Verfault 2 xinxii
V ERFAULT 2
Von Sean Beckz
2. Fassung
Alle Rechte beim Autor
Copyright ©Sean Beckz 2013
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»Man kann sagen: Ich richte hin, ich werde hingerichtet, aber nicht: ich bin hingerichtet worden«
Georges Jacques Danton am Tage vor seiner Hinrichtung
Inhalt
1 Der Tätowierer
2 Frischfleisch
3 Gartenarbeit
4 Das Ende
5 Futter
6 Juckreiz
7 Das Spiegelkabinett
8 Wenig Bequemlichkeit
9 Sackgasse
10 Die Sammlung
11Die Wette
12 Steine sind Steine
13 Unerwünschtes Wachsein
14 Der letzte Gang
15 Alleine
DER TÄTOWIERER
Es war ein wunderschöner Spätsommermorgen, an dem ich durch streitende Elstern in meinem Garten geweckt wurde. Wie immer in warmen Nächten hatte ich nackt geschlafen und das Schlafzimmerfenster, das vom Boden bis zur Decke reichte, einen Spalt offen gehabt. Es war Samstag und ich hatte frei, aber war den lauten Vögeln trotzdem nicht böse. Ich hatte zwar keine Ahnung, warum diese beiden Elstern fast jedes Wochenende gerade in meinem Garten diesen Lärm machten, aber sie waren ein hervorragender Wecker. Es war 7:30 und Zeit aufzustehen, denn ich hatte noch viel vor an diesem Wochenende. Ich blieb noch ein paar Minuten mit offenen Augen liegen, streckte mich zufrieden und stand auf. Ich öffnete meine Jalousie und schaute vorsichtig aus dem Fenster. Dort waren sie. Zwei Elstern, von denen eine etwas im Schnabel hielt und die andere offenbar eifersüchtig war. Jedenfalls hüpfte sie wild hinter ihrer Artgenossin her und gab die typischen Laute von sich. Mir fiel auf, dass es im Grunde ein sehr interessantes Motiv darstellte! Ob es ihr wohl gefallen würde? Ich holte meine Kamera, die immer griffbereit war und fotografierte die Elstern mehrmals hintereinander.
Mein Ablauf an einem freien Morgen glich fast einem Ritual und gestaltete sich immer gleich. Zuerst betrat ich das gegenüberliegende Bad, besuchte die Toilette und zog mir vorübergehend bequeme Sportsachen an. Dann ging ich ins Untergeschoss, schaltete meinen Kaffeevollautomaten ein und ließ mir von dieser hervorragenden Erfindung einen exzellenten Kaffee zubereiten. Jedes Mal aufs Neue genoss ich den Geruch der frisch gemahlenen Bohnen, der bei diesem Vorgang entstand und bewunderte die feine Crema auf dem fertigen Produkt. Ich liebte einen guten und heißen Kaffee am Morgen, aber zum kompletten Glück fehlte noch etwas! Ich nahm also meine Meinl-Tasse aus der Sonderedition, ging ins Wohnzimmer und steckte meine Zigaretten ein. Vor meiner Haustür, direkt neben dem angrenzenden Maisfeld, stand eine alte Holzbank, die die Form eines Einbaums aus Ozeanien hatte, und dort erreichten zu dieser Zeit die ersten Sonnenstrahlen mein Grundstück. Ich öffnete die Haustür, ging zu besagter Bank, stellte meinen Kaffee ab und setzte mich. Nun noch die Zigarette angezündet und Sekunden später genoss ich den Anbruch dieses viel versprechenden Tages mit geschlossenen Augen.
Ich dachte an meine langweilige Arbeit, die mir zwar ein immenses Einkommen sicherte, aber ansonsten stinklangweilig war. Dokumente unterschreiben, Anträge bewilligen, langweilige Seminare besuchen und Paragraphen wälzen. Erfüllung sah anders aus! Hier zu sitzen, einen Kaffee, eine Zigarette und die Sonne genießen war schon eher Erfüllung. Jedenfalls ein Teil davon. Ich wollte nicht mehr an die Arbeit denken, denn es war Wochenende und ich konnte endlich wieder meiner Passion nachgehen.
Zuvor stand noch der zweite Teil meines morgendlichen Rituals auf dem Programm und ich ging zurück ins Bad. Die sportliche Bekleidung
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