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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Käfig, und sie meinte bisweilen nahezu
ersticken zu müssen.
    Als
nun der Brief von Sir Millford sie erreichte, nach sechs Jahren
völligen Schweigens, war sie über das Ansinnen ihres
Onkels, sie zu adoptieren, zwar mehr als erstaunt, aber auch
beglückt, den trüben Aussichten ihres weiteren Fortkommens
entfliehen zu können. Doch plagte sie trotz allem die Sorge, ob
sie nicht noch in einen weitaus engeren Käfig geriete.

    ******

    Eingezwängt
zwischen ihren wenigen Habseligkeiten, saß sie nun in der
schlecht gefederten Kutsche, die sie von der Poststation in Wareham
zum etliche Meilen entfernten Herrenhaus bringen sollte und schon
geraume Zeit über die ausgefahrenen Wege in Dorset
dahinrumpelte. Doch weit sei es nun nicht mehr, hatte ihr vor einiger
Zeit der Kutscher vom Bock heruntergerufen, und so erwartete sie
jeden Moment die Auffahrt von Millford Hall vor sich zu erblicken.
Diese Auffahrt war ihr bekannt durch ein von ihrer Mutter
angefertigtes Aquarell, das, so lange sie denken konnte, im Haus in
Kastri gehangen hatte. Nun lagerte es wohl, wie all die anderen
Besitztümer ihrer Eltern, in den Räumen eines Verwalters in
London.
    Richtig,
da zwischen den Erlen und Pappeln in der Nähe des kleinen
Weihers blitzten die weißgetünchten Mauern des
Pförtnerhäuschens auf. Die Kutsche hielt und Charlotte
entwand sich stöhnend und mit eingerosteten Gliedern dem mäßig
gepolsterten Interieur des Gefährts. Der zweite Kutschbegleiter
hob ihr Gepäck heraus und bugsierte es vor die Tür des
Pförtnerhauses. Ein kurzer Gruß und Charlotte stand allein
in der sich schnell abkühlenden Dämmerung des Herbsttages.
    Kurz
zögerte sie, aber dann straffte sie entschlossen die Schultern
und griff nach der Kordel der kleinen Glocke neben der Pförtnertür.
Diese öffnete sich jedoch, noch bevor sie den Klingelzug
betätigen konnte und offenbarte einen gedrungenen Alten mit
spärlichem Haarwuchs und munteren Dachsaugen. »Miss
Brandon! Endlich! Wir erwarten Sie schon seit zwei Stunden. Lady
Millford hoffte, Sie zum Tee begrüßen zu können. Wir
sollten uns beeilen, Lady Millford schätzt es nicht zu warten.
Ich habe die Kutsche zum Haus schon bereitgestellt. Zum Gehen ist es
zu weit.«
    » Wie
weit ist es denn zum Haupthaus?«, fragte Charlotte, die ein
wenig Erleichterung verspürte über die unerwartet
freundliche Ansprache.
    » Etwa
eine halbe Meile, Miss.«
    » Nun,
ein kurzer Spaziergang würde mir guttun, nach der langen Fahrt,
ähm …«
    » Thomas,
Miss, mein Name ist Thomas. Ich kannte Ihre Mutter schon als kleines
Mädchen, müssen Sie wissen. Ich war früher einer der
Gärtner, aber jetzt plagt mich ein steifes Bein und deshalb hat
mir der Herr die Stelle als Pförtner hier gegeben.«
    » Danke,
Thomas. Dann würde ich gerne zum Haus gehen. Wenn du das Gepäck
versorgen könntest …«, Charlotte lächelte dem
Alten zu und machte sich auf den Weg die kiesbestreute Auffahrt
hinab. Das Haus lag in einer kleinen Senke, eingerahmt von gefällig
angeordneten Gruppen von Büschen und Hecken, die eine gute
Organisation des Hauswesens verrieten. Charlotte war einigermaßen
beeindruckt. Sie schritt kräftig aus und erreichte in kurzer
Zeit die Eingangstür des Haupthauses, das im Stil des Empire
renoviert worden war, aber wohl schon aus elisabethanischer Zeit
stammte. Die Tür öffnete sich und warmer Kerzenschein
flutete in die anbrechende Dämmerung hinaus. Ein tadellos
livrierter Bediensteter nahm sie mit ausgesuchter Höflichkeit in
Empfang und führte sie durch die große Eingangshalle in
einen kleineren Nebenraum, den er als Blauen Salon bezeichnete.
    » Wie
ich sehe, bist du nun endlich eingetroffen, Charlotte. Ich hatte dich
früher erwartet und habe nun mit dem Tee nicht auf dich
gewartet. Der Baronet wird dich leider heute Abend nicht mehr
begrüßen können. Er ist unpässlich. Ich hoffe,
du hattest eine angenehme Fahrt.« Lady Millfords Stimme war
spröde und kühl und bildete einen misstönenden
Gegensatz zur gemütlichen Ausstattung des Salons. Charlotte, der
bisher nicht angeboten worden war sich zu setzen, stand etwas
befangen im Raum. »Es tut mir leid, Tante, die Kutsche hatte
bereits in Southampton Verspätung. Ein Pferd hatte ein Eisen
verloren und musste ausgetauscht werden.«
    » Das
ist nicht von Interesse. Schließlich bist du ja nun angekommen.
Dein Gepäck wird in deinen Raum gebracht werden. Du wirst dich
morgen nach dem Frühstück bereithalten, den Herrn über
Millford und Lower Woodland

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