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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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körperliche Leiden hervorruft.«
    Er öffnete seine Tasche, kramte darin herum und zog zwei Fläschchen heraus. Davon schüttete er ein paar winzige weiße Kügelchen auf seinen Handteller und gab sie Arne.
    »Steck ihr das zwischen die Lippen, damit es von der Mundschleimhaut aufgenommen werden kann«, sagte er. »Von dir nimmt sie die Globuli sicher ohne Probleme.«
    Während Dr. Jansen ins Büro der Reitschule ging, um das Attest für meinen Vater zu schreiben, führten wir Lara auf dem Hof herum. Die beiden Mädchen, die im Hintergrund gewartet hatten, kamen näher, aber die Stute wurde sofort wieder unruhig und scheute vor ihnen zurück.
    »Es ist besser, ihr wartet, bis sie im Stall ist«, rief Arne ihnen zu. »Sie ist noch schreckhafter als früher. Die meisten Menschen jagen ihr Angst ein.«
    Er führte Lara am Halfter und Jule ging neben ihm. Ich hielt mich ein Stück abseits, um Lara nicht zu ängstigen. Sie sollte sich erst an mich gewöhnen und mich nicht gleich bei unserer ersten Begegnung als Bedrohung erleben.
    »Sie bräuchte einen Pferdeflüsterer«, meinte Jule und sah mich dabei an; und ich bildete mir ein, den Nachsatz zu hören: Kannst du das?
    Nein, dachte ich, das kann ich nicht. Ich war nicht sicher, ob ich es überhaupt je schaffen würde, richtig mit diesem armen, verschreckten Tier umzugehen, ihm seine Furcht und sein Misstrauen gegen die Menschen zu nehmen. Selbst mit Arnes Hilfe war das eine verdammt schwierige Aufgabe. Und doch wollte ich mich ihr stellen.
    In diesen Minuten auf dem Hof des Reitstalls wusste ich plötzlich, dass ich bereit war, alles zu tun, um die Stute zu mir zu nehmen, notfalls auch gegen den Willen meines Vaters. Ich würde um sie kämpfen, so wie Ronja es getan hätte. Warum sollte ich das nicht auch können?
    Noch hatte ich sie nicht berührt, weil ich sie nicht noch mehr beunruhigen wollte. Sie merkte natürlich, dass etwas anders war als sonst, spürte, dass eine Veränderung bevorstand und reagierte mit Unsicherheit und Argwohn.
    Arne, der mich beobachtet hatte, sagte: »Geht’s dir nicht gut, Rikke? Du bist ganz bleich um die Nase. Das alles ist natürlich erst mal ziemlicher Stress für euch beide.«
    »Sie tut mir so leid«, murmelte ich. »Ich wollte, wir könnten sie gleich mitnehmen!«
    »Gefällt sie dir denn?« Das kam von Jule, die mich wie ein neugieriger, aufgeplusterter Vogel über Laras Nase hinweg musterte.
    »Sie ist wunderschön.«
    Arne lächelte mir zu. »Ja, das sieht man trotz allem, nicht? Wenn ihre Haut geheilt ist und ihr Fell wieder glatt wird und glänzt und wenn sie ein bisschen Fett auf die Rippen kriegt, kann eine Schönheit aus Lara werden. Und sie ist von Natur aus geduldig und gutmütig. Sie verdient es wirklich, dass es ihr besser geht. Nur muss sie endlich raus aus dieser engen, finsteren Box, ehe es zu spät ist!«
    »Wenn du sie nicht nimmst, wissen wir nicht, was aus ihr wird«, sagte Jule. »Deshalb hab ich Arne auch angerufen. Ein paar Leute waren schon hier, die sie kaufen wollten, aber die haben sich entweder an ihrem Ekzem gestört, oder es hat ihnen nicht gepasst, dass Lara so ängstlich ist. Wer will schon ein Pferd, das vor einem zurückweicht, als wäre man der Teufel persönlich? Ein Mann hat auch gesehen, dass ihre Hufe nicht in Ordnung sind, und gedacht, sie wäre als Reitpferd nicht mehr lange zu gebrauchen. Jedenfalls wird das Ekel Stromberg sie nicht mehr lang behalten, das hat er erst letzte Woche zum Besitzer der Reitschule gesagt.«
    Wir standen jetzt unter einem der Bäume am Rand des Stallhofes. Arne holte einen Apfel aus seinem Rucksack und zerteilte ihn mit dem Taschenmesser. Ich sah zu, wie Lara die Apfelstücke von seiner flachen Hand nahm und kaute. Speichel tropfte aus ihren Mundwinkeln.
    Ich hatte eine Packung Haferkekse aus dem Naturkostladen für sie mitgebracht. Als Lara den Apfel gefressen hatte, legte ich einen von den Keksen auf die Handfläche und streckte die Hand sehr langsam und vorsichtig aus, sodass sie den Keks erreichen konnte, wenn sie die Nase vorstreckte.
    Leise sagte ich: »Schau, ich hab dir was mitgebracht. Nimm es nur, du brauchst keine Angst zu haben …«
    Sie sah mich mit ihren scheuen, traurigen Augen an und schien zu lauschen, als könnte ihr meine Stimme etwas über mich und mein Wesen verraten.
    Eine Weile geschah nichts. Wir standen abwartend da; im Hintergrund erklang Hufgetrappel. Eine raue, laute Männerstimme rief etwas. Lara, die mir schon mit der Nase ein kleines

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