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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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wo es üblich war, steife Hemden mit weitem Kragen und der dazu passenden Krawatte zu tragen. Doch diese Zeiten waren zum Glück vorbei.
    Hogart schob die Fotos zusammen. »Ich bin offen zu Ihnen. Ist eine Frau in einer fremden Stadt seit drei Wochen spurlos verschwunden, ist die Wahrscheinlichkeit, sie lebend zu finden, gleich Null.«
    Aus dem Augenwinkel sah er Rast zusammenzucken.
    »Es tut mir leid, aber das ist die Wahrheit.«
    Während eine Sekretärin frischen Kaffee brachte und die Deckenbeleuchtung einschaltete, da es draußen zu dämmern begann, herrschte eine eisige Stille im Büro. Als die Frau das Zimmer verließ, zog Kohlschmied einige Blätter aus seiner unerschöpflichen Mappe.
    »Wir haben folgenden Vertrag für Sie vorbereitet.«
    »Haben Sie mir nicht zugehört?« Hogart beugte sich nach vorne. »Ich sagte doch …«
    »Unser Standardmodell für externe Berater beinhaltet eine Pauschale von achthundert Euro pro Tag, zuzüglich Tagesdiäten und Wochenendzuschlag«, fuhr Kohlschmied unbeirrt fort. »Die Kosten für Leihwagen und Unterkunft übernehmen wir. Ihr Flug ist für morgen Früh gebucht. Sie haben vier Tage Zeit, bis Dienstagabend, danach muss der Vorstand eine Entscheidung über die Auszahlung der Versicherungssumme treffen.« Er schob den Vertrag über den Tisch. »Wir haben Ihnen ein Zimmer im Hotel Ventana in der Prager Altstadt reserviert - dasselbe Hotel, in dem Alexandra Sendling logierte. Sie bekommen einen Leihwagen, Euroschecks, vierundsechzigtausend tschechische Kronen und eine Akontozahlung über zweitausend Euro in bar.«
    Kohlschmied zückte zwei Geldbündel aus einem Kuvert. Die tschechischen Scheine waren abgegriffen und speckig, die Euronoten druckfrisch.
    »Um in Prag an Informationen heranzukommen, ist allein für Schmiergelder der doppelte Betrag notwendig«, wandte Hogart ein.
    »Verwenden Sie die Euroschecks.«
    »Darüber lassen sich keine Belege ausstellen.«
    »Wir brauchen keine Belege, die schreiben wir uns selbst. Wir brauchen Ergebnisse!« Kohlschmied zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Hier ist Ihr Ticket.«
    Abflugszeit war um 7.10 Uhr am Samstagmorgen in Wien-Schwechat. Economy Class, mit einer Maschine der Austrian Airlines. Falls er den Auftrag annahm, würde er das Wochenende in Prag verbringen. Das Angebot klang verlockend, doch da war noch eine Kleinigkeit, die Kohlschmied vergessen hatte zu erwähnen.
    »Im Erfolgsfall beträgt mein Honorar zwei Promille von der Versicherungssumme«, erinnerte ihn Hogart.
    »Das wären für beide Gemälde achtundzwanzigtausend Euro«, murmelte Kohlschmied. Er blickte kurz zu Kommerzialrat Rast. Dieser nickte, ohne eine Sekunde nachzudenken.
    »In Ordnung.« Kohlschmied nahm die Papiere wieder an sich. »Wir ergänzen den Vertrag.«
    »Dann wäre alles besprochen.« Rast erhob sich von seinem Stuhl. Bevor er das Büro verließ, drückte er Hogart die Hand. Dabei senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Du bist der Einzige, dem ich die Sache anvertrauen möchte. Ich hoffe, du findest das Mädchen.«
    Einen Augenblick später war Hogart mit den beiden Angestellten allein. Der Hai löste sich aus seiner starren Haltung, um sich an den Tisch zu setzen. Noch bevor er den Mund aufmachen konnte, kam ihm Hogart zuvor. »Sie ist vermutlich tot.«
    Der Sicherheitsmann strich sich über das Kinn, dass man das Kratzen der Bartstoppeln hören konnte. »Ich weiß, aber der alte Mann will glauben, dass sie noch lebt.«
    Hogart gefiel der Ton nicht, in dem der Hai plötzlich über seinen Arbeitgeber sprach. Aber was er sagte, stimmte. Natürlich dachte Rast das, er war ein unverbesserlicher Optimist.
    Hogart betrachtete die Schwarzhaarige auf dem Foto. »Rast geht die Sache ziemlich nahe. Vermutlich ist das seine erste Mitarbeiterin, die er auf diese Weise verloren hat.«
    »Sie ist seine Nichte«, präzisierte Kohlschmied.
    Eine eisige Kälte ergriff Hogart.
    »Rast glaubt an Sie, enttäuschen Sie ihn nicht.«
    Im gleichen Moment wusste Hogart, er hätte den Auftrag nicht annehmen dürfen. Er konnte nur verlieren. Falls er bis Dienstag überhaupt etwas herausfand, konnte es nur eine Hiobsbotschaft sein, die Rast das Herz brechen würde.
    Während Kohlschmied nur da saß, sprach der Hai weiter, wobei seine Stimme mit jedem Wort leiser wurde. »Als der alte Mann vorschlug, Sie zu engagieren, begann ich mich über Sie zu erkundigen. Ich habe mich gegen Sie entschieden, aber nicht, weil Sie vor zwei Jahren ein ziemliches Desaster

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