Pfade Ins Zwielicht
zählen; Matherin und die achtzehn anderen, die sie besucht hatte, waren zu klein -, denen sechs andere gegenüberstanden. Ihr eigenes Haus Trakand und Dyelins Taravin. Oh, Dyelin beharrte darauf, dass Carand, Coelan und Renshar sich Elayne anschließen würden, ganz zu schweigen von Norwelyn, Pendar und Traemane, aber die ersten drei wollten Dyelin auf dem Thron sehen, und die letzten drei schienen im Winterschlaf versunken zu sein. Aber Dyelins Loyalität zu Elayne war ungebrochen, und sie unterstützte sie unermüdlich. Sie bestand auf ihrer Überzeugung, dass einige der Häuser, die sich abwartend verhielten, überzeugt werden konnten, sich auf Elaynes Seite zu schlagen. Natürlich konnte Elayne nicht selbst auf sie zugehen, aber Dyelin konnte es. Und jetzt grenzte die Situation an Verzweiflung. Sechs Häuser unterstützten Arymilla, und nur ein Narr würde glauben, dass sie keine Fühler nach den anderen ausgestreckt hatte. Oder dass keiner zuhören würde, nur weil sie bereits sechs hatte.
Obwohl Caseille und ihre Wächterinnen den Platz geräumt hatten, mussten sich Elayne und die anderen einen Weg durch eine Menschenmenge bahnen. Die Männer von Matherin waren endlich von ihren Pferden gestiegen, standen aber noch immer im Weg; sie ließen ihre Hellebarden fallen und hoben sie wieder auf, nur um sie abermals fallen zu lassen, und versuchten, ihr Packpferd auf dem Stallhof abzuladen. Einer der Jungen verfolgte ein Huhn, das irgendwie freigekommen war, und duckte sich unter den Pferden hindurch, während einer der alten Männer Anfeuerungsrufe schrie; dabei blieb unklar, ob er den Jungen oder das Huhn meinte. Ein ledergesichtiger Bannerträger in einem verblichenen roten Mantel, der sich über seinem Bauch spannte, versuchte mit Hilfe eines nur unwesentlich jüngeren Gardesoldaten für Ordnung zu sorgen - vermutlich waren beide aus dem Ruhestand zurückgekehrt, wie so viele andere auch -, aber ein anderer Junge schien sein zotteliges Pferd in den Palast führen zu wollen, und Birgitte musste ihm befehlen, aus dem Weg zu gehen, bevor Elayne eintreten konnte. Der Junge, der nicht älter als vierzehn sein konnte, starrte Birgitte so unverhohlen an wie zuvor den Palast. In ihrer Uniform war sie sicherlich weitaus malerischer als die Tochter-Erbin im Reitkleid, davon abgesehen hatte er die Tochter-Erbin bereits gesehen. Rasoria stieß ihn in Richtung des alten Bannerträgers zurück und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß verflucht noch mal nicht, was ich mit ihnen anfangen soll«, knurrte Birgitte in der kleinen Vorhalle, als eine Dienerin in roter und weißer Livree Elayne Umhang und Handschuhe abnahm. Klein im Sinne des Königlichen Palasts. Zwar war die Decke nicht ganz so hoch wie Matherins Eingangshalle, aber der Raum war mindestens halb so groß, und zwischen schmalen, kannelierten weißen Säulen flackerten vergoldete Kandelaber. Eine andere Dienerin mit dem Weißen Löwen auf der linken Brustseite ihres Mantels, die kaum älter als der Junge sein konnte, der sein Pferd ins Haus hatte führen wollen, bot auf einem mit Flechtwerk verzierten Silbertablett hohe Pokale mit gewürztem Wein an, bevor finstere Blicke von Aviendha und Birgitte sie zurückweichen ließen. »Auf der Wache schlafen die verfluchten Jungen ein«, fuhr Birgitte fort und sah die sich zurückziehende Dienerin weiterhin finster an. »Die alten Männer bleiben wach, aber die Hälfte weiß nicht mehr, was zu tun ist, wenn sie jemanden die verdammte Mauer hochsteigen sehen, und die andere Hälfte könnte nicht sechs Schafhirten mit einem Hund zurückschlagen.« Aviendha sah Elayne mit hochgezogener Braue an und nickte.
»Sie sind nicht hier, um zu kämpfen«, erinnerte Elayne sie, als sie einen mit blauen Fliesen ausgelegten Korridor betraten, der von mit Kandelabern und intarsienverzierten Truhen gesäumt wurde. Birgitte und Aviendha hatten sie in die Mitte genommen, während die Gardistinnen ein paar Schritte vor und hinter ihr ausgeschwärmt waren. Beim Licht, dachte sie, ich hätte den Wein doch gar nicht genommen! Ihr und Birgittes Kopf pochten im gleichen Rhythmus, und sie berührte ihre Schläfe und fragte sich, ob sie ihrer Behüterin sofort befehlen sollte, eine Heilerin aufzusuchen.
Birgitte hatte aber andere Vorstellungen. Sie musterte Rasoria und die anderen, die vorausgingen, dann warf sie einen Blick über die Schulter und bedeutete den Gardistinnen hinter ihnen, ein Stück zurückzufallen. Das war seltsam. Sie hatte jede Frau
Weitere Kostenlose Bücher