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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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flüchtiges Lächeln huschte über die naturroten Lippen der Asiatin. »Ich bin gekommen, um euch zu holen.«
    May lachte böse auf. »Wir sind nicht die sieben Geißlein. Die wohnen zwei Türen weiter.«
    »Und ich bin nicht der böse Wolf«, erwiderte Lyn Shaa.
    »Sondern?«
    »Eine Gesandte.«
    »Aha.«
    »Ihr habt zwei Möglichkeiten«, fuhr Lyn Shaa fort. »Entweder ihr folgt mir freiwillig. Oder ich muß euch zwingen. Mir wäre die erste lieber.«
    May schüttelte den Kopf, beinahe bedauernd.
    »Sie vergessen die dritte Möglichkeit«, sagte sie.
    »Und die wäre?«
    »Sie gehen allein - zur Hölle!«
    Und mit diesen Worten zerriß May Dorn die Wirklichkeit!
    * »NEIN!«
    April Dorn schrie auf, aber mit Worten allein war May längst nicht mehr aufzuhalten. In Sachen Härte und Kompromißlosigkeit konnte sie es längst mit jenem Gezücht aufnehmen, das sie in diese Welt zu entlassen imstande war.
    Machtvolles Fauchen und Donnern wie von einem nahen Sturm erfüllte das schäbige Zimmer mit einemmal. Wind aus dem Unsichtbaren trug arktische Kälte heran, als May ihre Finger ins Nichts krallte und es zerfetzte. Mit einem Geräusch wie von aufbrechendem Fels entstand eine Kluft in der Realität; ein Fenster, eine Pforte hinüber in ein vor Schrecken überquellendes Anderswo.
    April wünschte sich das reflexgesteuerte Reaktionsvermögen ihrer Schwester. Dann hätte sie sofort eingreifen und das Schlimmste verhindern können, indem sie die Kontrolle an sich riß, zu der May nicht fähig war. So aber war sie zur Starre verdammt, weil lähmendes Entsetzen jede Faser ihres Körpers einfror und lähmte und sich nicht ohne weiteres vertreiben ließ.
    Sekunden mußte sie tatenlos verstreichen lassen.
    Sekunden, in denen so vieles geschah.
    Das Loch in der Wirklichkeit spie mörderisches Grauen aus, gebar monströse Dinge. Ein wie glasiert wirkender Tentakel schnellte sich einer blinden Schlange gleich der Asiatin entgegen, drosch, wie zufällig, aber doch mit ungeheuerlicher Kraft, gegen ihre Brust und ließ Lyn Shaa nach hinten stürzen. Zu ihrem Glück, denn nur dadurch entging sie dem Hieb einer schuppigen Pranke, die anstatt ihrer Kehle nun lediglich den Türstock zerfetzte.
    Das Knirschen des Holzes jagte April einen Schauer über den Rücken - und ließ sie endlich die Lähmung abstreifen! Ein Sprung brachte sie von der Matratze, ein weiterer zur Tür.
    »Hör auf!« schrie sie May an, wohl wissend, daß Worte noch immer nichts bewirken konnten. Es gab nur einen Weg, das höllische Spektakel zu beenden. Obwohl sie nicht zum ersten Mal gezwungen war, es zu tun, graute ihr noch immer davor.
    Durch ihr Zaudern verlor April wieder ein, zwei Sekunden. Eine lächerliche Zeitspanne - unter allen anderen Umständen. Hier und jetzt jedoch kam die Dauer einer kleinen Ewigkeit gleich. Denn der Riß in der Wirklichkeit, von May offengehalten, entließ sekündlich neue Schrecken.
    Aber sie kamen nie zur Gänze herüber, stets nur in Teilen. Als wären sie drüben verwurzelt und könnten einzig ihre Glieder ausstrecken - um das Grauen gewissermaßen herüberzutragen; oder Opfer hinüberzuzerren . ..
    Der Gedanke hatte April eine weitere Sekunde gekostet.
    Jetzt endlich wollte sie tun, was getan werden mußte!
    Sie tauchte unter den schlagenden und pendelnden Monstrositäten hinweg, griff selbst mit beiden Händen nach den Wundrändern der verletzten Realität. April umschloß Mays geballte Fäuste, um sie aufeinander zuzuzwingen - - und hielt erschrocken inne!
    Bislang hatte May es stets willenlos geschehen lassen. Als könnte sie gar nichts dagegen unternehmen, daß April den Riß schloß; als bekäme sie es nicht einmal bewußt mit.
    Jetzt aber -
    »Laß es!« fauchte May. »Das Weib soll büßen!«
    »Nein, ich laß' es nicht zu«, gab April zurück, keuchend vor Anstrengung, die ihr Mays Widerstand schon jetzt abnötigte.
    Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, wie sich die Asiatin gegen die Tentakel und Klauen zur Wehr setzte. Sie tat es mit geradezu akrobatischer Geschicklichkeit. Trotzdem konnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ihre Kräfte nachließen oder sie schlicht einen Fehler machte - der ihr Leben kosten würde.
    »Dann wirst du mit ihr sterben!« drohte May.
    »Was ...?«
    Im nächsten Moment erfuhr April, wovon ihre Schwester sprach.
    Ein harter Prankenhieb streifte ihre Schläfe, wollte sie forttaumeln lassen, doch sie hielt eisern fest.
    Der nächste Schlag jedoch überstieg ihre Kraft. April stürzte.

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