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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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setzen?«
    Keine Antwort.
    »Wir haben ein paar Fragen«, sagte Niebuhr mit leicht bebender
Stimme und setzte sich auf einen Stuhl, der an der Wand stand.
    »Ich müde und schlafen«, antwortete Milda schleppend.
    Sie erhob sich, ohne die Beamten eines Blickes zu würdigen,
schlurfte in zu großen Filzschlappen die zwei Schritte hinüber zum Bett. Auf
dem Rand der Matratze blieb sie regungslos sitzen.
    »Es tut uns sehr leid, was passiert ist, Milda …«, versuchte
Niebuhr einen Weg.
    Sie reagierte nicht.
    »Aber es ist Mord. Und wir müssen den Mörder suchen und brauchen
Ihre Hilfe.«
    »Hilfe zu spät, Hilfe früher, jetzt zu spät …«
    Mildas Stimme klang so leer und hoffnungslos, dass es Sina die
Tränen in die Augen trieb. Aber die Befragung musste sein.
    »Was war an dem Tag, als Janis verschwand?«
    Milda starrte Sina an, doch sie sah etwas anderes.
    »Mama und Papa nicht wollen, ich Janis heiraten. Er nicht ernst
genug, mein Vater sagen. Aber ich lieben Janis. Wir Familie haben, Kinder,
verstehen? Aber nicht in Lettland. Wir besser leben! Wir im Bett liegen und
träumen: Wohnung nicht so klein und Auto, rotes, neues Auto …«
    Das kannten sie schon. Dieser Traum war Milda in Fleisch und Blut
übergegangen, und jemand hatte ihn ihr bei lebendigem Leibe herausgerissen.
    »Es wird alles wieder gut werden, Milda.«
    Dummes Zeug, das war Sina bewusst, kaum dass ihr die Floskel über
die Lippen gerutscht war. Aber sie wusste im Moment nicht weiter.
    »Milda«, kam ihr Niebuhr zu Hilfe, »wir müssen Ihnen diese Frage
stellen. Was war an dem Tag, als Janis verschwand?«
    Keine Antwort.
    Als hätte sie die Frage nicht gehört, strich sich Milda im Zeitlupentempo
über ihre braunen Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Erst kurz
bevor Sina und Niebuhr resignierten, entschloss sie sich zu reden.
    »Janis mit mir arbeiten in Küche. Dienstagabend, Jägertreffen. Dann
halb eins in der Nacht zu Ende. Kröger betrunken, kommt in Küche. Sprechen mit
Janis.«
    »Was haben die beiden gesprochen, haben sie sich gestritten?«
    »Immer streiten. Am Anfang alles gut, wir viel arbeiten. Kröger
zufrieden. Hat uns Wohnung gemacht in Stall. Janis will mehr verdienen, will eine
schöne Wohnung haben. Nicht in Stall.«
    »Und was ist passiert?«, fragte Sina.
    »Ich Geschirr aus Maschine räumen, dann gehen. Janis kommt später,
wie immer.«
    »Aber er ist nicht gekommen …«
    »Er manchmal abends noch weg. Er frische Luft brauchen nach Arbeit.
Ich keine Angst. War müde und schlafen.«
    »Und was hat Ihnen Kröger am nächsten Morgen erzählt?«
    »Ich fragen, wo Janis. Er sagen, streiten, Janis böse und gegangen.
Er nicht wissen, wo. Er zurückkommen, wir warten.«
    »Und dann haben Sie gewartet. Tag für Tag, Woche für Woche …«
    »Ja, ich warten …«
    Sie brach ab, starrte wieder leer vor sich hin. Nach einer Minute
drehte sich Sina zu Niebuhr um. Der erhob sich vorsichtig, und sie verließen
lautlos das Krankenzimmer.
    Dass Kröger eindeutig mehr wusste, als er ihnen bisher gesagt hatte,
war jetzt klar. Sie würden den Gastwirt abholen und weiter verhören, aber
diesmal als Tatverdächtigen, und einen Durchsuchungsbeschluss würden sie gleich
mitbringen.

NEUN
    Am nächsten Morgen um acht Uhr sechsundzwanzig trafen Sina
und Niebuhr an der Breite Straße auf die Kollegen der Kriminaltechnik. Ihre
Order war, der Gaststätte »Niedersachsenstuben« einen gründlichen Besuch
abzustatten.
    Wieder erinnerten die Lichtverhältnisse im Lokal an ein Oberharzer
Bergwerk. Aber es roch nach Kaffee, frischen Brötchen und Wurst. Kröger, der
hinter der Theke Gläser polierte, war offensichtlich überrascht, und der Gast
in weißem Hemd und Krawatte, der sich gerade einen Bissen in den Mund schob,
sah nicht weniger verwundert von dem Display seines aufgeklappten Laptops auf.
    Winfried Kröger schien zu ahnen, was ihm bevorstand.
    »Ich nehme an, dass Sie diesmal einen Durchsuchungsbeschluss haben.«
    Schweigend hielt Sina das Papier hoch.
    »Die Küche zuerst, dann alle Hotelzimmer und besonders den Wagen im
Hof«, wies sie die Männer von der Kriminaltechnik an, die zielsicher die
Schwingtür zur Küche ansteuerten. Niebuhr folgte ihnen.
    Der einzige Gast beeilte sich plötzlich sehr, schüttete den Rest Kaffee
hinunter und packte sein Arbeitsgerät ein. Dann zog er sich sein Jackett über,
griff nach dem Computerkoffer und suchte das Weite.
    Vielleicht sollten wir den auch gleich unter die Lupe nehmen,

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