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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James M. Barrie
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sie, »bei einer so großen Familie sind die Jahre natürlich nicht spurlos an mir vorübergegangen, aber du magst mich doch, wie ich bin, oder?«
    »Ja, Wendy.«
    Sicher mochte er sie so, als »Mutter der Familie«, aber er schaute doch etwas unbehaglich; weißt du, er blinzelte wie einer, der nicht genau weiß, ob er wach ist oder schläft.
    »Peter, was hast du?«
    »Ich hab bloß nachgedacht«, sagte er, und es klang ängstlich. »Wir tun doch nur so, als ob ich ihr Vater wäre, nicht?«
    »Gewiß doch«, sagte Wendy förmlich.
    »Weißt du«, fuhr er fort, als müßte er sich entschuldigen, »ich käme mir so alt vor, wenn ich ihr richtiger Vater wäre.«
    »Aber Peter, es sind unsere Kinder, deine und meine.«
    »Aber nicht richtig, oder?« fragte er besorgt.
    »Nicht, wenn du nicht willst«, antwortete sie. Und sie hörte deutlich einen Seufzer der Erleichterung. »Peter«, fragte sie mit möglichst fester Stimme, »was genau sind deine Gefühle für mich?«
    »Die von einem Kind für seine Mutter.«
    »Das hab ich mir gedacht«, sagte sie und verzog sich in die äußerste Ecke des Zimmers.
    »Du bist komisch«, sagte er und war richtig durcheinander, »genau wie Tiger Lily. Die will auch immer irgend etwas von mir sein, nur nicht meine Mutter.«
    »Nein, nicht deine Mutter«, fauchte Wendy. (Jetzt wissen wir, warum sie was gegen die Rothäute hatte.) »Aber was denn sonst?«
    »Das kann ich als Frau nicht sagen.«
    »Sehr gut«, meinte Peter gereizt, »dann frag ich eben Tinker Bell.«
    »O ja, Tinker Bell kann es dir sagen«, versetzte sie spöttisch. »Sie ist ein verdorbenes kleines Ding.«
    An dieser Stelle quiekte Tink, die in ihrem Boudoir saß und lauschte, irgendeine Unverschämtheit.
    »Sie sagt, sie sei gern verdorben«, übersetzte Peter.
    Plötzlich hatte er eine Idee. »Vielleicht will Tink meine Mutter sein!«
    »Du Blödmann!« schrie Tink in heftiger Erregung.
    »Blödmann«, hatte sie so oft gesagt, daß Wendy keine Übersetzung brauchte.
    Stell dir vor: Wendy und fauchen! Aber man hatte ihrer Geduld viel abverlangt, und sie ahnte nicht, was noch passieren würde, bevor die Nacht hereinbrach.
    Hätte sie’s geahnt, sie hätte nicht gefaucht.
    Keiner von ihnen ahnte etwas. Vielleicht war das besser so. Ihre Ahnungslosigkeit bescherte ihnen noch eine glückliche Stunde, und wir wollen jede Minute davon genießen, als wäre es die letzte auf der Insel. Sie sangen und tanzten in ihren Nachthemden. Es war ein herrlich gruseliges Lied; sie taten so, als hätten sie Angst vor ihren eigenen Schatten – und wußten nicht, daß bald Schatten über sie hereinbrechen würden, vor denen sie sich wirklich grausten. Sie tanzten so ausgelassen und fröhlich und warfen sich gegenseitig aufs Bett und wieder runter! Es war mehr eine Kissenschlacht als ein Tanz, und als sie damit aufhörten, wollten die Kissen immer noch weitermachen, als hätten sie gewußt, daß es die letzte Gelegenheit war. Und die Geschichten, die sie erzählten, bis es Zeit war für Wendys Gutenachtgeschichte! Selbst Slightly versuchte heute abend, eine Geschichte zu erzählen, aber der Anfang war so entsetzlich langweilig, daß es ihn selbst erschreckte und er ganz trübselig wurde. »Ja, das ist ein langweiliger Anfang.
    Also sagen wir einfach: Das ist das Ende.«
    Und schließlich krochen alle ins Bett und warteten auf Wendys Geschichte, ihre Lieblingsgeschichte – die  Geschichte, die Peter gar nicht mochte. Wenn sie anfing, diese Geschichte zu erzählen, verließ er normalerweise das Zimmer oder hielt sich die Ohren zu, und wenn er das diesmal auch getan hätte, wären sie vielleicht noch alle auf der Insel. Aber heute abend blieb er auf seinem Schemel hocken; wir werden sehen, was passierte.

Wendys Geschichte
    »ALSO hört zu«, sagte Wendy und setzte sich für die Geschichte zurecht – Michael zu ihren Füßen und sieben Jungen im Bett. »Es war einmal ein Gentleman …«
    »Wieso nicht eine Dame?« fragte Curly.
    »Oder eine weiße Maus?« fragte Nibs.
    »Still«, mahnte die Mutter, »eine Dame gab es auch, und …«
    »Mami«, rief der erste Zwilling, »du meinst doch, es gibt eine Dame in der Geschichte. Sie ist doch nicht tot, oder?«
    »Nein, nein.«
    »Ich bin schrecklich froh, daß sie nicht tot ist«, sagte Tootles. »Freust du dich auch, John?«
    »Natürlich.«
    »Freust du dich auch, Nibs?«
    »Doch, doch.«
    »Freut ihr euch auch, Zwillinge?«
    »Na klar, wir freuen uns.«
    »Mein Gott«, seufzte Wendy.
    »Etwas

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