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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Erscheinung?“, wollte ich wissen.
    „Zur Mitternacht natürlich.“ Holm Helgard sah mich an, als hätte ich etwas völlig Dummes gefragt.
    „Ich kenn mich nicht so aus mit Geistern“, murmelte ich als Entschuldigung. Ich wollte noch etwas hinzufügen, als es plötzlich an der Tür läutete.
    Sally sprang auf. „Ich gehe!“
    Ich sah zur Uhr. Es war vier Uhr am Nachmittag des Heiligen Abends. Wer würde sich jetzt noch so spät zum Besuch ansagen?
    „Es ist Onkel Thomas!“, rief das Mädchen aufgeregt und zerrte einen Mann in einem langen, jedoch viel zu dünnen Mantel ins Wohnzimmer der Helgards. Der Alte war um die siebzig, hatte weißes, schütteres Haar und leuchtend blaue Augen.
    „Hallo Holm“, sagte er einfach, als er im Raum stand.
    Holm Helgard runzelte die Stirn und erhob sich von seinem Sessel.
    „Onkel Thomas, dich habe ich ja ewig nicht mehr gesehen. Wie viele Jahre sind es? Vierzig? Fünfzig?“
    „38, um genau zu sein. Du warst ein fünfjähriger Bursche, als wir uns das letzte Mal begegnet sind. Du bist gewachsen.“ Der Alte grinste.
    Holm Helgard reichte dem Ankömmling die Hand, die dieser herzlich schüttelte. „Und du bist grau geworden.“
    „Das hat das Alter so an sich.“
    Ich sah von einem zum anderen und freute mich natürlich über die Familienzusammenführung, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie alles zusammenhing. Doch der Fremde klärte mich auf, als er mir zur Begrüßung ebenfalls die Hand reichte.
    „Ich bin der Bruder des alten Helgards, seines Vaters. Ich bin vor langer Zeit nach Australien ausgewandert. Doch dieses Jahr hätte ich Lust, Weihnachten mal wieder in der Heimat zu feiern.“
    Ich nickte freundlich, hörte jedoch, wie der Hausherr im Hintergrund knurrte: „Meldet sich ein halbes Jahrhundert nicht und will dann einfach mit uns Weihnachten feiern.“
    Onkel Thomas tat so, als hätte er es nicht gehört. Ich ebenfalls.
    Dafür meldete sich Robbie zu Wort. „Du musst dich auf etwas gefasst machen, Onkel Thomas. Bei uns spukt es immer zu Weihnachten.“
    „Ein Spuk? Das ist ja fantastisch!“ Der Alte sah nicht so aus, als würde er sich fürchten. „Was ist das für ein Spuk?“
    „Ein Schrei und eine weiße Erscheinung in der Nacht“, hauchte der Junge ehrfurchtsvoll.
    „Und wer spukt?“, fragte Onkel Thomas.
    Sally zuckte mit den Schultern. „Das wissen wir nicht.“
    Der Alte stemmte die Hände in die Hüften. „Das wisst ihr nicht? Habt ihr noch gar nicht versucht, herauszufinden, wer es ist? Ein Spuk bedeutet immer, dass eine Seele noch etwas auf der Erde zu erledigen hat. Wenn man das herausfindet, vergeht der Spuk.“
    „Das wissen wir doch, Onkel Thomas“, erwiderte Sally. „Aber wir wissen nicht, wie wir das herausfinden sollen.“
    „Habt ihr schon mal ein Geistometer gebaut?“
    „Was ist das?“, fragte Robbie mit vor Begeisterung roten Wangen.
    Auch ich war gefangen von den Worten des Gastes und beugte mich interessiert nach vorn, um ihn besser verstehen zu können.
    „Ein Geistometer fängt die Essenz des Geistes ein, die Moleküle und die Energie, die er aussendet. Wenn man das dann analysiert, kann man sehen, um wen es sich handelt.“
    „Das gibt es doch nicht“, flüsterte Sally, obwohl ihr Gesicht etwas ganz anderes ausdrückte.
    „Doch, das gibt es“, entgegnete Onkel Thomas ernst.
    „Kannst du das bauen?“, fragte Robbie. Genau das wäre auch meine nächste Frage gewesen.
    Er wiegte den Kopf. „Ich denke schon. Dafür müsste ich die Werkstatt eures Vaters nutzen, um ein paar Einzelteile zu suchen und das Ganze dann zusammenzusetzen.“
    Die Kinder sahen mit hoffnungsvollen Augen auf Holm Helgard. Der wiederum blickte kurz zu seiner Frau, Brigid, die bisher stumm dem Geschehen gefolgt war und in der Ecke den Weihnachtsbaum schmückte.
    Sie nickte kurz und verzog den Mund, was wohl so viel bedeuten sollte wie: ‚Lass ihn. Schaden kann es nicht, denke ich. Zumindest sind er und die Kinder beschäftigt und nerven mich nicht.‘ So jedenfalls würde ich es deuten, aber das war ja völlig subjektiv.
    Robbie las etwas völlig anderes heraus, denn er jubelte schon, bevor sein Vater die Zustimmung gegeben hatte. Die folgte jedoch auf dem Fuße.
    „Gut. Aber bringt nichts durcheinander. Und keine Spielereien mit Feuer, elektrischem Strom oder dem Computer.“
    Sally und Robbie nickten folgsam, Onkel Thomas nicht, aber das sah außer mir niemand.
    Ich überlegte kurz, ob ich Holm und Brigid zum wiederholten Male zum Spuk

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