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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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Weilchen zu vergessen.

Jungfräuliche Nöte und Hochzeitsanstrengungen

    Hektisches Treiben erfüllte das Haus. Oben im Speicher übte Stefan das Trompetensolo »So leb denn wohl, es wär so schön gewesen«. Unten im Keller saß Gitti auf einer Kartoffelkiste und blies auf der Blockflöte »Martha, Martha, du entschwandest«. Erst nach heftigem Kampf hatten sich die beiden Musikanten in diese Räumlichkeiten zurückgezogen. Ihre Zimmer lagen nebeneinander.
    »Ich kann meine Flöte nicht hören, wenn du so laut trompetest!« jammerte Gitti.
    »Dein blödes Gepiepse bringt mich aus dem Takt!« schrie Stefan.
    Dann hatten sie sich getrennt und nun litten nur noch die anderen Hausbewohner unter ihren Festvorbereitungen. Beate malte Tischkarten. Christoph dichtete, Onkel Wilhelm wand Girlanden. Vati brütete über der Hochzeitspredigt und Mutti wußte nicht, wo ihr der Kopf stand. All dies geschah zu meinen Ehren und sollte eine große Überraschung werden.
    Einen Tag vor dem Fest erschien Tante Mathilde, um Kuchen zu backen. Tante Mathilde, auch Thildchen genannt, war früher Haushaltslehrerin in einem Stift für höhere Töchter gewesen. Sie kannte teure und ausgefallene Kuchenrezepte und hatte sich zum Schrecken meiner Mutter freudig erboten, die Hochzeitsbäckerei zu übernehmen. Allerdings mußte die ganze Familie mitarbeiten, denn Thildchen war es gewohnt, eine Klasse willfähriger Schülerinnen um sich zu haben. Während sie die höhere Backkunst zelebrierte, mußten jene die niederen Arbeiten verrichten, Bleche fetten, Kirschen entsteinen, verbrannte Kuchen abkratzen und Berge von Geschirr abwaschen. Auch andächtige Zuschauer waren erwünscht, die mit kleinen Begeisterungsrufen und ehrfürchtigem Staunen Tante Mathildes hohe Künste bewunderten.
    Ihre große, leider unglückliche Liebe galt einem Rührkuchen, der unter Verzicht auf Hefe und Backpulver nur durch die Triebkraft von sieben schaumig gerührten Eiern in die Höhe gehen sollte. Da der Teig viel Zucker und Fett enthielt, dazu noch Rosinen und Nüsse, wollte es den Eiern immer nur kurze Zeit gelingen, ihn in die Höhe zu stemmen. Nahm man den Kuchen aus dem Backrohr, dann klatschte er unweigerlich zusammen, was Tante Mathilde jedesmal neu in Erstaunen versetzte, war ihr diese Näscherei doch früher im Stift aufs Beste gelungen. So teuer dieser Kuchen auch in der Anschaffung war, so sparsam erwies er sich im Verbrauch. Auch der hungrigste Esser langte nur einmal zu, auch der beste Magen konnte nicht mehr als ein Stück vertragen. Wir nannten dieses Gebäck »Thildchen-Kuchen« und scheuten die hohen Anschaffungskosten nicht, wenn es galt, unliebsame Gäste zu vergraulen.
    Trotz des heftigen Protestes meiner Mutter wurden zwei solcher Kuchen gebacken. Tante Mathildes Hoffnung, daß wenigstens einer davon gelingen werde, erwies sich als unbegründet. Am Abend verließ die Künstlerin frohgelaunt und hochgestimmt die Küche. Wir vom Hilfspersonal wankten erschöpft hinterher. »Na seht ihr, Kuchenbacken ist kein Hexenwerk«, erklärte sie, »man muß nur etwas davon verstehen.« Meine Mutter bestellte noch zwei Torten beim Bäcker.
    Das Hochzeitskleid war ein Traum aus duftigem weißen Nylon mit Puffärmeln und Rüschen. Ich hatte es im Schaufenster gesehen und sofort gewußt, dies und kein anderes sollte meine eckigen Glieder umschmeicheln. Wie eine Märchenfee würde ich dahinschweben.
    »Kind, überleg es dir gut«, sagte Mutti, »ich will dich ja nicht beeinflussen, aber du solltest noch ein zweites Kleid anprobieren. Ich bin etwas in Sorge, daß dies hier zu durchsichtig ist.«
    »Aber nein, nicht doch, gnädige Frau«, rief die Verkäuferin, »bei der Menge Stoff.«
    Der Hochzeitsmorgen war gekommen. Thildchen steckte den Schleier, Mutti setzte mir das Myrthenkränzchen auf. Tränen der Rührung in den Augen betrachteten die anderen Tanten das traute Bild.
    »Geh ein paar Schritte, mein Kind«, sagte Mutti. Ich schritt graziös dem Fenster zu.
    »O Jottojottojott!« Tante Luise sank aufs Sofa; auch die anderen suchten nach Halt und rangen die Hände.
    »Sie wird sich den Tod holen mit dem kurzen Höschen«, verkündete die strenge Tante Pauline, »zu meiner Zeit...«
    »Entsetzlich! Unmöglich! Was werden die Leute sagen.« Mutti stand erstarrt.
    Die Tanten eilten hinaus. Nach kurzer Zeit kamen sie wieder, beladen mit Unterröcken. Als es endlich gelungen war, mich undurchsichtig zu machen, hatte ich von der Taille abwärts eine matronenhafte Fülle

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