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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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darauf ab.
    Lilith atmete hechelnd vor Erschöpfung. Nur eine Sekunde wollte sie sich nehmen, um Kraft zu schöpfen und - Sie schrie auf, vor Wut und Erschrecken in einem.
    Landru hatte sie getäuscht. Er war noch längst nicht am Ende, hatte den Angeschlagenen nur gemimt, um sie überraschend anzugehen.
    Aus seiner kauernden Stellung sprang er Lilith an und stieß sie so zurück, daß sie taumelte. Landru schlug hart auf dem Geröllboden auf, schnellte aber gleich wieder vor, um sich erneut gegen Lilith zu werfen. Wieder versetzte er ihr einen Stoß, der sie zwei weitere Schritte nach hinten torkeln ließ. Seine nächste Attacke brachte sie schließlich zu Fall.
    Lilith stürzte. Unmittelbar am Rand des »sicheren« Geröllstreifens, der das Tor umgab. Der Sturz trug Lilith über dessen Grenze hinaus. Der Aufprall auf der basaltartigen Fläche trieb ihr pfeifend die Luft aus den Lungen.
    Zugleich schien die Wucht groß genug, um die Oberfläche zerspringen zu lassen!
    Wie in einem zerberstenden Spiegel zogen sich gezackte Sprünge durch den Boden, immer mehr. Wie das Netz einer wahnsinnig gewordenen Spinne weiteten sie sich aus. Aus den Rissen drängte waberndes Glutlicht empor, in dessen noch schwachem Schein sich ne-bulöse Fratzen formten, die Landru ein stummes Brüllen entgegenschleuderten.
    Landru wußte, daß diese Gesichter einzig für ihn bestimmt waren, daß nur er sie sehen und ihr anklagendes, verhöhnendes Schreien hören konnte.
    Wie schon einmal.
    Seine Verdammnis sollte von neuem beginnen.
    Aber vielleicht gab es eine Chance, das zu verhindern.
    Er wußte nicht, wie er auf die Idee kam. Wahrscheinlich war es nur Ausdruck seiner panischen Furcht vor dem, was ihn wieder erwartete. Was er tat, war nicht mehr als ein verzweifelter Versuch, es abzuwenden.
    Ein weiteres Mal warf er sich nach vorn, bremste seine Bewegung aber, bevor auch er über den Rand des Streifens getragen wurde. Er ahnte, daß alles zu spät sein würde, wenn auch er diese Insel trügerischer Sicherheit in einem Meer höllischen Wahnsinns verließ.
    Dann streckte er die Arme nach Lilith aus, die sich benommen aufrichten wollte, und bekam ihren Knöchel zu fassen. Mit einem heftigen Ruck riß er sie zu sich. Im ersten Moment sträubte sie sich dagegen. Dann jedoch begann flackerndes Entsetzen auch ihren Blick zu füllen, als sie sich umschaute.
    Landru war sicher, daß sie gänzlich andere Dinge sah als er; daß die monströse Macht, deren Heimstatt dieser Pfuhl war, für Lilith einen anderen, individuellen Horror bereithielt und ihn nun offenbarte.
    Aufschreiend ließ sie es zu, daß Landru sie heranzerrte. Wie eine Schiffbrüchige aus sturmtosender See kroch sie endlich von der basaltähnlichen Fläche zurück auf den Geröllstreifen und in den Schatten des Tores.
    Hinter ihr schlossen sich die Sprünge in der Ebene, nachdem das glühende Nebelleuchten zurück in die darunter lauernden Tiefen geschlürft worden war.
    Landrus fiebrige Stirn sank nieder, berührte den kühlen Boden. Sein Instinkt wollte ihm diese Sekunde der Erholung nicht gönnen, wollte ihn aufspringen lassen, um sich erneut Lilith zuzuwenden und zu beenden, was er gerade erst begonnen hatte.
    Aber er widerstand diesem Drängen, konnte gar nicht anders. Selbst er brauchte diesen Moment, um das Entsetzen zu verdauen, das ihn da gerade angesprungen hatte.
    Insgeheim rechnete er mit einem Angriff Liliths, während er dalag, aber es geschah nichts. Offenbar steckte auch ihr der Anblick, der ihr geboten worden war, noch in allen Gliedern und lähmte sie.
    Schließlich richtete Landru sich halbwegs auf und wandte sich um. Unterschwellig erwartete er, ungeachtet ihrer abgrundtiefen Feindschaft zueinander, etwas wie Dankbarkeit in Liliths Zügen zu finden.
    Doch sie begegnete ihm lediglich mit eben jenem Ausdruck, der auch seine Gelüste ihr gegenüber beschrieb.
    Begierde lag über ihrem Gesicht wie eine grausige Maske.
    Und es handelte sich spürbar um dieselbe Gier, die auch Landru beseelte.
    Die Gier nach Blut.
    Nur war es bei Lilith die Gier nach seinem Blut.
    *
    New York
    »Hast du je so einen schrecklichen Sinn in Mamas Geschichten vermutet?«
    April Dorn lag auf der schäbigen Matratze und stierte zu der stockfleckigen Decke der Absteige hoch, in der sie nach ihrer Odyssee durch etliche Staaten eine weitere Zuflucht gefunden hatten. Durch das rußgeschwärzte Fenster sickerte schwacher Widerschein ferner Leuchtreklamen. Neonfarbene Kreaturen wanderten über Wände

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