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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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gewonnen. Beklommen musterten mich die Tanten.
    »Es bauscht über dem Leib«, sagte Tante Pauline, »vielleicht wäre es besser, die Leute würden ihre Beine sehen, als daß sie auf andere Gedanken kommen.«
    Ich kicherte, und peinlich berührt starrten die Tanten aus dem Fenster.
    »Mensch, bist Du dick!« ließ sich Gitti vernehmen, als ich die Treppe hinunter wogte. Die Tanten hinter mir raunten. »Hörst du die Stimme der Unschuld«, flüsterte Thildchen, »was werden erst die anderen sagen!«
    Auch Manfred war etwas erschrocken, aber wie immer fand er das rechte Wort. »Du kannst anhaben, was du willst, du gefällst mir immer«, sagte er.
    Der Hochzeitszug ordnete sich. Mutti hatte eine Liste angefertigt, wer mit wem an welcher Stelle gehen sollte. Diese Liste hing an verschiedenen Stellen im Hause aus, so daß sich jeder informieren konnte. Wir kannten diese Aufstellungen, denn Mutti liebte Ordnung und einen präzisen Handlungsablauf. Vor jedem sonntäglichen Kirchgang wurde genau festgelegt, in welcher Reihenfolge die Familie in die Kirche einziehen und in der Bank Platz nehmen sollte. Auf diese Weise gab es keine unliebsamen und unfeierlichen Stauungen. Ein einziges Mal allerdings war es doch zu einem solchen Ärgernis gekommen. Beim ersten gemeinsamen Gottesdienstbesuch hatte Manfred Anstalten gemacht, sich neben mich in die Bank zu drücken. Aber »ein Kleiner, ein Großer«, so hieß die mütterliche Devise und also wurde er von starker Hand zurückgehalten, bis endlich die kleine Gitti kam, neben der er Platz nehmen durfte. Die Glocken läuteten, der Hochzeitszug bewegte sich auf die Kirche zu. Es wehte eine leichte Brise, vor uns flatterte Vatis Talar. Meine diversen Unterröcke begannen zu wogen. Mit der einen Hand umklammerte ich Manfreds Arm und den Brautstrauß, mit der anderen versuchte ich die aufgeblähten Stoffmassen zu bändigen. So segelten wir vor dem Winde der Kirche zu. Die kleine Schleierträgerin hatte strikte Weisung erhalten, langsam zu gehen. Sie trippelte zierlich dahin und riß mir fast den Schleier vom Kopf. Ziemlich aufgelöst erreichten wir das schützende Kirchenportal, die Orgel brauste, die Gemeinde erhob sich. Dirigiert von den Blicken der Brautmutter rückten die Hochzeitsgäste vorschriftsmäßig in die Bankreihen ein. Vor den Altarstufen standen die Stühle für das Brautpaar, Mesner Wankelmann hatte sie liebevoll mit Heckenrosen umwunden. Wir nahmen Platz, lehnten uns zurück, fuhren wieder hoch und saßen während der ganzen Feier stocksteif wie Ladestöcke auf unseren Stühlen. Jedem steckte mindestens ein Dorn im Rücken. Die Tanten aber nahmen mit Wohlgefallen die vorbildliche Haltung des Brautpaares wahr. »Ein schöner Anblick!«
    »Rank und schlank!«
    »Sie strahlen Würde aus!« so flüsterten sie und wischten verstohlen eine Träne aus dem Auge. Vati hielt eine Ansprache ganz für mich allein, jedenfalls schien es mir so. Von »Geduld« war die Rede und von »Demut«, er kannte seine Tochter. Dann nahte der Augenblick, von dem ich schon so oft geträumt. Die Glocken läuteten, die Orgel spielte: »Jesu geh voran...« Vati lächelte uns zu. Wir standen auf und traten vor den Altar, das heißt, Manfred trat allein, ich hing in den Rosen. Im Kirchenschiff reckte man neugierig die Köpfe, die Hochzeitsgäste wurden unruhig. Thildchen kam mir zu Hilfe, hakte den Schleier los und breitete ihn über die Altarstufen. So hatte ich die Möglichkeit, mich hinterher beim Hinabsteigen rettungslos in ihn zu verheddern. Der Mädchenkreis sang: »Was Gott tut, das ist wohlgetan...«; ich war auch dieser Meinung, besonders, was die Verbindung mit Manfred betraf. Bei dem Dorf in den Wiesen schien dem lieben Gott allerdings ein Irrtum unterlaufen zu sein. Er würde es schon noch merken. Mein Ehemann wickelte mich aus dem Schleier und gab mir den Brautstrauß in die Hand. Auf die gefährlichen Stühle setzten wir uns nicht mehr, sondern lauschten stehend dem Gesang und schritten dann zur Kirche hinaus. Die Hochzeitsgäste folgten, ängstlich bemüht, die mütterlichen Vorschriften einzuhalten. Von der Empore herunter trampelten die Mitglieder des Mädchenkreises, um zu gratulieren. Neugierige Blicke musterten den Bräutigam und die füllige Braut. Wir nahmen Kompottschüsseln, Spitzendeckchen und Nippfiguren in Empfang, wir dankten und lächelten. Nichts sollte unsere Freude trüben, denn heute war Hochzeit.
    Dann saßen wir an der festlichen Tafel.
    »Eine Frau in der Kirche hat

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