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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Kampf stattgefunden hat, lässt sich das
nur noch äußerst schwer rekonstruieren. Zwischendurch hat es geregnet, und wer
weiß, was sich hier alles herumgetrieben hat. Aber wir tun, was wir können.«
    Es war Anfang Juni, also war der Mann frühestens Anfang März und
spätestens im Mai zu Tode gekommen, dachte Sina.
    »Wissen wir doch«, sagte sie zu dem Techniker. »Danke!«
    »Dafür nicht«, antwortete der Mann und ging wieder seiner Arbeit
nach.
    Der Tote war nicht eingegraben worden, jedenfalls ließ sich keine
Mulde oder Vertiefung im Waldboden erkennen, aus der die Leiche herausgezogen
worden war. Das konnte ein Anzeichen für einen natürlichen Tod sein: Der Mann
hatte einen Anfall, Herzinfarkt oder Schock erlitten, war zusammengebrochen,
ins Koma gefallen und – weil keine Hilfe kam – gestorben. Aber warum
hatte er den Weg verlassen und war in den Wald gekrochen? Pilzsaison war im
September, und es war erst Juni. Vielleicht hatte er schlichtweg nur pinkeln
müssen, als es ihn erwischte.
    Ebenso gut aber konnte er ermordet und ins Gebüsch gezerrt worden
sein, und der Täter hatte ihn einfach liegen lassen oder nur flüchtig mit
Grünzeug bedeckt. Abgerissene und vertrocknete Äste lagen jedenfalls genug
herum. Möglich war auch, dass der Mord woanders stattgefunden hatte und der
Tote hier nur abgelegt worden war.
    Abgesehen von den Fliegenmaden und Käfern hatte sich vermutlich
anderes Getier vom Duft des faulenden Fleisches anlocken lassen. Alle waren sie
schließlich auch Aasfresser: Füchse, Dachse, Marder und vor allem die vielen
Wildschweine. Wie sich eine Rotte Schweine gierig schmatzend über den
ungeschützten Körper hermachte, wollte sich Sina lieber nicht vorstellen.
    Sie warf Niebuhr einen eindeutigen Blick zu. Vorerst waren sie hier
fertig. Die Antworten auf alle weiteren Fragen mussten sie den Berichten der
Kriminaltechnik und der Gerichtsmedizin entnehmen.
    Sie kehrten zum Parkplatz an der B241 zurück, wo ihr Dienstwagen
stand. Die beiden Beamten von der Streife, die sich dort im Gespräch mit einem
Mittfünfziger befanden, der ziemlich verschreckt aussah, hatten offenbar schon
auf sie gewartet.
    »Das ist Herr Mayrinck«, stellte einer der Streifenbeamten den Mann
vor.
    Mayrinck nickte, zog seinen verstaubten Filzhut und gab Sina und
Niebuhr die Hand.
    »Herr Mayrinck hat den Toten gefunden …«
    »Beziehungsweise Liese hat ihn gefunden«, verbesserte Mayrinck mit
dünner, hoher Stimme und wies auf die graubraune Promenadenmischung zu seinen
Füßen. »Liese lief plötzlich ins Gebüsch – sonst macht sie das nicht,
bleibt immer auf dem Weg – und kam mit diesem Stock, wie ich zuerst
dachte, wieder heraus. Aber es war kein Stock. Es war ein Knochen, ein ziemlich
langer Knochen. Liese wollte ihn zuerst nicht hergeben. Ich musste mit ihr
schimpfen und bin hinter ihr her in den Wald, und da habe ich die Stelle
gefunden, wo …«
    Mayrinck stockte, anscheinend immer noch schockiert von dem, was er
gesehen hatte.
    »Und dann haben Sie die Polizei gerufen …«, brachte ihn Niebuhr
wieder in die Spur.
    »Ja, ich bin sofort nach Hause gelaufen. Ich wohne seit fünfundzwanzig
Jahren hier unten an der Straße. Ich hab mich sofort ans Telefon gehängt und
die Polizei verständigt.«
    Er blickte unsicher zu den Uniformierten hinüber, offenbar im
Zweifel, ob er alles richtig gemacht hatte.
    »Gehen Sie mit Ihrem Hund immer diese Strecke?«, fragte Sina.
    »Ja, jeden Morgen. Wieso?«
    »Ich frage mich, warum der Hund den Toten erst heute entdeckt hat.
Der liegt nämlich schon einige Zeit hier.«
    »Ich war vier Wochen weg. Zwei Wochen bei meiner Schwester in Kassel
und danach zwei Wochen im Spreewald bei einem ehemaligen Klassenkamerad. Ich
hab mich auf zu Hause gefreut, aber jetzt hab ich schon wieder die Nase voll.«
    »Gehen Sie nach Hause.« Sina lächelte Mayrinck verständnisvoll zu.
»Und trinken Sie einen guten Tee, das beruhigt. – Und wir tun, was wir
müssen«, wandte sie sich an Niebuhr, der mit einem Klack die Wagentür
entriegelte.
    ***
    Der Tag war heiß gewesen. Obwohl Sinas Büro im
Polizeipräsidium nach hinten heraus lag, nachmittags unerreichbar für die
stechende Sonne, hatte sie gegen drei Sehnsucht nach einem Sprung ins kühle
Nass bekommen. Doch mittlerweile war es nach Dienstschluss, und bevor sie mit
Chao im Oberharz sein würde, hätte das Waldbad in Wildemann schon längst
geschlossen.
    Sie stellte den gelben Honda vor ihrem kleinen Reihenhaus im
Goslarer

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