Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James M. Barrie
Vom Netzwerk:
Ungezogenheiten und schlechten Angewohnheiten, mit denen du zu Bett gegangen bist, fein säuberlich zusammengefaltet und ganz unten in deinem Kopf verstaut; und oben, schön gelüftet, liegen die besseren Gedanken, daß du sie gleich benutzen kannst.
    Ich weiß nicht, ob du je eine Karte vom Kopf eines Menschen gesehen hast. Doktoren zeichnen manchmal Karten von allen möglichen Körperteilen, und deine eigene Karte kann höchst interessant sein, aber wehe, wenn sie versuchen, die Karte vom Kopf eines Kindes hinzukriegen, von Gedanken, die nicht nur verworren sind, sondern auch die ganze Zeit herumwandern. Das ergibt dann Zickzacklinien wie bei einer Fieberkurve, und die sind wie Straßen auf einer Insel; denn das Niemalsland ist immer mehr oder weniger eine Insel – mit erstaunlichen Farbklecksen: mit Korallenriffen, mit verwegen aussehenden Schiffen auf hoher See, mit Wilden auf einsamen Lagerplätzen, mit Gnomen, die meist Schneider sind, mit Höhlen, durch die ein Fluß fließt, und Prinzen mit sechs älteren Brüdern und einer Hütte, die immer mehr zerfällt, und einer sehr kleinen alten Frau mit Hakennase. Das wäre eine einfache Karte, wenn es dabei bliebe. Aber da gibt es noch den ersten Schultag, Religion, Väter, den kleinen Teich, Handar-beiten, Mörder, Hinrichtungen, Verben mit dem Dativ, Schokoladenpudding, Hosenträger, bis hundert zählen, die Belohnung für den Zahn, den man sich selbst gezogen hat, und so weiter. Und entweder gehört das alles zur Insel oder zu einer anderen Karte, die durchscheint, und alles ist ziemlich verwirrend, besonders weil nichts stillsteht.
    Natürlich sind die Niemalsländer einigermaßen verschieden. Das von John zum Beispiel besaß eine Lagune mit Flamingos, auf die er schoß, während sie über die Lagune flogen, und Michael, der sehr klein war, hatte einen Flamingo, über den die Lagunen flogen. John wohnte in einem umgekippten Boot im Sand, Michael in einem Wigwam, Wendy in einem Haus aus Blättern, die geschickt zusammengenäht waren. John hatte keine Freunde, Michael hatte nachts Freunde, und Wendy hatte einen Wolf als Spielgefährten, den die Eltern verlassen hatten; aber al es in al em gibt es Familienähnlichkeiten zwischen den Niemalsländern, und stünden sie still in  einer Reihe, dann könnte man sehen, daß sie dieselbe Nase haben und so weiter.
    An diesen Zauberstränden ziehen Kinder beim Spielen ewig ihre Boote an Land. Wir sind auch einmal dort gewesen; wir können noch das Brausen der Brandung hören, aber wir werden nie mehr dort landen.
    Von al en erdenklichen Inseln ist das Niemalsland die gemütlichste und engste; nicht groß und ausgedehnt, mit ermüdenden Abständen zwischen einem Abenteuer und dem nächsten, sondern schön vollgestopft. Wenn du tagsüber »Niemalsland« spielst, mit den Stühlen und dem Tischtuch, ist es überhaupt nicht beunruhigend, aber während der zwei Minuten, bevor du einschläfst, wird es fast wirklich. Deshalb gibt es Nachtlichter.
    Gelegentlich fand Mrs. Darling bei ihren Reisen durch die Gedanken ihrer Kinder Dinge, die sie nicht verstehen konnte, und am verblüffendsten war der Name Peter.
    Sie kannte keinen Peter, und doch tauchte er hier und da in Johns und Michaels Gedanken auf, und Wendys Kopf war überall mit diesem Namen vollgekritzelt. Der Name trat in dickeren Buchstaben auf als irgendein anderes Wort, und während Mrs. Darling ihn anstarrte, hatte sie das Gefühl, daß er merkwürdig unverschämt aussah.
    »Ja, er ist ziemlich unverschämt«, gab Wendy mit Bedauern zu. Ihre Mutter hatte sie ausgefragt.
    »Aber wer ist das, mein Schatz?«
    »Das ist Peter Pan, weißt du, Mama.«
    Zuerst wußte Mrs. Darling keineswegs, aber als sie  an ihre Kindheit zurückdachte, erinnerte sie sich doch an einen Peter Pan, von dem es hieß, er wohne bei den Feen. Es gab seltsame Geschichten über ihn, zum Beispiel die, daß er, wenn Kinder gestorben waren, einen Teil des Weges mit ihnen ging, damit sie sich nicht fürchteten. Sie hatte damals an ihn geglaubt, aber jetzt, wo sie verheiratet war und sehr vernünftig, zweifelte sie doch, ob es so jemanden wirklich gab.
    »Außerdem«, sagte sie zu Wendy, »wäre er mittlerweile erwachsen.«
    »O nein, er ist nicht erwachsen«, sagte Wendy entschieden, »er ist genauso groß wie ich.« Sie wußte nicht, woher sie das wußte, sie wußte es einfach.
    Mrs. Darling fragte Mr. Darling um Rat, aber der lächelte nur verächtlich. »Merk dir meine Worte«, sagte er, »das ist

Weitere Kostenlose Bücher