Pfade Ins Zwielicht
wieder in der Burg willkommen heißen kann, wie Ihr ganz genau wisst. Und Ihr werdet die Windsucherinnen weiterhin unterrichten und Euer Leben so führen, wie es sich für Aes Sedai gehört. Von uns wird erwartet, mit den Ängsten der Menschen umzugehen und sie zu lindern, und nicht sinnlose Furcht zu verbreiten und Gerüchte in die Welt zu setzen.«
Nun, vielleicht war das etwas zu energisch gewesen. Sareitha schaute wie eine zurechtgewiesene Novizin zu Boden. Merilille zuckte bei der Erwähnung der Windsucherinnen zusammen, aber das war zu erwarten gewesen. Die anderen gaben Unterricht, aber das Meervolk hielt Merilille so fest an der Leine wie einen ihrer Lehrlinge. Sie schlief in ihren Quartieren, und normalerweise sah man sie nie ohne zwei oder drei von ihnen, und sie ging demütig hinter ihnen her. Etwas anderes als völlige Demut kam für sie nicht in Frage.
»Natürlich, Elayne«, sagte Careane hastig. »Natürlich. Keine von uns würde vorschlagen, der Amyrlin nicht zu gehorchen.« Zögernd richtete sie ihre mit grünen Fransen versehene Stola auf ihren Armen und schien sich ganz darauf zu konzentrieren. Allerdings hatte sie einen mitleidigen Blick für Merilille übrig.
»Da wir gerade vom Meervolk sprechen, könntet Ihr Vandene sagen, sie soll ihren Teil des Unterrichts übernehmen?« Als Elayne schwieg, trat ein Ton in ihre Stimme, den man bei jedem anderen als einer Aes Sedai als verdrossen bezeichnet hätte. »Sie sagt, sie hat zu viel mit diesen beiden Ausreißerinnen zu tun, aber sie hat genug Zeit, um sich an manchen Abenden so lange mit mir zu unterhalten, bis ich fast einschlafe.
Die beiden sind schon so eingeschüchtert, die würden nicht mal einen Mucks machen, wenn ihre Kleider in Flammen stehen. Sie brauchen ihre Aufmerksamkeit nicht. Sie könnte ihren Anteil am Unterricht für diese verfluchten Wilden übernehmen. Auch Vandene sollte anfangen, sich wie eine Aes Sedai zu benehmen!«
Sie vergaß Rang und Zurechtweisung, warf Elayne einen unheilvollen Blick zu und brauchte einen Moment, bis sie ihn unterdrücken konnte. Elayne war diejenige gewesen, die das Abkommen getroffen hatte, dem zufolge die Aes Sedai die Windsucherinnen unterrichten mussten, aber bis jetzt hatte sie kaum mehr als ein paar Stunden gegeben und andere, dringendere Pflichten vorgeschützt. Davon abgesehen betrachtete das Meervolk Lehrer der Küstenbewohner wie Tagelöhner - das traf selbst auf Aes Sedai zu -, und zwar Tagelöhner, die noch unterhalb einer Küchenmagd anzusiedeln waren. Eine Küchenmagd, die sich möglicherweise bemühte, sich vor ihren Pflichten zu drücken. Elayne war noch immer fest davon überzeugt, dass Nynaeve nur gegangen war, um sich vor diesem Unterricht zu drücken. Sicher erwartete niemand, so wie Merilille zu enden, aber selbst ein paar Stunden waren schon schlimm genug.
»O nein, Careane«, mischte sich Sareitha ein und mied noch immer Elaynes Blick. Und Merililles. Sie vertrat die Meinung, dass sich die Graue selbst in diese Zwangslage gebracht hatte und darum verdiente, was daraus entstanden war, aber sie bemühte sich, kein Salz in diese Wunden zu streuen. »Vandene ist wegen ihrer Schwester verzweifelt, und Kirstian und Zarya helfen ihr, auf andere Gedanken zu kommen.« Was auch immer sie von den anderen Kusinen hielt, sie akzeptierte, dass Zarya eine Ausreißerin war, was offensichtlich war, da Zarya zu denen gehörte, die Careane erkannt hatte, und wenn Kirstian eine Lügnerin war, würde sie für ihre Lüge den vollen Preis entrichten müssen. Ausreißerinnen wurden nicht sanft behandelt.
»Ich habe auch Stunden mit ihr verbracht, und sie spricht von fast nichts anderem als Adeleas. Es ist, als wollte sie meine Erinnerungen zu ihren hinzufügen.
Ich glaube, man muss ihr so viel Zeit lassen, wie sie braucht, und diese beiden verhindern, dass sie zu oft allein ist.« Sie warf Elayne einen Seitenblick zu und holte tief Luft. »Dennoch, der Unterricht ist mit Sicherheit ... eine Herausforderung. Vielleicht würde eine Stunde dann und wann helfen, sie aus ihrer Verzweiflung herauszuholen, und sei es nur dadurch, dass sie in Wut gerät. Findet Ihr nicht, Elayne? Nur dann und wann eine Stunde.«
»Vandene wird so viel Zeit bekommen, wie sie braucht, um ihre Schwester zu betrauern«, sagte Elayne schlicht. »Und damit ist diese Diskussion beendet.«
Careane seufzte abgrundtief und richtete ihre Stola erneut. Sareitha seufzte leise und fing an, an dem Großen Schlangenring am Zeigefinger
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