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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Stunde mehr als genug war, um ein paar Taschen die Treppe hinaufzutragen und sich Hände und Gesicht zu waschen, schlug Peter anschließend vor, sich das Haus genauer anzusehen. Das klang nach einer guten Idee, immerhin gab es mehrere Stockwerke, einen Dachboden und vermutlich auch einen Keller. Aber offenbar waren die Brüder Granville nicht nur ›sonderbar‹, sondern auch beide völlig paranoid, denn bis auf eine Tür zu einem kleinen Badezimmer war jede einzelne Tür im gesamten Haus abgeschlossen. Und als sie nach draußen gingen, fanden sie auch die drei Wellblechbaracken hinter dem Haus verschlossen. Justus nagte an seiner Unterlippe, gab sich dann einen Ruck und marschierte entschlossen auf das offen stehende Fenster des Labors zu. Da er auf dem steinharten Boden vor dem Fenster keine Fußspuren fand, stellte er sich dort hin und merkte, dass Mr Granville mit seiner wertvollen Erfindung recht fahrlässig umgegangen war – von seiner Position aus hätte Justus bequem den halben Tisch leer räumen können, ohne sich auch nur auf die Zehenspitzen zu stellen. »Hallo, Mr Granville!«, rief er in den Raum.
    Der Erfinder, der an einem der anderen beiden zerkratzten Tische saß und etwas auf ein Blatt Papier schrieb, fiel vor Schreck fast vom Stuhl. Wütend drehte er sich zu Justus um. »Was soll das? Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken? Ich arbeite!«
    »Wir auch«, antwortete Justus. »Sie haben uns schließlich als Detektive engagiert. Gibt es jemanden, der von Ihrer Erfindung wusste? Oder war sie geheim?«
    »Solche Dinge sind immer geheim«, sagte Mr Granville, dessen Gesicht leicht rot anlief. »Aber jeder im Umkreis von zehn Meilen weiß, dass ich Erfinder bin.«
    »Also könnte es sein, dass der Dieb es gar nicht unbedingt auf das ›Hörende Auge‹ abgesehen hatte, sondern nur einfach auf gut Glück irgendetwas mitgenommen hat?«
    »Nein! Unsinn! Es geht nur um das ›Auge‹, um nichts anderes!«
    »Was für ein Motiv könnte der Dieb denn haben? In Ihrem ersten Anruf erwähnten Sie Spionage, und Sie sagten auch, dass Sie Feinde haben. Wer sind diese Feinde, Mr Granville?«
    »Ich sagte doch – Neider und missgünstige Dummköpfe, die sich selbst für Wissenschaftler halten! Und das hier! Lachhaft!«
    Justus schaltete sofort. »Ach ja? Wohnt jemand, auf den diese Beschreibung zutrifft, hier in der Nähe?«
    »Pah! Drüben in Brestow wohnt einer – aber der ist kein Wissenschaftler, der nicht! Ein Scharlatan ist er, weiter nichts!«
    »Wie heißt er denn?«
    »John Frazier.« Seine Augen verengten sich, und er fragte fast lauernd: »Kennt ihr ihn vielleicht?«
    »Nein, Mr Granville.«
    »Ah.« Der Erfinder entspannte sich sichtlich. »Und was habt ihr nun vor? Wollt ihr nach Brestow fahren und ihn höflich fragen, ob er meine Erfindung gestohlen hat? Ha!«
    »Bisher stellen wir lediglich Ermittlungen an«, sagte Justus. »Ist dieser Mr Frazier der einzige Mensch in der Gegend, den Sie als Feind betrachten?«
    »Ich sage es noch einmal – ich habe keine Feinde. Nur Neider!«
    Offenbar wollte er die Frage nicht beantworten, und Justus beschloss, erst einmal darüber hinwegzugehen. »Noch eine Frage, Mr Granville. Lassen Sie immer alle Fenster offen, schließen aber sämtliche Türen im Haus ab?«
    »Was?«, fragte Granville irritiert. »Äh – nein. Wieso? Sind sie verschlossen? Wie eigenartig. Das geht natürlich nicht. Ich werde Matthew sagen, dass er sie wieder aufschließen soll. Und jetzt geht weg, ich habe zu tun!«
    Er setzte sich wieder an den Tisch und kehrte Justus den Rücken zu. Also kehrten die drei ??? ins Haus zurück.
    In der altmodischen, blitzsauberen Küche stand Matthew am Gasherd und briet Spiegeleier mit Speck. Er warf einen missmutigen Blick auf seine Gäste. »Setzt euch da an den Tisch.«
    »Mr Granville«, sagte Justus, »offenbar haben Sie uns nicht erwartet und sind über unseren Besuch nicht erfreut. Wie kommt es, dass Ihr Bruder Ihnen davon nichts erzählt hat? Sie wussten doch von dem Diebstahl des ›Oculus Audiens‹?«
    »Mein Bruder erzählt mir nicht alles, was er tut, und ich erzähle ihm nicht alles, was ich tue. Aber ich wusste natürlich von dem Diebstahl. Er hat es mir am Donnerstag erzählt.«
    »Am Donnerstag?«, fragte Bob. »Aber das Gerät wurde doch schon Dienstag Nacht gestohlen!«
    »Mein Bruder neigt gelegentlich dazu, Dinge erst zu überdenken.«
    »Hat er denn nicht die Polizei gerufen?«, fragte Peter.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er
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