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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ihr den Mund mit Küssen.
    Eine Dreiviertelstunde später rumorte Chao in der Küche, Sina lag
immer noch im Bett, glücklich, andererseits so erschöpft, dass es ihr unmöglich
vorkam, den kleinsten Teil ihres Körpers auch nur einen Millimeter zu bewegen,
egal, in welche Richtung.
    »Soll ich uns eine Suppe machen?«, kam es aus der Küche.
    »Mmmmhhm«, machte sie so leise, dass Chao auf nackten Füßen über die
Fliesen im Flur zurück ins Schlafzimmer lief, um nachzusehen, ob sie vielleicht
eingeschlafen war. Er streichelte ihr über die Haare. »Soll ich oder soll ich
nicht?«
    »Mmmmhhm!«
    Sie hatte gerade noch so viel Kraft, um mit den Augenlidern zu klimpern.
Er lachte, zwängte sich in ihren Bademantel und zog wieder ab.
    Die Bilder vom Vormittag meldeten sich zurück. Ob die Geschichte
stimmte, die Kröger Niebuhr und ihr im Präsidium aufgetischt hatte? Hatte er
tatsächlich nichts mit dem Mord an Janis Auseklis zu tun?
    Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie es dazu hätte kommen
können. Janis, der sich schon als neuer Chef des Hauses sah, aber immer noch
Hilfsarbeiten in der Küche machen musste, und Kröger hatten des Öfteren in der
Küche diskutiert. Bis sie sich am Ende nur noch stritten und Kröger eines
Abends in Wut das erstbeste Messer griff und in der Hitze des Gefechtes
zustach. Anschließend packte er die Leiche in seinen BMW und versteckte sie im Wald am Stadtrand. So könnte es gewesen sein. Und wenn
sie Blut von Janis in Krögers BMW finden würden,
hätten sie schneller einen dringend Tatverdächtigen als erhofft.
    Arme Milda. Die Lettin lag im Krankenhaus. Dort gab es wenigstens
psychologische Betreuung, auch wenn das die junge Witwe kaum trösten würde.
Niebuhr war im Krankenwagen mitgefahren, saß im Augenblick wahrscheinlich an
ihrem Bett. Sina fiel ein, dass es zwischen ihr und Chao auch Liebe auf den
ersten Blick gewesen war. Bei Milda Auseklis handelte es sich allerdings um eine
in einen Mordfall verwickelte Person, und da war Abstand oberstes Gebot. Auch
wenn sie mit der Tat vermutlich nichts zu tun hatte, früher oder später musste
sie verhört werden, und da durfte keiner der ermittelnden Beamten
voreingenommen sein.
    »Weißt du, Torsten hat mich so witzige Sachen gefragt …«
    Chao stand in der Tür. Seine Stimme riss Sina endgültig aus dem
Tran.
    »Was denn für Sachen?«, fragte sie, während sie sich aufrappelte und
die Augen rieb.
    »Er hat mich gefragt, ob ich auch einmal Papa werden wollte. Das
wäre doch geil, Vater zu sein von so einem kleinen netten Kerlchen, hat er
gesagt …«
    Was sollte denn das schon wieder?, fragte sich Sina. »Ja, stimmt,
wirklich komisch.«
    ***
    Die hoch aufgeschossene Psychologin hieß Dr. Mechthild
Eckartz und war Sina bis dato noch nicht begegnet. Ihr Alter lag näher an der
sechzig als an der fünfzig, ihre Augen waren glanzlos, aber wach, die Stimme
floss ruhig und besonnen wie ein Narkotikum dahin.
    »Ich habe versucht, mit ihr zu reden. Ohne Erfolg. Sie hat kaum auf
mich reagiert, führt unaufhörlich Selbstgespräche, vermutlich auf Lettisch. Ich
brauche Ihnen nicht zu sagen, dass ihre seelische Verfassung sehr labil ist.«
    »Was ist genau mit ihr?«, fragte Sina. Neben ihr stand der stumme
Niebuhr.
    »Die Patientin hat einen schweren Schock in Verbindung mit einem
Nervenzusammenbruch erlitten. Wir halten sie die nächsten Tage zu ihrem eigenen
Schutz unter Beobachtung. Wann sie wieder entlassen werden kann, lässt sich
derzeit noch nicht sagen. Hat sie Verwandte hier?«
    »Wie es aussieht, nicht. Dürfen wir ihr ein paar Fragen stellen?«
    »Ich würde sagen, versuchen Sie es, aber fassen Sie sich kurz. Die
Frau braucht unbedingte Ruhe. Sie hat keinen Boden mehr unter den Füßen. Als
sie das erste Mal wach wurde, wollte sie weg, hat ihre Sachen genommen und wäre
beinahe verschwunden. Aber dann ist sie auf dem Flur mit einem Weinkrampf
wieder zusammengeklappt.«
    »Danke, Frau Doktor.«
    Die Psychologin nickte den beiden Polizisten zu, dann stakste sie
mit der Grazie einer Stabheuschrecke mit der Krankenakte in der Hand in
Richtung der Lifte. Am liebsten hätte Sina die junge Witwe in Ruhe gelassen,
bis sie sich wieder erholt hatte, aber sie mussten unbedingt in Erfahrung
bringen, was sich vor und nach dem Verschwinden ihres Mannes abgespielt hatte.
    Milda war allein im Zimmer und saß mit dem Rücken zu ihnen auf einem
Holzstuhl am Fenster.
    »Guten Tag, Milda«, sagte Sina.
    Keine Antwort.
    »Dürfen wir uns

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