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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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junger Mädchen unterbringen. Ein Bekannter hat mir
das Longbottom Institut empfohlen und ich hoffe, du hast dort eine
gute Erziehung genossen. Obwohl ich doch auch verwundert war, nie von
dir auch nur eine Zeile erhalten zu haben. Aber vielleicht haben ja
junge Mädchen andere Dinge im Kopf. Wie dem auch sei, wir freuen
uns jedenfalls, dass du nun hier bei uns bist.«
    So
ist das also, dachte Charlotte, sie hat ihn nicht informiert, dass
mir befohlen wurde, den Kontakt zu unterlassen und ließ ihn in
dem Glauben, ich sei leichtfertig und undankbar. Sie scheint einen
unbestimmten Hass gegen mich zu hegen, obwohl ich mir das nicht
erklären kann. Sie kennt mich doch gar nicht! Ich muss auf der
Hut sein und sie nicht weiter gegen mich aufbringen.
    » Lieber
Onkel, es tut mir leid, Ihnen nicht geschrieben zu haben, aber seien
Sie versichert, dass ich Ihnen unendlich dankbar bin für die
finanzielle Unterstützung und die gute Erziehung, die Sie mir
zukommen ließen nach dem Tod meiner Eltern. Ich hatte jedoch
die wohl falsche Vermutung, dass Sie nicht die Zeit hätten, sich
neben Ihren zahlreichen Verpflichtungen mit einer unbedeutenden und
mittellosen Waise zu befassen. Ich kann Sie nur um Verzeihung bitten
für diesen Irrtum, bei dem die Schuld ganz bei mir liegt.«
    Charlotte
hatte während ihrer Worte die Reaktion von Lady Millford
beobachtet und registrierte mit heimlicher Genugtuung, wie diese
erleichtert und verblüfft zugleich ihren angehaltenen Atem
vorsichtig entweichen ließ und nach einem Wimpernschlag der
Verunsicherung Charlotte mit etwas mehr Respekt, aber auch Vorsicht
betrachtete. Was führt diese Frau im Schilde?, fragte sie sich.
Warum hatte sie zugestimmt, dass ich zur Tochter des Hauses gemacht
werde?
    » Liebes
Kind, sei unbesorgt, wir werden das alles aufholen und uns gut
kennenlernen.« Sir Alistair erhob sich mühsam aus seinem
Sessel und wanderte langsam um das Ungetüm von einem
Schreibmöbel herum, das mehr der Repräsentation als der
Arbeit zu dienen schien. Er war nur etwa so groß wie Charlotte
selbst und wirkte neben seiner eindrucksvollen Gattin eher
unscheinbar. »Du siehst deiner Mutter ähnlich, aber hast
auch viel von deinem Vater. Ja, mein Kind, wir kannten ihn! Es war
eine unglückliche Geschichte damals und ich bedaure es mehr als
du ahnst, dass meine liebe Schwester so ohne ein Wort mit einem
mittellosen Mann ihr Zuhause verließ. Aber vielleicht waren
meine Eltern auch zu hart in dieser Angelegenheit, wer weiß?«
    An
dieser Stelle hörte Charlotte, wie Lady Millford scharf die Luft
einsog und mit einer gehörigen Portion Empörung wieder von
sich gab. Sir Alistair ließ sich davon nicht beirren. Sie ist
unversöhnlich, dachte Charlotte, aber da war noch etwas anderes.
Doch dem würde sie schon noch auf die Spur kommen.
    » Wie
du sicher weißt, hat uns die Vorsehung leider keine eigenen
Kinder zugedacht«, hub Sir Alistair wieder an, »Nun, da
wir alt werden und jede Hoffnung auf eigenes familiäres Glück
zunichte gemacht ist, haben wir uns entschlossen, dich an Kindesstatt
anzunehmen, da du meine nächste Verwandte bist. Und natürlich
habe ich die Hoffnung, vielleicht noch auf meine alten Tage Großvater
zu werden. Denn ich sehe, du bist nicht unansehnlich. Ja, sogar ein
recht hübsches, junges Ding und, wie mir Mrs Longbottom
schriftlich versicherte, intelligent und anstellig. Du wirst uns
rechte Freude machen, hoffe ich.«
    » Das
hoffe ich auch, lieber Onkel, und ich werde mich sehr bemühen,
mich Ihrer Freundlichkeit würdig zu erweisen. Ich darf doch auch
weiterhin Onkel und Tante sagen, denn Mutter und Vater werden in
meinem Herzen immer meine verstorbenen Eltern bleiben«, beeilte
sich Charlotte hinterherzuschieben.
    Sir
Alistair schien wirklich ein offener und weichherziger Mann zu sein
und sie begann es jetzt schon zu bedauern, dass es ihr während
ihres bisherigen Aufenthalts in England nicht vergönnt gewesen
war, ihn kennengelernt zu haben. Dies hatte jedoch der unbeugsame
Wille seiner Gattin verhindert, die jetzt aber plötzlich doch
nachgegeben hatte, und dafür musste es einen bestimmten Grund
geben. Aber Charlotte beschloss, jetzt nicht weiter darüber
nachzugrübeln, sondern sich die Dinge entwickeln zu lassen. Und
sie entwickelten sich auch augenblicklich!
     » Charlotte,
ich hoffe, du bist durch deinen Aufenthalt im Institut auch darauf
vorbereitet, in die Gesellschaft eingeführt zu werden«,
sagte Lady Millford kühl und keineswegs freundlich. »Du
bist

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