. Erneut wischte Turville sich über die Stirn, obwohl kein Schweiß darauf war. Eaton lächelte. Es war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah. Sie schienen es zu genießen, wenn der andere sich unbehaglich fühlte.
    »Ich werde abstreiten, dass diese Unterhaltung jemals stattgefunden hat. Eaton ebenso. Verstanden?«
    Ich sagte immer noch nichts. Er ballte die Fäuste, stopfte das Taschentuch in seinen Ärmel, zog es wieder hervor und fuhr in scharfem knappem Ton fort: »Lord Stonehouse würde uns nicht glauben. Wir haben keinen felsenfesten Beweis, dass es Richard war, der versucht hat, dich zu töten. Selbst mit einem Beweis wäre es riskant. Lord Stonehouse ist … unberechenbar. Richard ist sein ältester Sohn. Lord Stonehouse weiß um seine Schwächen, aber ich möchte nicht derjenige sein, der ihm sagt, dass Richard kaltblütig versucht hat, zum Mörder …«
    Eaton sprang auf. »Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr tut, Turville!«
    »… eines Jungen zu werden, dem sein Vater ein so großzügiges und in der Tat beispielloses Maß an, äh, Barmherzigkeit entgegengebracht hat.«
    Widerwillig akzeptierte Eaton diese rechtmäßige Beschreibung meiner Stellung, die so klar war wie der Londoner Nebel, und sank grübelnd auf seinen Stuhl zurück. Derweil erzählte mir Turville, dass Lord Stonehouse, in einem Alter von sechzig Jahren und bei mäßiger Gesundheit, eine drängende, alles überragende Sorge im Leben hatte: die Zukunft des bedeutendes Familienbesitzes. Richard sollte ihn beerben. Er erwartete es. Aber im Alter von sechsunddreißig Jahren hatte er in seinem Leben noch nicht mehr zustande gebracht, als ein kleines Vermögen mit einer nicht existierenden Zuckerrohrplantage zu verlieren. Und ein weiteres bei Huren und Glücksspielen, murmelte Eaton. Noch unglücklicher von Lord Stonehouse’ Standpunkt aus betrachtet, so fuhr Turville fort, sei die Tatsache, dass Richards Frau gestorben sei und ihm zwei Töchter, aber keinen Sohn geschenkt habe.
    Allmählich lichtete sich hier und da der Nebel, und ich begann mir ein Bild von dieser Familie zu machen. Lord Stonehouse’ Gattin, Frances, hatte die seltene Gabe besessen, Herzensgüte mit Klugheit zu verbinden, womit sie nicht nur die Familie, sondern das gesamte Anwesen zusammengehalten hatte. Darin stimmten Eaton und Turville überein. Sie kannte jeden auf jedem Bauernhof und jedes Dorf, wusste und sorgte sich um jede Geburt und jeden Todesfall. Sie hatte zugehört, Ratschläge erteilt, und wenn sie das Gefühl hatte, jemand verdiene Hilfe, diese gewährt. Ihre Art, nein zu sagen, gab selbst den Enttäuschtesten das Gefühl, beschenkt worden zu sein. Fünf Jahre vor meiner Geburt starb Frances. Das Glück, das auf dem Gemälde eingefangen war, verschwand. Richard wurde arrogant und eigensinnig. Trotz eines großzügigen Taschengeldes und dem ständigen Versprechen, sich zu bessern, war er hoch verschuldet, und sein Vater fürchtete, dass sich das Vermögen unter ihm rasch auflösen würde.
    Gleichwohl unternahm Lord Stonehouse nichts, bis sich Richard in Aussicht auf sein Erbe so heftig verschuldete, dass sein Vater gezwungen war, einen Teil des Grundbesitzes zu beleihen, um die Schulden begleichen zu können. Selbst dann vertraute Richard darauf, dass sein Vater keinerlei Maßnahmen ergreifen würde oder es auch nur könnte. Der Besitz war ein

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