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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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Reitpferd werden …«
    Ich kannte den Text längst auswendig. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte meinen Vater geschüttelt. Wenn nur Ronja jetzt bei mir gewesen wäre! Sie hätte bestimmt die richtigen Worte gefunden, um ihn zu überzeugen.
    Mama sagte: »Das klingt doch sehr positiv, Jochen, findest du nicht? Das arme Tier verdient wirklich eine Chance für ein besseres Leben.«
    »Hast du mit dem Besitzer gesprochen?« Mein Vater sah mich über sein Weinglas hinweg an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Er war nicht da, aber Arnes Vater hat versprochen, mit ihm zu telefonieren, wenn du einverstanden bist. Er kennt sich mit Pferden aus und könnte sicher einen fairen Preis mit ihm aushandeln.«
    Dass Herr Stromberg Lara unbedingt loswerden wollte, sagte ich nicht. Das hätte meinen Vater nur misstrauisch gemacht. Noch immer schien er zu zögern, saß mit gerunzelter Stirn auf dem Korbstuhl und überlegte. Ich wusste, dass es falsch gewesen wäre, jetzt auf ihn einzureden und ihn zu drängen.
    Aus einem der Nachbarhäuser kam Musik. Jemand spielte auf dem Klavier, eine langsame Melodie aus perlenden, wehmütigen Tönen.
    »Ein Walzer von Chopin«, sagte Mama leise. »Schön!«
    Später sollte ich immer an Lara denken, wenn ich dieses Klavierstück hörte. Denn es war der Augenblick, in dem mein Vater seine Entscheidung traf.

17
    Die Dunkelheit brach schon herein, als ich mich auf mein altes Fahrrad schwang und nach Eulenbrook fuhr.
    Einer der beiden Torflügel stand weit offen, als würde ich erwartet. Ich stieg ab, lehnte das Rad an den Torpfosten und ging in den verwilderten Garten hinein, über den sich langsam die Schatten der Nacht senkten.
    Ich hatte nicht geglaubt, dass ich je wieder hierherkommen würde. Eine Drossel sang noch irgendwo in den Baumwipfeln, Grillen oder Zikaden zirpten durchdringend. Das alte Laub, ausgetrocknet von der Hitze des Sommers, knisterte unter meinen Sandalen.
    All die vertrauten Düfte umgaben mich wieder, nach Blättern und Blüten und faulendem Holz, nach dem brackigen Wasser des Teichs und den Buchsbaumhecken, die schon lange keiner mehr stutzte. Doch etwas war anders: Als ich mich dem Haus näherte, merkte ich, dass der säuerliche Geruch des alten Gemäuers verschwunden war.
    Ein Gerüst umgab die Fassade. Vor der Freitreppe stand ein großer Wohnwagen mit erleuchteten Fenstern.
    Zögernd blieb ich stehen, bis Bonnie bellte. Sie kam wie ein goldener Pfeil aus dem Gebüsch geschossen, sprang auf mich zu und umkreiste mich mit freudigem Gekläff.
    Die Tür des Wohnwagens öffnete sich. Arnes Vater erschien im Lichtschein. »Bonnie!«, rief er. »Was ist los! Lass bloß die Igel in Ruhe!«
    Ich trat einen Schritt vor. »Ich wollte zu Arne«, sagte ich. »Ich bin Rikke Wagner. Es geht um Lara.«
    Jetzt tauchte Arne hinter ihm auf. Rasch drängte er sich an seinem Vater vorbei.
    »Rikke, du!«, sagte er. »Alles paletti?«
    Ich nickte nur, denn meine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Die Tränen stiegen mir in die Augen, aber in diesem Moment war ich so glücklich, dass ich mich nicht schämte, auch dann nicht, als Arne dicht vor mir stand, meine Hand nahm und sie mit seinen beiden Händen umfasste.
    »Mann, Rikke!«, sagte er. Seine Stimme klang leise und atemlos. »Ich hab’s kaum mehr zu hoffen gewagt! Bin ich froh …«
    »Was für ein Glück für die arme Stute!«, hörte ich Herrn Theisen sagen. Er stand jetzt hinter Arne und lächelte mich an. Im Lichtviereck, das aus der Tür des Wohnwagens kam, sahen sich die beiden verblüffend ähnlich. Herr Theisen wirkte wie ein älterer Bruder seines Sohnes, schmaler und sehr viel ernster und mit einem traurigen Ausdruck in den Augen, die ebenso braun und golden gesprenkelt waren wie die von Arne.
    Wir hielten uns noch immer an den Händen. Jetzt weinte ich richtig, ich hätte abheben können vor Freude und Erleichterung. Und doch musste ich dabei auch an Ronja denken, daran, wie schön es gewesen wäre, wenn sie hier neben mir gestanden und alles miterlebt hätte.
    Herr Theisen holte ein Windlicht, und wir setzten uns auf die Campingstühle, die in der ungemähten Wiese hinter dem Wohnwagen standen. Es gab Apfelcidre und italienische Kekse mit Mandelstückchen. Elisa tauchte nicht auf.
    Natürlich redeten wir über Lara. »Ich rufe morgen früh bei Laras Besitzer an und verhandle mit ihm über den Preis«, sagte Herr Theisen.
    »Es wäre schön, wenn ich nicht mehr als fünfhundert Euro zahlen müsste.« Ich spürte,

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