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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ihn nicht sehen.«
    Sina warf Niebuhr einen hilfesuchenden Blick zu. Doch der stierte
apathisch auf den Küchentisch.
    »Ich nicht glauben. Ich ihn wollen sehen!« Milda sprang auf, wollte
aus der Wohnung rennen, sackte dann aber plötzlich in sich zusammen. Sina
konnte sie gerade noch auffangen, während Niebuhr völlig abwesend schien.
    »Jens, was ist los mit dir?«
    Niebuhr schreckte hoch, realisierte dann, was zu tun war, und trug
die ohnmächtige Milda auf den Armen ins Schlafzimmer.
    »Freunde wird sie kaum haben. Ich schätze, dass sie und ihr Mann ein
ziemlich einsames Leben geführt haben. Es bestand ja immer die Gefahr, entdeckt
zu werden«, dachte Sina laut.
    »Davon ist auszugehen«, sagte Niebuhr, der jetzt auch seine Sprache
wiedergefunden hatte.
    Was also würde sein, wenn Milda aufwachte?

SIEBEN
    Am nächsten Morgen saß den beiden Ermittlern Winfried
Kröger, einundfünfzig Jahre alt, Hotelbesitzer und Gastwirt, von seiner zweiten
Frau getrennt lebend, im Verhörraum des Polizeipräsidiums gegenüber. Mit seiner
ersten Frau Marion, in Goslar bei Karstadt als Verkäuferin tätig, hatte er
einen Sohn, Dominik, sechsundzwanzig Jahre alt und gelernter Tischler, der aber
schon seit Jahren als Fahrer für verschiedene Speditionen arbeitete. Winfried Kröger
war aktenkundig, vorbestraft wegen Körperverletzung nach einem Vorfall in
seiner Gaststätte vor vier Jahren.
    Nachdem Sina den zu Befragenden über seine Rechte belehrt hatte, gab
sie noch einmal an: »Sie sind hier, um in der Mordsache Janis Auseklis, einem
in Ihrem Betrieb nicht vorschriftsgemäß gemeldeten Mitarbeiter, als Zeuge
auszusagen.« Dann wurde sie hemdsärmeliger: »Es gibt zwei Möglichkeiten,
Kröger: Sie erzählen uns, was wir wissen wollen, dann könnte es glimpflich für
Sie ausgehen, oder Sie mauern, dann ziehen wir die Konsequenzen.«
    Kröger grunzte. Was blieb ihm auch anderes übrig, als zu signalisieren,
dass er kooperativ war? Sonst war er seine Konzession gleich los.
    »Fangen wir von vorne an«, begann Niebuhr. »Wie haben Sie den
Ermordeten kennengelernt?«
    »Dominik, mein Sohn, hat mich mitgenommen, als er eine Fuhre nach
Lettland hatte.«
    »Wann war das?«
    »Das war vor drei Jahren im August. Dominik hatte Baumaterial
abzuliefern in Riga. Wir haben dann noch einen getrunken. Da haben wir den
Janis getroffen. Er wollte unbedingt weg von Riga, suchte um jeden Preis Arbeit
im Westen. Er würde alles machen, sagte er. Die steckten damals bis zum Hals in
der Krise, die Letten, wissen Sie, bei denen ist das nicht so glimpflich
abgelaufen wie bei uns hier. Die hatten echt nichts mehr zu beißen …«
    »Und Sie waren der Retter in höchster
Not«, übernahm Sina.
    »Kann man so sagen.«
    »Rührend, Kröger, und dann haben Sie die beiden aus Mitleid einfach
so mitgenommen?«
    Eine Frechheit, wie der Kerl hier versuchte, den Samariter zu spielen.
    »Die standen am nächsten Morgen mit Sack und Pack vor dem Wagen.
Dominik wollte zuerst nicht, dann hat ihn die Kleine angefleht, und er ist
weich geworden. Richtig verknallt hatte er sich in die.«
    Sina lächelte ironisch in Niebuhrs Richtung, der das zu ignorieren
schien.
    »War es nicht zufällig eher so, dass Sie dringend Küchenpersonal
brauchten und in der vollen Absicht mit Ihrem Sohn nach Lettland gefahren sind,
um sich billige Arbeitskräfte zu beschaffen?«, fragte Niebuhr.
    »Nein!«
    »Aber die Gelegenheit kam wie gerufen …«
    »Sagen wir so: Ich konnte den Letten helfen, und gegen ein wenig
Unterstützung in der Küche – als freiwillige Gegenleistung, versteht sich –
hatte ich nichts einzuwenden.«
    Sina fand es ziemlich unerträglich, was sie sich da anhören mussten.
Doch Kröger hatte bisher alle Kontrollen wegen illegaler oder unangemeldeter
Arbeitsverhältnisse ohne Auffälligkeiten überstanden, jedenfalls war nichts
aktenkundig.
    »Und für die beiden stand schon eine fertige Wohnung im Hinterhof
bereit«, spitzte Niebuhr die Unglaubwürdigkeit der Geschichte zu.
    »Nein. Nur der Raum war da. War früher alles Heuboden. Aber wir
mussten noch ausbauen. Milda und Janis haben zuerst in der Hotelmansarde
übernachtet«, sagte Kröger, ohne groß nachzudenken. Möglicherweise entsprach
das der Wahrheit. Dazu würden sie Milda befragen.
    »Die beiden haben also in der Küche gearbeitet«, setzte Sina wieder
an.
    »Manchmal auch im Hotel«, gab Kröger freiwillig zu. »Wissen Sie, wie
heute die Gastronomie dasteht?«, versuchte er Verständnis zu erwecken.

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