Pfade Ins Zwielicht
aber Reitkleidung kündete von Hast und Bedürftigkeit, vielleicht sogar von Verzweiflung, während die Adelskrone der Tochter -Erbin und ein mit viel Spitze gesäumtes und mit aufwändigen Stickereien verziertes Gewand, das man aus einer Reisekiste holte und anlegte, nachdem man sich gewaschen hatte, der Welt Zuversicht und Stärke zum Ausdruck brachte. Sie hätte gern ihre Zofe mitgenommen, um den Eindruck noch zu verstärken, aber für Essande war die winterliche Reise zu anstrengend; außerdem hätte die Bedächtigkeit der weißhaarigen Frau sie vor Ungeduld vermutlich in die eigene Zunge beißen lassen. Andererseits hätte Essande niemals so langsam sein können wie die zaghafte und verschreckte junge Elsie.
Endlich reichte ihr Elsie den pelzgefütterten roten Umhang mit einem Knicks, und Elayne schwang ihn sich hastig über die Schultern. Im Kamin prasselte ein Feuer, aber der Raum war alles andere als warm, und in letzter Zeit schien sie einfach nicht dazu fähig zu sein, die Kälte verlässlich zu ignorieren. Das Mädchen senkte den Kopf, während sie fragte, ob es ihrer Majestät recht sei, wenn sie nach den Männern schickte, die die Kisten runtertrugen. Beim ersten Mal hatte Elayne ihr in aller Ruhe erklärt, dass sie noch nicht die Königin war, aber Elsie schien die Vorstellung, sie einfach nur als Lady oder auch nur als Prinzessin anzusprechen - obwohl das Letztere in Wahrheit als überaus altmodisch galt -, schlichtweg zu entsetzen. Ob es sich nun gehörte oder nicht, für gewöhnlich freute es Elayne, wenn jemand ihr Recht auf den Thron anerkannte, aber an diesem Morgen war sie zu müde, als etwas anderes als Ungeduld zu empfinden. Sie unterdrückte ein Gähnen und befahl Elsie kurz angebunden, die Männer zu holen und sich dabei zu beeilen, dann wandte sie sich der holzgetäfelten Tür zu. Das Mädchen eilte los, um sie zu öffnen, was mehr Zeit in Anspruch nahm, als hätte sie es selbst getan, und sie machte einen Hofknicks, bevor sie sie öffnete und auch danach. Elaynes seidener Reitrock knisterte laut, als die Beine bei jedem ihrer energischen Schritte aneinander scheuerten, während sie die roten Reithandschuhe ungeduldig zurechtzupfte. Hätte Elsie sie noch eine Sekunde länger aufgehalten, hätte sie vermutlich laut geschrien.
Aber es war das Mädchen, das aufschrie, bevor Elayne drei Schritte weit gekommen war, ein furchterfülltes Heulen, das sich ihrer Kehle entrang. Der Umhang bauschte sich auf, als Elayne herumfuhr, während sie die Wahre Quelle umarmte und fühlte, wie das überwältigende Saidar durch sie hindurchflutete. Elsie stand auf dem Teppich, der die hellbraunen Bodenfliesen bedeckte, und starrte mit vor den Mund gepressten Händen in den Gang auf der gegenüberliegenden Seite. Dort öffneten sich die Durchgänge von zwei sich kreuzenden Korridoren, aber es war niemand zu sehen.
»Was ist denn, Elsie?«, wollte Elayne wissen. Mehrere verschiedene Gewebe waren fast vollendet, von einem einfachen Netz aus Luft bis zu einem Feuerball, der die vor ihr befindlichen Wände pulverisiert hätte, und in ihrer derzeitigen Stimmung wollte sie eine n von ihnen benutzen, wollte mit der Macht zuschlagen. In letzter Zeit waren ihre Stimmungen etwas unberechenbar, um es höflich auszudrücken.
Das Mädchen schaute zitternd über die Schulter, und wenn ihre Augen zuvor weit aufgerissen gewesen waren, quollen sie jetzt förmlich hervor. Ihre Hände krallten sich noch immer vor ihren Mund, als wollte sie einen weiteren Schrei verhindern. Sie hatte schwarze Augen und schwarze Haare, war hoch gewachsen mit einem üppigen Busen und trug die graublaue Livree des Hauses Matherin; eigentlich war sie gar kein Mädchen mehr - Elsie mochte vier oder fünf Jahre älter als Elayne sein -, aber so, wie sie sich benahm, fiel es schwer, sie für etwas anderes zu halten.
»Was ist denn, Elsie? Und erzähl mir nicht, dass es nichts war. Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
Das Mädchen zuckte zusammen. »Das habe ich auch«, sagte sie unsicher. Dass sie Elaynes Titel unter schlug, zeigte, wie durcheinander sie war. »Lady Nelein, Lord Aedmuns Großmutter. Sie starb, als ich noch klein war, aber ich kann mich noch daran erinnern, dass sich selbst Lord Aedmun wegen ihres Temperaments in ihrer Umgebung auf Zehenspitzen bewegte, und die Dienerschaft sprang, wenn sie sie nur anschaute, und die zu Besuch kommenden Ladys auch, genau wie die Lords. Jeder hatte Angst vor ihr. Sie stand direkt vor
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