Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Schwester war sie freudlos. Elayne hätte gewettet, dass das Gewand einst Adeleas gehört hatte. Seit dem Mord trug Vandene öfter die Kleider ihrer Schwester als die eigenen. Allerdings war das nicht der Grund, warum es so schlecht saß. Die beiden Frauen hatten dieselbe Größe gehabt, aber Vandenes Appetit war zusammen mit ihrer Schwester gestorben. So wie ihr Interesse für die meisten Dinge.
    Sareitha, eine Braune, deren dunkles breites Gesicht noch nicht von der Alterslosigkeit berührt worden war, entdeckte in diesem Augenblick Elayne und legte eine Hand auf Vandenes Arm, als wollte sie sie in den Korridor hineinführen. Vandene stieß die Hand der Tairenerin fort und ging ohne einen Blick an Elayne zu verschwenden weiter geradeaus und betrat die Fortführung des Ganges, aus dem sie gekommen waren. Zwei Frauen im Weiß der Novizinnen, die den anderen in respektvollem Abstand gefolgt waren, machten vor den anderen Schwestern einen schnellen Knicks und eilten Vandene hinterher. Merilille sah ihnen nach, als wollte sie ihnen folgen; die kleine Frau trug Dunkelgrau, was ihre cairhienische Blässe wie Elfenbein aussehen ließ. Careane richtete die Stola mit den grünen Fransen auf Schultern, die breiter als die vieler Männer waren, und wechselte ein paar leise Worte mit Sareitha. Die beiden drehten sich um, um Elayne zu begrüßen, und machten fast so tiefe Hofknickse wie zuvor die Novizinnen. Merilille bemerkte die Gardistinnen und blinzelte, dann sah sie Elayne und zuckte zusammen. Ihr Hofknicks entsprach dem der Novizinnen.
    Merilille trug die Stola seit über hundert Jahren, Careane mehr als fünfzig, und selbst Sareitha hatte sie länger als Elayne Trakand getragen, aber bei den Aes Sedai ergab sich der Rang aus der Stärke in der Einen Macht, und keine der drei verfügte über mehr als Mittelmaß. In den Augen von Aes Sedai verlieh einem größere Stärke zwar nicht unbedingt größere Weisheit, aber doch mehr Gewicht, was die Ansichten anging. War der Abstand ausreichend groß, wurden diese Ansichten zu Befehlen. Manchmal war Elayne der Meinung, dass die Gebräuche der Kusinen vernünftiger waren.
    »Ich weiß nicht, was es ist«, sagte sie, bevor eine der anderen Aes Sedai das Wort ergr eifen konnte, »aber es gibt nichts, was wir dagegen tun könnten, also können wir genauso gut aufhören, uns Sorgen zu machen. Wir haben genug Probleme vor uns, dass wir uns auch noch wegen Dingen verrückt machen müssen, auf die wir keinen Einfluss haben.«
    Rasoria drehte stirnrunzelnd den Kopf und fragte sich offensichtlich, was sie nicht mitbekommen hatte, aber die Worte vertrieben die Sorge aus Sareithas dunklen Augen. Vielleicht nicht vollständig, denn ihre Hände schienen unablässig ihre braunen Röcke glätten zu wollen, aber sie war bereit, dem Beispiel einer Schwester zu folgen, die einen so hohen Rang wie Elayne einnahm. Manchmal hatte es seine Vorteile, hoch genug zu stehen, dass man Einwände mit einem Satz ersticken konnte. Careane hatte ihre Gelassenheit bereits wiedergefunden, falls sie sie je verloren hatte. Sie passte zu ihr, obwohl sie trotz der Seide und dem glatten, alterslosen kupferfarbenen Gesicht eher wie eine Kutscherin aussah. Aber für gewöhnlich waren die Grünen aus härterem Holz geschnitzt als die Braunen. Merüille sah nicht einmal annähernd gelassen aus. Weit aufgerissene Augen und leicht geöffnete Lippen verliehen ihr ein überraschtes Aussehen. Allerdings war das für sie nicht ungewöhnlich.
    Elayne ging weiter und hoffte, dass sie sich um ihre Angelegenheiten kümmern würden, aber Merilille hängte sich an Birgittes Fersen. Die Graue hätte unter den dreien die Führung beanspruchen müssen, aber sie hatte die Neigung entwickelt, darauf zu warten, dass ihr jemand sagte, was sie tun sollte, und sie trat wortlos auf die andere Seite, als Sareitha Birgitte höflich bat, ihr Platz zu machen. Die Schwestern begegneten Elaynes Behüterin mit tadelloser Höflichkeit, wenn sie als Generalhauptmann auftrat. Es war Birgitte die Behüterin, die sie zu ignorieren versuchten. Aviendha wurde von Careane nicht so höflich behandelt; sie drängte sich einfach zwischen sie und Elayne. Jede nicht in der Weißen Burg ausgebildete Frau war per se eine Wilde, und Careane verabscheute Wilde. Aviendha schürzte die Lippen, obwohl sie weder ihr Gürtelmesser zückte noch Anstalten in diese Richtung machte, wofür Elayne dankbar war. Ihre Erstschwester konnte manchmal ... überstürzt handeln. Bei

Weitere Kostenlose Bücher